Kleve/Emmerich. Gastronomie-Betriebe in Emmerich und Kleve suchen händeringend Personal. Es fehlen Köche und Kellner. Teilweise wird der Service eingeschränkt.
- Viele Gastronomie-Betriebe suchen händeringend Personal
- So ist die aktuelle Lage in Emmerich, Kleve und Goch
- Welche Lösung die Branche vorschlägt
Vier Anzeigen hat Jens Himmer in diesem Jahr schon auf Facebook geschaltet, und jede einzelne war ein Hilferuf: „Mitarbeiter gesucht!“ Der Wirt des Bistros 852 an der Emmericher Rheinpromenade könnte sofort einen Koch, einen Beikoch und eine Servicekraft einstellen, doch es meldet sich niemand.
Niemand meldet sich
Für die Servicekräfte würde er schon jetzt den erst ab Oktober geltenden Mindestlohn von zwölf Euro zahlen, und auch die Arbeitszeiten wären kein Dienst auf Zuruf, sondern langfristig planbar, so der Gastronom. Doch es meldet sich niemand.
Wie Himmer geht es den meisten Gastronomen in Kleve, Emmerich und Goch. Sie erleben einen für ihr Geschäft geradezu idealen Sommer, aber sie erleben auch, wie potenzielle Mitarbeiter auch den idealen Sommer für sich erleben wollen – statt eines Jobs in Restaurants oder Kneipen arbeiten sie im Einzelhandel, in der Pflege oder in die Logistik, wo sie geregelte Arbeitszeiten und (meistens) abends frei haben.
Gäste müssen Geduld haben
Die Folgen sind allerorten spürbar. Der Wirt von Leo Jacobs’ Sommerwirtschaft am Spoykanal in Kleve arbeitet meist allein, hat mittlerweile einen Ruhetag (Montag) eingeführt und bittet seine Gäste auf der Getränkekarte schon präventiv um Geduld. Im Landgasthof Westrich in Bedburg-Hau-Till hat Inhaber Thorben Schröder Teile der Terrasse geschlossen, weil die Kellner zum Bedienen fehlen. „Ich könnte deutlich mehr Gäste bewirten, wenn ich mehr Mitarbeiter hätte“, so Schröder.
Die Realität sieht allerdings so aus: Wenn Parookaville steigt, hat er gar keine Mitarbeiter zur Verfügung – die wollen sich alle selbst auf dem Festival in Weeze vergnügen.
Mittagstisch gestrichen
Jens Himmer hat sein Bistro mittlerweile montags und dienstags geschlossen, und den beliebten Mittagstisch gibt es auch nur noch an den beiden Wochenendtagen. Der Betreiber des Café Solo an der Kavarinerstraße in Kleve, Bayram Altay, hatte nicht einmal Zeit für ein Interview, weil er mangels Mitarbeiter selbst in der Küche stehen und Hamburger braten musste.
Bis zu 30 Prozent der Stellen unbesetzt
Thorben Schröder ist auch Kreis Klever Vorsitzender des Gastronomieverbandes Dehoga und als solcher hat er auch den Überblick über die Gesamtsituation. Es gibt rund 400 gastronomische Betriebe im Kreisgebiet mit rund 1000 Stellen, schätzt er. „Aber 25 bis 30 Prozent der Stelle bleiben unbesetzt“, so Schröder.
„Niemand findet Leute“, so Schröder. Zusätzlich zu dem Schwund nach Corona sieht er eine neue Erschwernis in den hohen Benzinpreisen. Schröder: „Wenn jemand jeden Tag zu mir mit dem Auto kommen muss, rechnet sich das schon nicht mehr, wenn man zum Beispiel in Goch wohnt.“
Dauerhafte Lösung
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Schröder könnte sofort eine Handvoll Mitarbeiter einstellen. Rainer Vogt, der in Kleve das Casa Kleve und die Gerichtskantine betreibt, würde sofort drei Servicekräfte in Vollzeit engagieren. Er sagt: „Zum Glück hat sich die Situation bei den Aushilfen im Augenblick etwas gebessert.“ Als Ursache vermutet er, dass nach Schulabschluss viele junge Menschen sich in den Ferien etwas hinzuverdienen möchten. Eine dauerhafte Lösung des Personalproblems werde das allerdings nicht sein.
Eine wirkliche Lösung könnte für Schröder im Bürokratieabbau liegen: „Es gibt viele Menschen mit Migrationshintergrund, die gerne in der Gastronomie arbeiten würden, es aber nicht dürfen. Da muss die Politik tätig werden.“