Kreis Kleve. Die AOK Rheinland-Hamburg stellte am Montag ihren Gesundheitsreport 2022 vor. Das sind die wichtigsten Ergebnisse.

Der TÜV fürs Auto ist für viele Menschen alle zwei Jahre eine Selbstverständlichkeit. Der regelmäßig Gesundheits-Check für den eigenen Körper ist allerdings immer noch eine Seltenheit. Die AOK Rheinland-Hamburg stellte am Montag den neuen Gesundheitsreport 2022 vor. Und erneut schneidet der Kreis Kleve in Sachen Vorsorgeuntersuchungen extrem schlecht ab. Sowohl die Frauen als auch die Männer landen bei der AOK-Rheinland im Vergleich auf den hinteren Plätzen. Nur 33,9 Prozent der Frauen und 19,1 Prozent der Männer haben 2020 eine Krebsfrüherkennung in Anspruch genommen.

Je höher das Einkommen, desto größer die Teilnahme an der Vorsorge

Manrico Preissel, Regionaldirektor der AOK für den Kreis Kleve, würde dies gerne anders sehen. Aktuell führe man eine Kampagne zum Thema Hautkrebsvorsorge durch. Aber auch die Brust- und Darmkrebsvorsorge seien wichtige Termine, bei denen man frühzeitig eine Krebserkrankung feststellen könne und entsprechend seien die Heilungschancen auch deutlich besser. Sorglich empfindet Preissel auch die Tatsache, dass es eine klare Korrelation zwischen der Bereitschaft eine Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen und dem Einkommen gibt: „Je höher das Einkommen ist, desto größer ist die Teilnahme an der Vorsorge“, so Preissel. Er appelliert an alle Versicherten: „Gehen sie zum Arzt und verschieben sie keine Vorsorgeuntersuchungen.“

Ärzteversorgung bleibt schlecht

Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei der Zahngesundheit. Hier sind die Menschen im Kreis Kleve bei der Vorsorge absoluter Spitzenreiter. 51,2 Prozent der AOK-Versicherten gingen 2020 regelmäßig zu Zahnarzt.

AOK-Regionaldirektor Manrico Preissel und Maria Schneider vor der AOK-Zentrale in Kleve.
AOK-Regionaldirektor Manrico Preissel und Maria Schneider vor der AOK-Zentrale in Kleve. © NRZ | Andreas Gebbink

Nur wenige Menschen nutzen Grippeimpfung

Trotz der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Impfkampagne, lassen sich nach wie vor nur sehr wenige Menschen gegen eine Grippe impfen. Im Kreis Kleve sind die Zahlen diesbezüglich besonders niedrig: Nur 11,5 Prozent der AOK-Versicherten haben sich im Winter 2020/2021 gegen die übliche Saisongrippe impfen lassen.

In den anderen Kreisen des AOK-Bezirkes Rheinland sieht es ähnlich schlecht aus. Spitzenreiter ist der Kreis Euskirchen mit einer Impfquote von 15,4 Prozent. In allen Bezirken stellte die AOK allerdings eine Zunahme der Impfbereitschaft fest. In den Jahren zuvor waren die Quoten also noch schlechter.

Aus den Zahlen der AOK Rheinland lässt sich entnehmen, dass im Kreis Kleve im Jahr 2020 insgesamt 632 Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten je 100.000 Einwohner gekommen sind. Damit gehört man im Kreis Kleve zum oberen Drittel. Auch bei den orthopädischen OPs liegt der Kreis Kleve mit 422 OPs je 100.000 Versicherten über dem AOK-Durchschnitt.

Die ärztliche Versorgung ist schlecht

Nach wie vor schlecht ist die ärztliche Versorgung im Kreis Kleve – und es gibt auch weiterhin keine erfolgversprechenden Lösungsansätze. Die Stadt Kleve gehört mit einem hausärztlichen Versorgungsgrad von 87,7 Prozent zu den Schlusslichtern in Rheinland. Auch die Regionen Goch (92,5 %), Emmerich (94,8 %), Kevelaer (94,7 %) und Geldern (96,8 %) haben keine ausreichende Versorgung. Bei den Fachärzten gebe es bei den Kinderärzten in einigen Bereichen akute Mängel (Goch).

Lockangebote zur Verbesserung der „Work-Life-Balance“ der Ärzte hätten keinen gewünschten Erfolg, sagte Manrico Preissel. Junge Ärzte würden gerne in einem Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) arbeiten wollen, in dem sie eine geregelte Arbeitszeit und sechs Wochen Urlaub haben. Für die Zukunft müsse man sich sowohl um die Fachärzte als auch um die Hausärzte Sorgen machen. Die Altersstruktur der hiesigen Ärzteschaft lege Nahe, dass sich das Problem deutlich verschärfen wird.

Der Aufbau von weiteren Versorgungszentren im Kreis Kleve sei nicht einfach, so Preissel. So müssten sich die passenden Ärzte zusammenfinden und diese müssten auch miteinander harmonieren. Investoren für solche Projekte ließen sich in der Regel schnell finden.

Notdienste würde funktionieren

Die Neustrukturierung des Notdienstes am Wochenende funktioniere gut, so Preissel. Der Verwaltungsaufwand sei geringer geworden und es ließen sich einfacher Ärzte fürs Wochenende finden. Sowohl Hausärzte als auch Belegärzte am Krankenhaus würden Dienste am Wochenende machen.

Die AOK geht davon aus, dass das Thema Corona die Gesundheitsversorgung noch einige Jahre begleiten wird. „Das wird für uns zu einer Routine“, sagte Preissel. Allerdings seien die Ausgabensteigerungen enorm gewesen, daher rechnet er auch mit einer Erhöhung der Beitragssätze: „Dies wird nicht alles über Steuergelder aufgefangen werden können.“

Die örtlichen Ärzte hätten die Corona-Impfkampagne gut im Griff, sodass man sich für die nächste Impfwelle im Herbst keinen Sorgen machen müsse.

Die AOK Rheinland-Hamburg ist im Kreis Kleve die mit Abstand größte Krankenversicherung. Fast jeder Dritte Bürger im Kreis ist bei der AOK versichert. Daher sind die Zahlen des Gesundheitsreport auch für den gesamten Kreis Kleve repräsentativ.