Bedburg-Hau. Ab Frühjahr bietet Pflegeeinrichtung am Kloster Till-Moyland 63 Einzelzimmer. Politik begrüßt den Ausbau. Hotel schließt nach mehreren Ausbauten.

Der Bedarf ist da, die Zahl pflegebedürftiger alter Menschen nimmt auch im Kreis Kleve deutlich zu. Deshalb sind sich Verwaltung und Politik in Bedburg-Hau einig. Alle Fraktionen bringen im heutigen Haupt-und Finanzausschuss die Umwandung des Hotels Til-Moyland in ein Seniorenheim einstimmig auf den Weg.

„Darüber gibt es keine große Diskussion. Wir unterstützen gern den regionalen Anbieter, Familie Vehreschild, den man kennt, von dessen Team man weiß, dass es gute Arbeit leistet“, sagt Bürgermeister Stephan Reinders der NRZ auf Anfrage. „Das Hotel ist nicht mehr lukrativ. Da kommen wir dem Gewerbetreibenden gern entgegen.“

Hotel war zunächst um Wellnessbereich und Sauna ergänzt worden

Das Hotel in Till-Moyland wird komplett aufgegeben, auch die Gastronomie wird eingestellt.

Die gesamte Anlage, Adresse Kloster 1 und Kloster 5, soll zukünftig als Pflegeeinrichtung genutzt werden, im zweiten Obergeschoss und Dachgeschoss durch Miet-Appartements ergänzt. Im Jahr 2007 war das Hotel Till-Moyland eröffnet und 2010 um einen Wellness- und Saunabereich erweitert worden. Im Jahr 2015 wurde das Hotel nochmals erweitert, diesmal um 40 weitere Hotelzimmer. Geführt wurde es seit 2015 unter dem Namen „Wellnesshotel Till-Moyland****“. Die Hotelzimmer, die 2015 neu hinzu gekommen waren, wurden aber im vorigen Jahr zu einer vollstationären Pflegeeinrichtung umgebaut. Am 1. September 2021 wurde somit das sogenannte „Senioren-Hotel der Kloster Residenz Till-Moyland“ mit 40 Einzelzimmern eröffnet.

Jetzt soll sich auch der Hoteltrakt, Baujahr 2007, im Frühjahr 2022 zu einer Pflegeeinrichtung wandeln. „Dabei sollen insgesamt 23 Einzelzimmer entstehen, welche somatisch erkrankte sowie leicht dementiell erkrankte Menschen ein neues Zuhause bieten“, erklärt Heimleiterin Cassandra Vehreschild.

Die Plätze können sowohl im Rahmen der Kurzzeit- als auch der vollstationäre Pflege genutzt werden. „Uns liegt es am Herzen, dass dabei der Hotelcharakter erhalten bleibt, gleichzeitig aber ein Gefühl von Heimat und Wohlbefinden vermittelt wird.“

Verstärkung fürs Personal gesucht, weil sich die Einrichtung vergrößert

Somit verfügt das Senioren-Hotel der Kloster Residenz Till-Moyland ab Frühjahr 2022 über insgesamt 63 Einzelzimmer.

Weil sich die Einrichtung vergrößert, ist Familie Vehreschild (Betreiber auch der Seniorenresidenz Zum Tiergarten und Haus Simon) auf der Suche nach Verstärkung fürs Pflege- Team.

Die Politik in Bedburg-Hau begrüßt den Wandel in Till-Moyland. Unter anderen die Corona-Pandemie und weil dadurch auch weniger Business-Reisende das Hotel gleich neben dem Golfplatz Moyland nutzten, so ahnt CDU-Fraktionschef Hans-Gerd Perau, biete sich die Umstrukturierung an. „Eine unternehmerische Entscheidung.“ Auch ihm ist wichtig, dass die Einrichtung „im familiären Umfeld bleibt“ und der Bedarf an Pflegeplätzen nicht durch fremde Großbetreiber von Altenheimen gedeckt werde. „Dafür fehlt jetzt zwar ein Hotel in Bedburg-Hau“, räumt Perau ein. Doch die geplante Umwandlung des leerstehenden Restaurants Alte Post am Schloss zu sieben bis neun Ferienwohnungen (wie berichtet ebenfalls durch ortsansässige Investoren) könne das kompensieren.

Lage außerhalb, aber Anbindung an den Bus. Und es kommt auf die Versorgung an

Dass das Senioren-Domizil Kloster so weit außerhalb liegt, umgeben von landwirtschaftlichen Feldern und Golfplatz und nicht nach moderner Lesart alte Leute in der Gemeindemitte am Leben teilhaben lässt, dabei wird dem SPD-Fraktionschef Willi van Beek zwar „etwas mulmig“, aber es sei „wichtig, dass die Senioren gut versorgt sind und die Arbeitsbedingungen vernünftig sind. Die Qualität der Einrichtung entscheidet“.

Auf NRZ-Anfrage antwortet Cassandra Vehreschild, dass direkt an der Sommerlandstraße eine Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel existiert und mobile Bewohner problemlos in die Stadt fahren könnten.

„Die Diskussion stellt sich nicht, ob man das aus heutiger Sicht noch mal so machen würde“, findet FDP-Fraktionsvorsitzender Stephan Haupt. Die einst geplante Begegnung zwischen Hotelgästen und Bewohnern im Restaurantbereich sei nun nicht relevant. Der Ausbau sei sinnvoll. Für die Grünen ist Alfred Derks „froh, wenn das Angebot mit einem gut funktionierenden Konzept“ erweitert wird. Eventuell ließen sich beim bisher ungeliebten Entwurf fürs Gemeindezentrum zentrale Seniorenwohnungen ergänzen.

Laut Gemeindeverwaltung soll der Gebäude-Charakter als hotelähnliche Anlage in der Außenansicht erhalten bleiben. Es gebe keine „grundsätzlichen Alternativen“ zur Nutzung.