Kreis Kleve. Die Menschen wollen wieder verreisen und sind in Buchungslaune. Reisebüros im Kreis Kleve haben derzeit gut zu tun. Das sind die Lieblingsziele.

Lockdown, Homeoffice, Quarantäne und aktuell die Omikronwelle – die Corona-Pandemie beeinflusst das Leben der Menschen seit mehr als zwei Jahren. Reisen war nicht oder nur eingeschränkt möglich. Das scheint sich in diesem Jahr zu ändern. Die NRZ hörte sich in der Branche um.

„Seit der zweiten Januarwoche hat die Zahl der Buchungen massiv zugelegt“, freut sich Dirk Müller, Inhaber des City Reisebüros in Goch. „Länder, die sich öffnen, werden von unseren Kunden auch gebucht.“ Angefangen habe das schon im Mai des vergangenen Jahres „und es hat sich seitdem gut entwickelt“, sagt der Reisefachmann.

Zu den beliebtesten Zielen gehören nach seiner Erfahrung weiter Spanien, Griechenland und die Türkei, aber auch Ägypten und die Kanaren. „Bali und Thailand kommen auch wieder hinzu“, hat er festgestellt. Kerngeschäft seines Reisebüros aber sei Europa. „Die Stimmung ist gut“, sagt Müller. In der Regel gelte ja: Wer durchgeimpft sei, könne viele Länder wieder bereisen.

Auch interessant

Bis zu 90 Flüge pro Woche ab dem Airport Weeze

„Die Sehnsucht nach fernen Ländern ist groß“, beschreibt Holger Terhorst, Sprecher des Airport Niederrhein in Weeze. „Wir gehen davon aus, dass die Reiselust weiter zulegt.“ Es werde oft sehr kurzfristig gebucht. „Die Leute wollen erst Sicherheit für ihr Zielgebiet haben.“

Der Weezer Flughafen bietet 30 Destinationen mit über 90 Abflügen in der Woche in der Spitze. Allen voran Mallorca mit allein 15 wöchentlichen Abflügen ab Weeze sowie Ziele auf dem spanischen Festland, Marokko und Italien nennt Terhorst als meist gebuchte Reiseorte.

Viele Anfragen und Buchungen verzeichnet auch das Kranenburger Reisecenter Hagemann. Gebucht werde für das Frühjahr und den Sommer, hauptsächlich Spanien, Griechenland und die Türkei. „Wir empfehlen unseren Kunden zur Sicherheit Pauschalreisen zu buchen“, heißt es aus Kranenburg. „Die Leute wollen weg, sie scharren mit den Hufen“.

Reisebüro Jaensch: „Totaler Run auf Kreuzfahrten“

Auch im Klever Reisebüro Jaensch „können wir uns vor Anfragen kaum retten“, freut sich Inhaberin Nadine Spronk-Jaensch. „Wir haben das Gefühl, die Leute wollen alles nachholen, was sie verpasst haben.“ Quer durch alle Altersgruppen lassen sich Kunden gern persönlich beraten – sie empfiehlt dazu vorab Terminbuchungen im Reisebüro. „Es ist ein Märchen, dass das Internet immer billiger ist“, betont Kollegin Dorothee Meeuwesse. „Es gibt einen totalen Run auf Kreuzfahrten“, ergänzt sie und verweist auf umfassende Hygienekonzepte. Nach zwei Jahren Zurückhaltung nähmen die Urlauber nun mehr Geld in die Hand. „Die Zahl der Stornierungen geht zurück“, beobachtet Auszubildende Sarah Kurti.

Bei den Zielen würden die Leute mutiger, so Spronk-Jaensch. „Total nachgefragt“ seien gerade Reisen in die USA, aber auch Kreuzfahrten im Mittelmeer. Seit die USA ihre Grenzen im November wieder geöffnet hätten, würden sie auch wieder als Reiseziel gewünscht. „Wir raten unseren Kunden, die Flexoption gleich mit zu buchen“, sagt Spronk-Jaensch, „dann kann man bis 14 Tage vor Reiseantritt stornieren.“

Wer jetzt buche, sichere sich außerdem die aktuellen Preise, die gerade nur einen Weg kennen – nach oben, weiß die Reise-Fachfrau. Beobachtet hat Nadine Spronk-Jaensch, dass „die Leute nicht nur weg wollen, sondern auch bereit sind mehr, dafür zu zahlen, und sich etwas gönnen wollen“.

Urlaub in der Region soll 2022 wieder aufholen

Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve.
Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve. © Wirtschaftsförderung Kreis Kleve / Klaus-Dieter Stade

Auch Reisen an den Niederrhein und besonders in den Kreis Kleve stehen in diesem Jahr für viele wieder auf dem Urlaubsplan. „Es tut sich ‘was“, erklärt Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve. Was die Buchungen von Ferienwohnungen angehe, „sind wir geradezu begeistert“, freut sich der 66-Jährige über die Reservierungen. Die Auslastung sei gut. „Das gilt auch vor dem Hintergrund, dass die Gäste auch mal länger bleiben wollen und zum Beispiel gleich eine ganze Woche Niederrhein buchen“, sagt Kuypers.

Bei der Wirtschaftsförderung erwartet man, dass sich der Hang zu „erdgebundenem Urlaub“ (keine Flugreise, Anm. d. Red.) fortsetze. „Auch Regionalität spielt eine Rolle“, so der Wirtschaftsförderer.

Im Kreis Kleve bieten private Vermieterinnen und Vermieter mehr als 400 Ferienwohnungen an. Für ihre Vermarktung, erinnert Kuypers, sei es entscheidend, dass Interessierte sie im Internet finden könnten.

Bei den Hotels laufe es noch nicht so gut. „Dort besteht aber auch kein Entscheidungsdruck, weil man auch kurzfristig buchen kann“, erklärt Hans-Josef Kuypers. Er blickt insgesamt optimistisch ins Urlaubsjahr 2022.

„Das war letztes Jahr noch ganz anders.“ Zwischen 2020 und jetzt gab es nur die Hälfte an Buchungen im Kreis Kleve, bedauert er. „Waren es 2020 noch 940.000 Reservierungen für Hotels und Ferienwohnungen, hatten wir 2021 gerade einmal 550.000.“ Man habe durch die Pandemie viel Boden verloren, sagt Kuypers. „Den wollen wir jetzt wieder gutmachen.“

Was die Reisemobilität im Kreis Kleve angeht, ist Kuypers „nachhaltig begeistert“, dass es pro Kommune mindestens einen Stellplatz für Wohnmobile gibt. Insgesamt stünden kreisweit 31 Plätze zur Verfügung. Jetzt in den Wintermonaten seien diese zwar nicht voll, er habe aber das Gefühl, dass das Interesse so zu reisen ungebrochen groß sei. „Es gibt hier einen regelrechten Boom“, sagt er auch mit Blick auf lange Wartezeiten beim Kauf eines solchen Gefährts. Alle Plätze müssten vorher reserviert werden. In Kleve, Rheurdt und Wachtendonk sei es in der Regel kein Problem, auch kurzfristig unterzukommen.