Kreis Kleve. Der SPD-Kandidat Lars Aengenvoort hält viele Themen für ausdiskutiert. Man müsse jetzt die wichtigen Aufgaben auch einfach mal umsetzen.

Lars Aengenvoort ist 31 Jahre. Er kandidiert im Südkreis Kleve, also auch für Kalkar, Uedem und Weeze, für die SPD bei der Landtagswahl. „Schon früh habe ich gelernt, worauf es ankommt“, sagt er. Verantwortung zu übernehmen und solidarisch zu sein lernte er bei den Pfadfindern in Geldern. Zu den neun Pfadfinderregeln zählen Natur bewahren und dem Frieden dienen. Ziele, die auch und gerade heute gelten. Sein Sinn für Gerechtigkeit brachte ihn als Schiedsrichter (SV Veert) auf die Sportplätze im ganzen Kreis Kleve. Sich für die Gesellschaft einzusetzen gehört zu seiner Haltung.

„In der SPD fand ich die meisten Schnittpunkte“, erzählt er. Dabei war sein Umfeld konservativ: Er als Messdiener, der Vater Polizist. Trotzdem wählte er die SPD als politische Heimat. „Weil es der Sozialdemokratie immer gelang, sich neu zu erfinden und der veränderten, gesellschaftlichen Realität Rechnung zu tragen“ und Solidarität „modern zu halten“, sagt Aengenvoort. Seine behütete Kindheit mit draußen spielen, Hütten bauen und zusammen kochen weiß er sehr zu schätzen. Er hat zwei jüngere Brüder und die Mutter nahm später noch seine vier Pflegegeschwister auf.

„Die Herkunft darf nicht entscheiden über die Bildung“

„Bildung ist für mich Herzenssache“, sagt Aengenvoort. „Die Herkunft darf nicht entscheiden über die Bildung, unser System ist zu starr“, bedauert er. Und will eintreten für „echte Lehrmittelfreiheit. Die gibt es am Ende des Tages nur mit der SPD. In der Kita, im Offenen Ganztag, ob beim Master oder Meister muss Bildung kostenfrei sein. Es geht nicht, dass ein Semesterticket im Nahverkehr für Studierende 38 Euro kostet, ein Azubi-Ticket aber 60 bis 70 Euro. Das hat mit Wertschätzung zu tun. Dass dies nicht gleichgestellt wird, das nervt“, beklagt der junge Politiker.

Lars Aengenvoort hat in Kleve an der Hochschule Rhein-Waal studiert. Der Schutz arbeitender Menschen ist sein beruflicher Inhalt, Umwelt, Sicherheit und Hygiene der Arbeitsalltag des Sicherheitsingenieurs im Fachbereich Arbeitsschutz – auf Baustellen, in großen Industriebetrieben ebenso wie auf kleinen Schrottplätzen.

„Viele Themen sind ausdiskutiert, aber man muss das jetzt auch mal machen“

„Ich bin der erste in meiner Familie, der in eine Partei eingetreten ist.“ Das war 2014. Und er stieg schon bald in echte politische Arbeit ein. Neben dem Studium an der Hochschule Rhein-Waal arbeitete Aengenvoort für die SPD-Fraktion in Geldern als Fraktionsassistenz. „Anträge scheiben, da muss man sich gut auskennen“, auch darin, sich „gegen die Mehrheit der CDU durchzusetzen. Man muss immer zwei Schritte voraus sein“, beschreibt der Kandidat. Er war zwei Jahre lang Vorsitzender der Jusos im Kreis Kleve – „eine coole Zeit“-, arbeitete auf Kreis- und Landesebene mit, vertrat die Jusos im Jugendhilfeausschuss auf Kreisebene. Heute ist Aengenvoort „Ortsvereinsvorsitzender in Geldern, Ratsmitglied und zweiter stellvertretender Fraktionsvorsitzender“ zählt er auf. Er engagiert sich bei Caritas, AWo und IG Metall.

Gute Ausbildung und gute Arbeitsplätze trügen dazu bei, dass der Kreis Kleve attraktiv bleibe. „Der Sog der Großstädte ist für junge Leute krass, doch viele kehren zurück“. Dafür brauche es hier bezahlbaren Wohnraum, kleine öffentlich und frei finanzierte Wohnungen. „Auch in Wachtendonk, Kalkar, Uedem ist die Suche alles andere als einfach“, weiß er und vertritt den Wahlspruch der SPD: „Wir werden 100.000 Wohnungen pro Jahr in NRW neu bauen.“ Aengenvoort sieht ähnliche Ziele auch bei den anderen Parteien. „Viele Themen sind ausdiskutiert, aber man muss das jetzt auch mal machen.“ Er habe konkrete Vorstellungen, „welche Schritte wir gehen müssen, um dahin zu kommen.“ Ein Landesprogramm soll jungen Familien beim Hauskauf helfen.

Gegen Fachärztemangel Hausärzte-Zentren als mögliche Lösung

In der Pflege ist für ihn die wichtige Botschaft, dass im Kreis Kleve alle Krankenhäuser bestehen bleiben. „Der Kreis Kleve hat für die flächendeckende Ärzteversorgung zum Beispiel mit Stipendien schon viel getan“, erkennt er an. Gegen Fachärztemangel seien nun Hausärzte-Zentren die mögliche Lösung, um für Ärztinnen und Ärzte Teilzeit, Familienplanung und Beruf zu vereinen. Arbeitsbedingungen in der Pflege müssten verbessert werden. „Seit zwei Jahren steckt sie im Krisenmodus. Das zu ändern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe für den Staat“, findet Aengenvoort.

„Der ÖPNV muss an vielen Stellen im Kreis Kleve besser werden. Es ist symptomatisch für die gegenwärtige Situation im Kreis Kleve, dass die Gemeinde Weeze die schlechteste Erreichbarkeit von Bushaltestellen in ganz NRW hat“, fordert der Kandidat, Mobilität neu zu denken. Buslinien nicht nur nach Wirtschaftlichkeitsberechnung einzustufen, sich Niederländer bei Radwegen, Fahrradabstellanlagen, Service- und E-Bike-Ladestationen zum Vorbild zu nehmen. Aengenvoort wünscht höhere Verlässlichkeit für den Niersexpress RE10 und die Reaktivierung der Bahnstrecke Kleve-Nijmegen. Um mehr Verkehrsraum für Autos zu schaffen, solle Güterverkehr auf die Schiene verlegt werden.

Klimaschutz: „Die Bürokratie, die wir uns aufgebaut haben, ist unfassbar“

Beim Mobilfunk wünscht er, graue und weiße Flecken im Kreis Kleve schnellstens flächendeckend auszubauen: 5 G in 5 Jahren.

Das Thema Klima und Naturschutz habe Schnittpunkte in jedem Bereich. Das weiß Lars Aengenvoort aus seinem Studium der Umwelttechnik. Der Bürgerwindpark in Issum ist für ihn Beispiel, wie man Bürger beteiligt und ihnen günstige Strompreise sichert. „Aber sechs Jahre Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen sind viel zu lang. Die Bürokratie, die wir uns aufgebaut haben, ist unfassbar.“ So müssten für neue Windräder an alter Stelle auch die alten hydrologischen Gutachten nutzbar sein. Umweltschutz beginnt für den SPD-Kandidaten Lars Aengenvoort im ganz Kleinen. Bei seinem Wählergeschenk an den Infoständen hat der Kugelschreiber einen Schaft aus Pappe und die Kappe ist aus Weizenstroh.