Kreis Kleve. Mit dem Marktschwärmer-Konzept wollen 15 landwirtschaftliche Betrieb eine direkte Vermarktung zum Kunden aufbauen. Ab dem 16. August geplant.
In diesen Tagen machen die Landwirte von sich reden. Mit ihren riesigen Traktoren ziehen über die Straßen und demonstrieren gegen Umweltauflagen. Doch nicht die Gülleauflagen allein bescheren den Bauern schlaflose Nächte, auch die ausgelutschten Preise im Handel geben ihnen kaum noch Luft zum Atmen. Zumindest Letzteres wollen 15 landwirtschaftliche Betriebe und Anbieter jetzt in die Hand nehmen und eine Direktvermarktung im Kreis Kleve starten. Weitere Aktive gesucht. Ab dem 16. August beginnt das Projekt „Marktschwärmerei Berkhöfel“, bei dem man bereits jetzt schon Vorbestellungen abgeben kann.
Im Kundenkonto Waren vorbestellen und den gesammelten Korb abholen
Zugegeben: Das Verfahren ist noch gewöhnungsbedürftig. Der Kunde legt im Internet auf der Seite www.marktschwaermer.de einen Account an, dann kann er sein Obst und Gemüse online aussuchen und bestellen (keine Bestellpflicht, kein Mindestumsatz). Man zahlt vorab online und holt seinen Warenkorb an einer Verkaufsstelle in Bedburg-Hau oder Kleve zu vorgegebenen Uhrzeiten ab.
Simon Geißler und Hendrik van Aken sehen gute Chancen für das neue Projekt. In größeren Städten wie Köln laufe die Marktschwärmerei sehr gut. Viele Kunden seien bereit, ihre Waren direkt beim Erzeuger zu bestellen und auch abzuholen.
Die Erzeuger hätten klare Vorteile: Die Gewinnmarge des Lebensmitteleinzelhandels falle komplett weg und so könne der Bauer auch faire Preis kalkulieren: „Preise, die er für seine Produktion auch benötigt“, betont van Aken. Der Einzelhandel drücke die Margen für Landwirte derart stark, dass kaum noch etwas zum Leben übrig bleibe. Bei den Marktschwärmern gibt der Erzeuger vom Nettoumsatz 8,35 Prozent an den Hof Berkhöfel und zehn Prozent an die Plattform Marktschwärmer.
15 Anbieter machen zum Start mit
Idealbild ist ein regionaler Markt, der nicht länger von Marktspekulationen abhängig ist. So sei etwa der Markt für Schweinefleisch enormen Marktmechanismen unterworfen, die die Landwirte nicht mehr beeinflussen können. „Fest steht, dass die Lebensmittelpreise in Zukunft auf jeden Fall steigen werden“, sagt van Aken.
Bei den Marktschwärmern in Bedburg-Hau kann man von bisher 15 Landwirten Waren beziehen. So machen der Biohof Büsch (Rindfleisch, Gemüse, Hühnerfleisch), die Kriemhild Mühle (Bäckerei) oder der Biohof Etzold (Beerenobst, Honig, Schweinfleisch, Fisch) oder der Meerbuscher Kartoffelhof (Kartoffel-Chips) mit.
Die Abholzeiten sind am Abend – auch in Kleve
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Die Landwirte nehmen die Bestellungen im Internet entgegen und sind dann am Abholtag auf Berkhöfel in Bedburg-Hau, Uedemer Straße 196, zugegen. Hier können die Kunden dann ihre Waren abholen.
Zum Start können die Waren auch in Kleve in der Kornkammer, Hoffmannallee 114, abgeholt werden. Weitere Verkaufspunkte sind noch in Kranenburg, Goch und Xanten in Planung. Der Abholtag ist immer ein Dienstag zwischen 16.30 und 18 Uhr. In der Kornkammer kann man die Produkte dienstags zwischen 17.30 Uhr und 18.30 Uhr abholen.
Worin liegt der Vorteil der Marktschwärmer gegenüber einem Bauernmarkt wie auf Haus Riswick oder einem normalen Wochenmarkt, wo Kunden die Waren immerhin selbst sehen und aussuchen können? Hendrik van Aken führt einen zusätzlichen Verkaufstag ins Feld. Denn für viele Kunden lägen die Öffnungszeiten des Riswicker Bauernmarktes (donnerstags 12 bis 17 Uhr) mitunter ungünstig. Auch hätten die Landwirte der Marktschwärmer den Vorteil, dass sie im Vorfeld bereits wissen, wie viele Waren sie verkaufen werden und könnten dementsprechend passgenau ernten. Es werde so weniger weggeworfen. Außerdem vermeiden sie unnötige Kühl-, Transport- oder Lagerkosten. Ob ein „Spontankauf“ am Abholtag noch möglich sein wird, ist noch nicht klar. Wegen der Vorauszahlungsmethode müsse dies noch administrativ geklärt werden.
Eröffnung Marktschwärmerei
Am 16. August wird auf Berkhöfel, Uedemer Straße 196 in Bedburg-Hau, ein kleines Fest gefeiert. Beginn ist um 16.30 Uhr. Alle Erzeuger sind vor Ort und Torsten Rühl wird ein Outside BBQ (Barbecue) anbieten. Die niederländische Organisation Tres Hombres präsentiert gesegelten Bio-Kaffee (emissionslos mit dem Segelschiff transportiert) aus Südamerika und Bio-Schokolade. Die Niederrhein-Destille bietet Schnäpse und Liköre an.
Diese Anbieter machen mit: Biohof Büsch, Kriemhild-Mühle, Fleuther Brauerei, Landschäferei Berkhöfel, Kevelaerer Landmomente, Seifenmanufaktur Xanten, Biohof Etzold, Biohof Groß-Bölting, Niederrhein Destille, Ruhrmühle, Feldhelden Rheinland, IMI Winery, Meerbuscher Kartoffelhof, Geitengeluk, Eichenhof.
Die Idee kommt ursprünglich aus Frankreich
Die Idee der Online-Direktvermarktung stammt aus Frankreich. Sie entstand 2011 als „La Ruche Qui Dit Oui” (Der Bienenkorb, der Ja sagt). Es gibt dort über 660 Schwärmereien.
In Deutschland ging der Impuls von Köln aus. Es gibt mittlerweile 161 lokale Märkte, weitere 60 sind im Aufbau.
Die Lebensmittel stammen ausschließlich von bäuerlichen Erzeugern, Lebensmittel-Handwerkern und kleineren Manufakturen aus der Region – durchschnittlich weniger als 40 Kilometer entfernt.
Zum Sortiment gehören bis jetzt Obst, Gemüse, Fleisch, Wurstwaren, Brot, Honig, Käse, Molkereiprodukte sowie ausgewählte Feinkostwaren. Weitere Anbieter aus der Region werden gesucht.