Kreis Kleve. Die Dürre macht den Landwirten arg zu schaffen. Das Futter wird knapp und das Vieh findet auf den Weiden nichts zu fressen - dramatische Folgen

So schön dieser Sommer auf dem Liegestuhl und am Badestrand auch ist – so dramatische Folgen nimmt er für die Landwirtschaft an. Für die Bauern und ihre Tiere müsste es jetzt wochenlang regnen, doch danach sieht es immer noch nicht aus. Viele Tiere finden auf den Weiden kaum noch etwas zu fressen und die bevorstehende Mais-Ernte verspricht ein Desaster zu werden. „Wir pflügen hier gerade durch Beton“, schildert Kreislandwirt Michael Seegers seine Erfahrungen auf dem Acker.

Zwar meldete das Land am Montag gute Erträge für die Getreideernte, aber die stattlichen 3,93 Millionen Tonnen Getreide (ohne Körnermais), die in NRW geerntet wurden, sind nur ein kleiner Teil des großen Ganzen. Und das sieht landwirtschaftlich gesehen miserabel aus.

Auch Schafen müssen jetzt zugefüttert werden. 
Auch Schafen müssen jetzt zugefüttert werden.  © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein

„Zwar hat es alle zwei oder drei Wochen mal ein paar Millimeter Regen gegeben – aber das reicht natürlich nicht aus“, sagt Kreislandwirt Michael Seegers aus Kalkar. Die harten Böden schädigen Mensch und Maschine: „Wir leben hier im Kreis Kleve von und mit der Vieh- und Futterwirtschaft. Wir haben uns für unseren Hof vor drei Jahren eine Beregnung gekauft. Sie ist sowas wie eine Lebensversicherung.“

Den Betonboden kann Jens Bodden vom Bioland Geflügelhof Bodden in Goch nur bestätigen: „Unsere Hennen leben in mobilen Laufställen. Aber das Versetzen der Ausläufe ist auf den trockenen Böden kaum mehr möglich.“ Der Boden ist zu hart, um Zaunstäbe in die Erde zu bekommen. Beregnen möchte der Bioland-Landwirt die verdorrten „Grünflächen“ der Hühner nicht.

Mais wächst seit drei Wochen überhaupt nicht mehr

Mittlerweile sind auch die schweren Lehmböden, wie sie beispielsweise in Uedem-Keppeln vorhanden sind, knochentrocken. „Unsere Böden sind bekannt dafür, dass sie das Wasser sehr gut halten“, verrät Hans-Theo Hoffmann, der einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb in Keppeln führt.

„Aber auch hier herrscht Trocken- und Hitzestress auf den Feldern. Die Kartoffelernte bringt nur den halben Ertrag, Mais und Grünland wächst seit drei Wochen gar nicht mehr.“ Zwar könnte auch Hoffmann seine Felder beregnen – doch die Investition wäre enorm. „Und wer weiß wie lange Landwirte noch beregnen können und dürfen.“

„Zukauf woher? Der Nachbar hat ja auch nichts“

Nun ist er wie seine Kollegen auf Futterzukäufe auch für seine Milchkühe angewiesen. Das macht den zurzeit besseren Milchpreis wieder kaputt. „Aber Zukauf woher? Der Nachbar hat ja auch nichts. Die Grünlandschnitte fehlen seit Juli.“ Auch die Schäfer ächzen unter der Last genügend Futter für ihre Tiere zusammen zu bekommen. Die Weiden ähneln Dürre-Steppen. Viel Vieh wurde bereits verfrüht aufgestallt, da zugefüttert werden muss.

Auch aus anderen Ländern lässt sich kaum Futter zukaufen. Der Weltmarkt steht nicht nur wegen des Ukrainekrieges am Rande eines Zusammenbruchs. Hoffmann: „In China sind 800.000 Hektar der Dürre zum Opfer gefallen. Es gibt kaum noch Zukaufsmöglichkeiten.“ Eine winzige Chance gibt’s noch für den Mais. Zumindest in einigen Ecken des Kleverlands. „Die Maisernte wird regional extrem unterschiedlich ausfallen“, weiß Seegers. „An einigen Stellen ist der Mais bereits völlig tot, an anderen Stellen geht’s einigermaßen.“

Hier ist
Hier ist "Hopfen und Mais" verloren: Ein Maisacker in Zyfflich. © NRZ | Andreas Gebbink

Damit er noch etwas Stärke einlagern kann, müsste es nun genug Regen geben, auf den auch die Zuckerrüben warten. Deren Blätter liegen am Boden – sie haben sich sozusagen vor lauter Durst schlafen gelegt. „Wenn es nicht innerhalb der nächsten drei Wochen regnet, dann gehen außerdem auch die Grasnarben der Weiden unweigerlich kaputt“, weiß der Keppelner Landwirt Hoffmann, „denn die hochwertigen deutschen Weidegräser wurzeln sehr flach.“

Einsaat benötigt Feuchtigkeit – wo soll die herkommen?

Außerdem, so Kreislandwirt Seegers, braucht die Einsaat von Wintergetreide und Raps, die in vier Wochen erfolgt, ganz dringend Feuchtigkeit, um aufzugehen. Da bleibt vielen nur der bange Blick in den Himmel und die Hoffnung, dass die Wetterprognosen bald regnerisch ausfallen.

Der Kellener Wetterfrosch Hubert Reyers sagt dazu: Niederschlag in Form von Schauern und Gewittern gibt es frühestens am Freitag oder Samstag.“ Wenn überhaupt. Bislang, so schreibt er es auf seiner Seite, erwartet uns „von heute bis Donnerstag ruhiges und sehr warmes Hochsommerwetter. Grund ist weiterhin ein Hochdruckgebiet, welches die Tiefs mit ihren Regengebieten und die kühlere Luft um uns herum lenkt.“