Kleve. Diskussion im Verkehrsausschuss: Roter Asphalt oder aufgepinselte Markierungen? Besser nur an Knotenpunkten? Es wird eine Teststrecke geben.

Wie in Münster, wie in den Niederlanden sollte ein rot markierter Fahrradweg einheitlich Standard in Kleve werden. Das wünschte sich die FDP in einem Antrag an den Verkehrsausschuss. Beginn solle auf der Nimweger Straße und der Tiergartenstraße sein, am liebsten aber bald das ganze Stadtgebiet umfassen. Die Verwaltung riet ab und gab den Politikern einige Bedenken mit auf den Weg. Zumindest eine Probestrecke steht nun in Aussicht.

Die Kreis Kleve Bauverwaltungs-GmbH (KKB) hatte gewarnt, eine einheitliche Signalfarbe würde von wirklichen Gefahrenpunkten ablenken. „Dies würde ein überaus wichtiges Instrument der Unfallkommission und Straßenverkehrsbehörden entkräften.“

Polizei: „Markierte Radfahrstreifen sind deutlich sicherer als nicht gefärbte“

Bisher berechtige laut Straßenverkehrsbehörde nur eine erhöhte Unfallzahl zur Sondermarkierung. Und auf der Nimweger Straße müsste in Höhe Haus Ida dann ein Bus auf einem rot eingefärbten Fahrradangebotsstreifen halten, das könne man keinem Auto- oder Radfahrer erklären.

Die Kreispolizeibehörde stimmte zu, dass „markierte Radfahrstreifen deutlich sicherer sind als nicht gefärbte“, doch es gebe auf genannten Strecken keine Unfallhäufung und somit werde aus „polizeilicher Sicht keine Notwendigkeit gesehen“.

Die Verwaltung bedachte: Farbe vom Straßenbelag würde durch den Abrieb als Mikroplastik ins Grundwasser eingetragen, wenn Autos über die Fahrradstreifen rollen. Benedict Schroers (CDU) wusste als Motorradfahrer, dass farblicher Asphalt, oft auch mit reflektierenden Glaskügelchen versetzt, bei Nässe gefährlich rutschig werde. Im Ruhrgebiet sei roter Asphalt auf Radspuren allerdings gang und gäbe. Tiefbauamtsleiter Bernhard Klockhaus sagte mit seiner Erfahrung aus einigen Jahren im Ruhrgebiet, dass auch Farbasphalt Kunststoffe und Harzöle enthalte. Sie seien nicht UV-Licht resistent, hellen schnell auf.

Farblicher Asphalt wäre dreimal so teuer ist wie eine aufgepinselte Farbe

Das Tiefbauamt hatte errechnet, dass farblicher Asphalt dreimal so teuer ist wie eine aufgepinselte Einfärbung – allein schon wegen des Aufwandes (nur saubere Arbeitsgeräten wie Lkw, Schaufeln, Arbeitsschuhe). Lebensdauer: vier bis sechs Jahre. Farbe platzt ab, wo zwei verschiedene Asphaltsarten aneinander stoßen. Gemalte Markierungen halten bloß ein bis zwei Jahre. Konventionelle Fahrbahndecken überdauern zehn bis 15 Jahre. Am besten sei ein Radfahrstreifen, der nur von Radfahrern benutzt würde. In anderen Fälle könne man lieber zu den bisherigen weißen breiten Streifen noch einen roten Streifen daneben setzen.

Das Tiefbauamt hatte die Preise errechnet: Für 1295 Quadratmeter an der Nimweger Straße würde Fahrbahnmarkierung in Rot 50.000 Euro kosten, roter Farbasphalt 138.000 Euro. Für Radschutzstreifen an der Tiergartenstraße mit 1062 Quadratmetern Fahrbahnmarkierung Rot 40.100 Euro, Farbasphalt 113.000 Euro. Für Schutzstreifen an der Römerstraße (256 Quadratmeter) die Markierung 12.000 Euro, roter Asphalt 30.000 Euro. Die Verwaltung betonte: „Einfärbungen an Gefahrenstellen wie querende Radverkehre an Knotenpunkten sind allerdings sinnvoll.“ Eventuell könne man längere Streckenverläufe in Grün markieren.

Der Ausschuss kam überein, ein Jahr einen Teststreifen anzulegen zu wollen, um dessen Haltbarkeit und Nutzen zu erkunden. Bernhard Klockhaus regte an, man solle dann auch nicht nur die kurze Römerstraße am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium wählen, sondern auch die künftige Ringstraße mit einbeziehen. Ein Konzept dafür will er im nächsten Verkehrsausschuss vorstellen. Der tagt noch bevor die Groß-Baustelle Ringstraße beginnt.

Radspuren entlang der Briener Straße würden schwierig – Parkplätze würden entfallen

Sowohl die FDP als auch die SPD-Fraktion hatten unterschiedliche Ideen zu farblichen Radspuren an der Briener Straße in Kleve-Kellen. Die FDP wollte Markierungen auf beiden Seiten zwischen Brücke Klever Ring und Ortsteil Brienen – und langfristig dort einen vollwertigen Radweg. Die SPD-Fraktion wollte einen Zwei-Richtungs-Radstreifen. Die Kreispolizei fand: Durch zwei Radspuren würden sämtliche Parkplätze wegfallen. Die Straße sei zu schmal. Man könne besser einen Rad-Gehweg ausweisen. Hinter dem Ortsschild seien – trotz bundesweiter Versuche – noch immer Schutzstreifen außerhalb von Ortschaften verboten. Keine Gegenliebe fand der Grüne Vorschlag, dann eben Lkw-Verkehr von Sonnenweg bis Lise-Meitner-Straße auszusperren. Die Fraktionen beraten bis zum Hauptausschuss weiter.