Kleve. Die Kleverin Charmaine Haswell hat 1998 an maßgeblicher Stelle die Winterspiele in Nagano vorbereitet. Sie blickt gespannt auf den Olympiastart.
Wenn Ole Einar Björndalen am Samstagmorgen die chinesischen Athleten als Cheftrainer zum ersten Olympia-Wettbewerb ins Nationale Biathlonzentrum in Zhangjiakou führen wird, dann schaut Charmaine Haswell am Fernsehbildschirm ganz genau hin. Denn die kommissarische Wirtschaftsförderin in Kleve hatte bereits die Ehre, den „König der Biathleten“ einmal persönlich kennen zu lernen – bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano.
Koordinatorin in Nagano
Charmaine Haswell hat eine – für viele unbekannte – olympische Geschichte. Zwischen 1995 und 1998 bereitete sie als Koordinatorin maßgeblich die Biathlon-Wettbewerbe in der Präfektur Nagano vor und war auch bei der Durchführung der Wettkämpfe immer vorne dabei. Als studierte Philologin war Charmaine Haswell eine der wichtigsten Begleiterinnen der technischen Delegierten Franz Berger aus Österreich und Janez Vodicar aus Slowenien, die unter anderem für die Einrichtung der Sportstätten und die Durchführung der Wettkämpfe verantwortlich waren.
Was hat sie genau gemacht? „So ziemlich alles“, sagt Charmaine Haswell lachend am Telefon. 1995 fing ihr Engagement für das Organisationskomitee NAOC an und ermöglichte ihr zahlreiche Erfahrungen rund um den olympischen Zirkus: anfangen von den Verhandlungen über Fernsehübertragungsrechte bis zur korrekten Übersetzung auf einer Anzeigentafel in der Wettkampfarena – Haswell war immer hautnah dabei. „Das war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Gerade bei den Verhandlungen der Übertragungsrechte ging es um viele Millionen Euro, da durfte man als Übersetzerin keine Fehler machen.“.
Nach dem Studium ging es nach Japan
Die 56-Jährige hat nach dem Studium in Köln an einem Austauschprogramm in Iiyama teilgenommen, eine kleine Kommune nördlich von Nagano. Hier hat sie englische und deutsche Sprachkurse gegeben, Vorträge gehalten und sogar für eine Tageszeitung eine kleine Kolumne geschrieben – auf Japanisch natürlich: „Ohne Sprachkenntnisse braucht man in Japan nicht zu leben und zu arbeiten“, sagt Haswell, die insgesamt sieben Jahren in Fernost gelebt hat.
Ihre Sprachkenntnisse waren auch der Schlüssel für eine erfolgreiche Bewerbung beim olympischen Organisationskomitee für Nagano 1998. Zum Biathlonsport hatte sie bis dahin kaum Bezüge: „Ich habe erst in Japan Skifahren gelernt“, erzählt sie. Nagano sei eine der schneereichsten Gegenden des Landes. Und trotzdem gebe es kaum Biathleten in Japan: „Das hängt mit den strengen Waffengesetzen zusammen. In Japan besitzen nur wenige Menschen eine Waffe. Man muss mehrere Prüfungen durchlaufen, die sich alle drei Jahren wiederholen“, berichtet sie.
Hautnah dabei
Bei den Spielen in Nagano war Haswell die ganze Zeit vor Ort – nicht nur beim Biathlon, sondern auch beim Skispringen und bei den nordischen Kombinierern. So hat sie die deutschen Top-Biathleten Uschi Disl und Sven Fischer kennenlernen dürfen: „Das sind beeindruckende Persönlichkeiten“, sagt Haswell, die bereits 1997 an der Vorbereitung der vielen Weltcupwettkämpfen beteiligt war, die in Nagano organisiert wurden: „Das war unsere Generalprobe. Und auch da hat man die Sportler schon kennengelernt.“
Die lockere Atmosphäre wird in Peking vermisst
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und Umland
- Kleve: Kleves erstes Töpferstudio
- Kreis Kleve: Diese leckeren Pilze bieten unsere Wälder
Bedburg-Hau: Jetzt gibt es Karten für den Moyländer Weihnachtsmarkt - Kalkar: Das schönste Bauprojekt in Kalkar
- Lesen Sie hieralle Artikel aus Kleve und Umland
Heute schaut Haswell mit einem anderen Blick auf die Olympischen Spiele. „Man weiß um die Hintergründe, um die enormen Organisationsvorbereitungen im Vorfeld“, sagt sie. Wenn es die Zeit erlaubt, werde sie gewiss auch die Spiele in China verfolgen. In Japan habe es damals eine tolle Atmosphäre gegeben. Die Japaner seien sehr sportbegeisterte Menschen, und die Stimmung habe man auch an den Sportstätten gespürt. Diese lockere Atmosphäre wird man in China wegen der strengen Corona-Maßnahmen und der anhaltenden Kritik an den Menschenrechtsverletzungen wohl vermissen.