Kreis Kleve. Was kommt auf die Verbraucher im kommenden Jahr zu? Die NRZ informierte sich über Strom-, Gas- und Wasserpreise sowie Abfallgebühren.

Die jüngste Warnung von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) war unmissverständlich: Sie befürchtet für das Frühjahr 2022 einen „Heizkostenhammer“ und einen „Energieschock“ für viele Bürger. „Die Energiepreise spalten die Gesellschaft“, sagte sie im Gespräch mit der NRZ. Ihre Forderung: Der Bund müsse die Mehrwertsteuer auf Energieträger senken.

Was kommt da auf die Menschen zu? Die NRZ hakte bei den Stadtwerken in Kleve und Goch sowie bei den Stadtverwaltungen nach, wie sich die Nebenkosten und Gebühren im kommenden Jahr entwickeln werden. Es zeigt sich ein gemischtes Bild: Kostentreiber sind die Gaspreise, die exorbitant steigen. Bei Wasser und Strom sind die Entwicklungen moderater, und die Abfallgebühren verändern sich nicht. In Goch sinken sie sogar.

Gaspreise schießen durch die Decke

Claudia Dercks, Geschäftsführerin der Stadtwerke Kleve, möchte gar nicht drumherum reden: Der Gaspreis sei nicht mehr zu halten gewesen. In Kleve wird eine vierköpfige Durchschnittsfamilie im kommenden Jahr 274 Euro mehr bezahlen müssen, und auch in Goch wird diese Familie Mustermann gut 224 Euro mehr ausgeben. Gerechnet wurde immer mit den Grundversorgertarifen.

Claudia Dercks (53) ist die Geschäftsführerin der Stadtwerke Kleve.
Claudia Dercks (53) ist die Geschäftsführerin der Stadtwerke Kleve. © NRZ | Andreas Gebbink

Dercks spricht von „Turbulenzen auf dem Gasmarkt“ und meint damit die rasanten Preissteigerungen, die sich zum Teil vervierfacht hätten. Ob sich der Markt im kommenden Jahr beruhigen wird, sei auch eine politische Frage: Die Ukraine-Krise und die Streitigkeiten um die Ostsee-Pipeline müssten gelöst werden. Alle Grundversorger hätten bei den Gaspreisen anziehen müssen, so Dercks.

Festmacherpreise werden in Goch zurzeit nicht angeboten

Die Gocher Kollegen bieten ihren derzeitigen „Festmacherpreis 23“, der günstiger ist als der Grundversorgerpreis, „aufgrund der derzeitigen Lage“ nicht mehr an. Wer im Laufe des Jahres den „Nummer sicher 2023“ Tarif gewählt habe (der nicht mehr angeboten wird), der ist mit 1345,68 Euro deutlich günstiger im Rennen als im günstigsten Grundversorgertarif III mit 1774,50 Euro. Neukunden müssten allerdings mit höheren Preisen rechnen, so Kristina Derks von den Gocher Stadtwerken: „Mengen, die bisher nicht planbar waren und jetzt zu den derzeitigen Konditionen an der Börse beschafft werden müssen, sind die Ursache hierfür.“

Die Strompreise bleiben bei den Klever Stadtwerke im Grundversorgertarif im kommenden Jahr unverändert. Eine vierköpfige Familie wird bei einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden 1046,88 Euro zahlen. In Goch sind dies im Grundversorgertarif III 1234,86 Euro. Hier bleibt der Strompreis 2022 stabil. Deutlich günstiger sind die Kunden im „Nummer sicher 2023“ dran. Hier rechnet Derks für einen Verbrauch von 2500 Kilowattstunden mit 777,55 Euro. Allerdings ist dieser Tarif online nicht mehr buchbar. Der Festmacher-23-Tarif ist mit 1022 Euro wieder deutlich teurer. „Wir leben eben davon, dass wir unsere Bestandskunden mit günstigen Sondertarifen bedienen. Die Sondertarife sind bei uns quasi die Grundversorgertarife“, so Kristina Derks.

Wasserpreise und Grundsteuern bleiben konstant

Beim Wasser und bei den Grundsteuern zeigen sich weder in Kleve noch in Goch Veränderungen, die Preise bleiben unverändert. Gleiches gilt in Kleve für die Abfallgebühren, auch sie werden nicht steigen. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt muss 293,04 Euro für die Müllentsorgung zahlen (immer gerechnet auf eine 120-Liter-Tonne).

In Goch sind die Müllgebühren sogar günstiger geworden. Musste ein Vier-Personen-Haushalt 2021 noch 256,60 Euro bezahlen, sind das 2022 nur noch 239,70 Euro. Vor allem die Entsorgung des Papiermülls wird für die Gocher günstiger.

Dumping-Unternehmen haben es schwer

Langfristig rechnet die Klever Stadtwerke-Geschäftsführerin Claudia Dercks nicht mit einer Entspannung. Die Unternehmen, die in der Vergangenheit mit Dumping-Preisen an den Start gegangen sind, mussten in diesem Jahr zum Teil Insolvenz anmelden, da sie ihre zugesagten Preise nicht mit konkreten Liefermengen hinterlegt hatten. „Wir Stadtwerke arbeiten so nicht“, sagt Dercks. Das Konzept sei auf Langfristigkeit angelegt, und selbst der Verbraucherschutz sage mittlerweile, dass man seinem Versorger zurzeit besser treu bleiben könne.