Kleve. Charmaine Haswell ist in Kleve die Frau für Wirtschaft, Tourismus und Marketing. Sie sieht in der Stadt noch eine Menge Potenzial.

Wenn man nach dem Abitur am Konrad-Adenauer-Gymnasium 1985 Kleve verlässt und in Köln Anglistik, Romanistik und Japanologie studiert, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass einen der Beruf noch einmal zurück in die Heimat führt. Charmaine Haswell kam sogar bis nach Japan, wo sie 1988 im Organisationskomitee für die Olympischen Winterspiele in Nagano arbeitete.

Eine Verbindung gibt es allerdings doch zwischen Kleve und Japan, die eine berufliche Perspektive bietet – das Unternehmen Fuji im Industriegebiet, und so kamen für Haswel Heimat und Ausbildung Anfang des Jahrtausends wieder zusammen. Sie arbeitete bei dem Weltkonzern als Assistentin der Geschäftsführung: „Ich als studierte Philologin habe viel über Vertrieb, Marketing und Finanzplanung gelernt“, so Haswell.

Lob des Bürgermeisters

Die sechs Jahre bildeten das Fundament für eine berufliche Laufbahn, an deren derzeitigem Ende der Posten der Wirtschaftsförderin in Kleve steht, oder, genauer gesagt: der Geschäftsführerin der Wirtschaft, Tourismus und Marketing GmbH der Stadt Kleve. Haswell arbeitet im Rathaus, direkt unter dem Amtszimmer von Bürgermeister Gebing.

Der hält große Stücke auf die 56 Jahre alte Frau, die nun das Gesicht der Stadt in allen Fragen der Wirtschaft, des Tourismus und des Handels ist. Zwei Dutzend Bewerbungen hatte es gegeben, acht Kandidaten kamen in die engere Auswahl, am Ende erhielt Haswell den Zuschlag. „Bei Charmaine Haswell stimmte einfach alles“, so Wolfgang Gebing.

Ein Zuhause für Start-ups

Eine Menge Arbeit wartet nun auf Haswell, die zusätzlich zu ihren Aufgaben Mitte des Jahres auch Geschäftsführerin des Klever Technologiezentrums geworden ist, das nun verstärkt als Zuhause für Start-ups aus der Hochschule Rhein-Waal ausgerichtet werden soll.

Eine weitere Baustelle des Jobs sind die Wünsche der Wirtschaft nach Gewerbeflächen. Die sind in Kleve ein knappes Gut, und sie sollen auch nicht wahllos vergeben werden. „Für Logistiker ist Kleve beispielsweise nicht der richtige Standort“, sagt Haswell.

Der Tourismus hat viel Potenzial

Im Tourismus sieht sie noch viel Potenzial, und da erscheint es ihr wie ein Glücksfall, dass die Hochschule nachhaltigen Tourismus lehrt – eine der sieben Mitarbeiterinnen von Charmaine Haswell entstammt bereits diesem Studiengang.

Die größte Herausforderung aber ist der Handel in der Stadt, geplagt von Corona und jetzt auch von steigenden Energiekosten und von der Inflation. „Die Situation ist schwierig geworden“, sagt Haswell.

Stadtfeste, wie unlängst „Sounds like Music“, sollen dazu beitragen, dass die Menschen wieder die Innenstadt entdecken. Weitere Bausteine zur Stärkung der Innenstadt sind der Stadtgutschein und die gemeinsame Internetplattform.

Digitalisierung vorantreiben

Grundsätzlich hat Haswell sich vorgenommen, die Digitalisierung ihrer Dienste weiter voranzutreiben. Daran kommt man nirgendwo mehr vorbei. Außer im Privatleben, und da hat Charmaine Haswell ein Hobby, das vor jeder Form der Digitalisierung gefeit ist. Sie unternimmt auf ihrer Islandstute Jörp gern stundenlange Ausritte, entweder im Reichswald, oder gemeinsam mit ihrem Lebenspartner im Osnabrücker Land. „Dabei schalte ich komplett ab und entspanne mich“, so Haswell.