Kreis Kleve. Im Kreis Kleve haben sich am Freitag viele Menschen auf das Sturmtief „Zeynep“ vorbereitet. Am Wochenende soll es deutlich ruhiger werden.
Bei diesem Wetter jagt man eigentlich keinen Hund vor die Tür: Regen, Sturm, usselige Temperaturen. Florian Theunissen hat gestern trotzdem die Runde mit seinem Hund gedreht. Mutig lief er am Nachmittag die Johanna-Sebus-Straße in Wardhausen entlang und konnte die ersten Vorboten des Sturmtiefs „Zeynep“ spüren. Nicht schön.
Der Klever Hobby-Meteorologe Hubert Reyers ging am Freitagnachmittag davon aus, dass gegen 22 Uhr am Freitagabend die Orkanböen nachlassen werden. Bis zu 110 km/h weisen die Wettermodelle aus: „Allerdings immer nur in den Regenschauern“, betont er. Da wo es nicht regne, sei der Sturm auch nicht so extrem. Bis zu 75 km/h seien dann aber dennoch möglich.
Für das anstehende Wochenende gibt Reyers vorsichtige Entwarnung. Er rechnet noch einmal mit kräftigeren Winden in der Nacht zu Montag: „Wir werden aber nicht mehr Orkanstärken erreichen“, so der Landwirt aus Kellen. Grundsätzlich seien Stürme zu dieser Jahreszeit keine Seltenheit, da die Temperaturunterschiede zwischen dem Nordatlantik und den tropischen Regionen am größten sind. Problematisch in diesem Zusammenhang seien ein globaler Temperaturanstieg, bei dem höheren Windgeschwindigkeiten entstehen. Aktuell betrage der weltweite Temperaturanstieg rund 1,2 Grad, „bis 2050 könnten es schon 2 und bis zum Ende es Jahrhunderts 3,5 oder mehr Grad sein“, so Reyers.
Die Nordwestbahn stellte den Betrieb des Niers-Expresses auf der linksrheinischen RE-10-Strecke am Freitagnachmittag sukzessive ab 14 Uhr ein und ließ die dann noch verkehrenden Züge zu den Endstationen nach Kleve und Düsseldorf fahren. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen war, wie bereits beim ersten Sturm am Donnerstag, nicht unterwegs. „Das ist enorm schwierig zu organisieren. Wir haben die Busunternehmer wieder angefragt, aber sie wollen ihre Busse eigentlich auch nicht auf die Straßen schicken“, sagte Nordwestbahn-Sprecher Steffen Högemann.
Der Niers-Express wird wohl bis zum Samstagmittag nicht fahren können. „Wir werden uns morgens die Strecke auf einer Erkundungsfahrt ohne Fahrgäste anschauen. Das macht aber nur im Hellen Sinn. Deshalb ist davon auszugehen, dass der reguläre Verkehr erst gegen 11 oder 12 Uhr wieder einsetzen kann“, so Högemann.
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Die Busse von Niag und Look fuhren dagegen am Freitagnachmittag noch regulär mit nur wenigen Einschränkungen.
Beim Dachdeckerbetrieb Winfried Janssen in Kleve hat man sich am Freitagabend auf das Schlimmste vorbereitet. „Wir haben 14 Mitarbeiter im Dienst“, sagt Pascal Gansberg. 24 Stunden lang sei man über Festnetz und E-Mail erreichbar. „Am Donnerstag hatten wir gut 80 Einsätze“, erzählt Gansberg. Und das seien noch nicht einmal viele für so einen Sturm. Vereinzelt seien Dachpfannen heruntergefallen. Der Fachmann weiß, dass ab einer Windgeschwindigkeit von 100 km/h die Gefahr für herunterfallende Ziegel erhöht ist. „Dann halten die sich nur noch schwer auf dem Dach“, berichtet er.
Der größte Einzelfall sei die Montessori-Schule in Kleve gewesen, die am Freitag vorsorglich gesperrt wurde. Mit der Stadtverwaltung hatte Janssen besondere Vorkehrungen getroffen, damit der Unterricht erfolgen kann. „An der Schule waren fast alle Dachfelder betroffen“, berichtet er.
Das Unternehmen Winfried Janssen hat sich vorsorglich mit vielen Dachziegeln eingedeckt. Denn auch in diesem Segment kämpfe man gerade mit Materialengpässen. Ein wichtiger Ziegelhersteller habe Insolvenz angemeldet. Da sei es gut, wenn man ausreichend Material auf Lager habe, so Gansberg.
Kreisbrandmeister Reiner Gilles ordnete während der Vorbereitungsphase auf „Zeynep“ an, dass in allen Städten und Gemeinden des Kreises Kleve eine sogenannte Vermeldestation in Feuerwehrgerätehäusern eingerichtet wird. So besteht während des Sturms eine direkte Verbindung zwischen dem Kreis-Feuerwehrverband Kleve und den Feuerwehren vor Ort.