Bedburg-Hau. Regional verankert: Eine Gruppe junger Leute hat sich mit der Landschäferei Berkhöfel der nachhaltigen Landwirtschaft verschrieben.

Es meckert und määäht an allen Ecken und Enden. Die so genannten Osterlämmchen der Landschäferei Berkhöfel in Bedburg-Hau mussten die Feiertage nicht fürchten, weil sie mit ihren wenigen Lebenswochen und -monaten noch viel Zeit haben, um mit ihren Müttern die Weidewelt zu erkunden und Nützliches zu tun. Dazu gehört für die Berkhöfel-Schafe auch die Pflege zahlreicher Streuobstwiesen – und das nicht nur zur Osterzeit.

Denn längst ist die Landschäferei Berkhöfel nicht mehr nur eine isoliert gesehene Liebhaberzucht, sondern festes Standbein einer sich auf dem Hof entwickelnden nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. An der Spitze der Schäferei steht neben den engagierten Mitarbeitern das Team mit Hendrik van Aken (25), Nick Roden (26) und Simon Geißler (34). Hendrik van Aken hat seine Liebe zur Natur und nachhaltigem Leben zweifellos von seinen Eltern Petra und Markus van Aken geerbt. Und baut das Model Nachhaltigkeit nun beruflich aus. „Unter dem Titel ,Berkhöfel – Naturkultur vom Niederrhein’ verfolgen wir das Ziel, Lebensmittel regional und saisonal zu verarbeiten und dabei wertvolle Lebensräume zu erhalten und neu zu erschaffen“, erklärt er.

Enge Partnerschaft mit dem Likk

Hendrik van Aken holt die Schafe von einer Streuobstwiese ab, um sie zu einer anderen zu bringen.
Hendrik van Aken holt die Schafe von einer Streuobstwiese ab, um sie zu einer anderen zu bringen. © van Aken

Dazu hat sich im Laufe der vergangenen fünf Jahre auf dem Hof Berkhöfel eine ganz besondere Arbeitsgemeinschaft entwickelt. „Dieses Ziel erreichen wir mit Kooperationspartnern und vielen engagierten Naturfreunden“, sagt van Aken. Zu den Partnern zählt auch der Verein Likk – Landschaftspflege im Kreis Kleve sowie die mobile Saftpresse vom Naturhof Kirsel in Uedem.

Im Likk ist übrigens lange Zeit vor der Landschäferei Berkhöfel einst die Idee geboren worden, Schafe zur Pflege von Streuobstwiesen anzuschaffen. Noch heute sind Hubert Lemken (1. Vorsitzender), Petra van Aken und Johannes van de Loo in der Vereinsführung und unterstützen die Idee „Berkhöfel Naturkultur“ nur zu gerne. Petra van Aken: „Unser Kooperationspartner ist jetzt die Landschäferei Berkhöfel. Diese pflegt im Auftrag des Likk unsere und auch gemeinsam angelegte Streuobstwiesen und Naturschutzflächen mit Hilfe von alten, im Bestand bedrohten Landschafrassen.“ Hier ergänzt Hendrik van Aken: „Wir setzen uns unter anderem für den Erhalt der alten Schafrasse Coburger Fuchs ein.“

Van Aken hat sich mit seinen engagierten Mitstreitern zum Ziel gesetzt, aus dem Projekt „Berkhöfel Naturkultur“ eine Genossenschaft zu machen – eben weil allen der Teamgedanke bei der nachhaltigen Landwirtschaft sehr wichtig ist. Alle „Berkhöfler“ sehen eine dringende Notwendigkeit, sich auf eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln einzulassen. Markus van Aken: „Regional, saisonal und möglichst in eine vollendete Kreislaufwirtschaft eingebunden – das soll die Produkte, die vom Berkhöfel produziert werden, auszeichnen. Die Menschen sollten und wollen wieder wissen, woher die Produkte kommen, die sie essen und trinken.“

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Die Berkhöfel-Produkte bestehen unter anderem aus alten Obstsorten und sind von regionalen Streuobstwiesen am Niederrhein. Diese Wiesen sind frei von Spritz-, Düngemitteln und Präparaten. Die Produkte sind mit dem Bioland-Siegel zertifiziert. Frischobst, Apfelsaft und Apfelkraut werden direkt vom Hof, aber auch an anderen Verkaufsstellen angeboten. Ebenso wie sämtliche Produkte von den Streuobstwiesenpflegern, den Schafen: Fleisch, Wurstprodukte, Schaffelle, Wollprodukte. Petra van Aken: „Durch die Beweidung mit Schafen wird das Gras sinnvoll verwertet und gleichzeitig die Streuobstwiesen ausgemagert, was zur pflanzlichen Artenvielfalt beiträgt.“

Und um den Kreislauf möglichst geschlossen zu halten, baut die Arbeitsgemeinschaft vom Berkhöfel alle Futtermittel für die Schafe auf eigenen Acker- und Grünlandflächen an. So müssen Heu, Stroh, Silage und Kraftfutter nicht zugekauft werden. Kreislaufwirtschaft wie im Bilderbuch.

„Wir wissen natürlich, dass der Slogan, den wir auch nutzen – ,Erhalten durch Aufessen’ – nicht ausreicht, um eine tragfähige nachhaltige Landwirtschaft auf die Beine zu stellen. Die Vermarktung ist das A und O“, gibt Hendrik van Aken zu. Und da setzen die naturverbunden Macher auch auf ganz moderne Akzente. So auf die Vermarktungsplattform „Marktschwärmer“, ein Online-Portal, das ganz andere Vermarktungstüren öffnet.

Öffnungszeiten des Hofladens

Vor Ort können sich Interessierte einen Überblick über die Produkte im Hofladen verschaffen, der für Selbstbediener (nur Apfelprodukten und Gemüse) montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnet ist. Samstags von 10 bis 12 Uhr gibt es eine Bedienung für Fleisch, Schaffelle, Apfelprodukte und Gemüse).

Außerdem sind Interessierte zum Schafschur-Fest am Sonntag, 12. Juni, von 11 bis 17 Uhr herzlich willkommen. Dort können die Besucher dann Wolle als Rohstoff kennenlernen – gerade auch für Familien mit Kindern ein interessanter Einblick.

Wer sich für die nachhaltige Landwirtschaft „Berkhöfel – Naturkultur vom Niederrhein“ interessiert, dem steht das Team bei Fragen auch gerne zur Verfügung. Kontakt und weitere Informationen gibt es online auf www.berkhoefel-naturkultur.de.