Kalkar. Mehrheitlich hat der Kalkarer Rat den Verkauf des Wisseler Sees abgelehnt. Bürgermeisterin Schulz spricht von einem „katastrophalen Beschluss“.

Am Ende war es keine Überraschung mehr: Der Rat der Stadt Kalkar hat am Mittwochabend in nicht-öffentlicher Sitzung mehrheitlich den Verkauf des Wisseler Sees abgelehnt. „Ich halte das für einen katastrophalen Beschluss und eine folgenschwere Entscheidung für Kalkar“, sagte Bürgermeisterin Britta Schulz im Gespräch mit der NRZ. Man habe offenbar den Schritt zur Weiterentwicklung des Camping- und Freizeitparks bewusst nicht gehen wollen.

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Die Stadt Kalkar hatte jahrelang mit dem Unternehmer Dietmar Harsveldt über eine Veräußerung der Freizeitpark Wisseler See (FWS) GmbH, einer 100-prozentigen städtischen Tochter, verhandelt und den komplexen Deal zuletzt steuerlich prüfen lassen. In der Zwischenzeit wurde in der Kalkarer Politik aus der breiten Zustimmung eine knappe Ablehnung des Geschäfts. „Wir behalten unser Tafelsilber im Schrank und gucken zu, wie es anläuft“, stellte Schulz enttäuscht und wütend fest. Investor Harsveldt, der bereits neun Ferienanlagen betreibt, sagte: „Das Kapitel Kalkar ist für mich beendet. Ich bin nicht auf den Wisseler See angewiesen.“

CDU sieht zu geringen Nutzen für die Stadt Kalkar

„Der gesamte Deal hätte aus unserer Sicht für die Stadt einen zu kleinen Nutzen gebracht“, begründete der CDU-Fraktionsvorsitzende Ansgar Boßmann die Ablehnung der Christdemokraten. „Wir sehen die Möglichkeit, das Gelände gut weiterentwickeln zu können – auch selbstfinanziert.“

Die notwendige Sanierung und Modernisierung der Anlage werde die FWS GmbH nicht aus eigener Kraft leisten können, meinte hingegen Bürgermeisterin Schulz. „Ein privater Investor hätte deutlich mehr Geld investieren können.“ Zudem betonte Schulz die Auswirkungen des geplatzten Verkaufs auf die großen anstehenden Projekte – unter anderem die Umgestaltung des historischen Zentrums, die Umsetzung des Wegenetzkonzeptes und Sanierung bzw. Neubau der Grundschulen in Wissel und Appeldorn. „Manches wird sich jetzt verzögern, denn dem Haushalt sind mehrere Millionen Euro verloren gegangen“, so Britta Schulz.

Willibald Kunisch: „Wir wollen keinen Trubelplatz“

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Dieses Negativszenario sehe er nicht, entgegnete Ansgar Boßmann. „Ich gehe davon aus, dass im Haushalt genügend Mittel zur Verfügung stehen werden.“ Willibald Kunisch, dessen Grüne ebenfalls gegen die Veräußerung stimmten, bezeichnete die „Schwarzmalerei der Verwaltung“ gar als „unanständig“. Ein jetziger Verkauf hätte, anders als zu Beginn des langwierigen Prozesses versprochen, nicht in großem Maße zur Tilgung der städtischen Schulden beigetragen, argumentierte Kunisch. Er sprach von „zu vielen Ungereimtheiten“ im vorgestellten Konzept und einer grundsätzlichen Auffassung: „Wir – und ich glaube auch die Menschen in Wissel – wollen keinen Trubelplatz, sondern eine Weiterentwicklung des Dauercampingplatzes.“

Sympathien und Antipathien hätten bei der politischen Entscheidung eine Rolle gespielt, meinte Dirk Altenburg. „Das kann ich überhaupt nicht verstehen.“ Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende vom Forum, das den Verkauf klar unterstützt hatte, erinnerte daran, dass die Stadt und damit alle Bürger für mögliche Kredite der FWS GmbH bürgen müssten. Altenburg sagte, dass er sich eine Politik wünsche, die „mutige Entscheidungen trifft und in die Zukunft denkt. Wir bewegen uns dagegen im Kleinklein und in Interessensvertretung“.

FBK-Sorgen um den Haushalt

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Schwer enttäuscht zeigten sich auch die FBK, die für eine Veräußerung votiert hatten. „Wir wissen jetzt nicht, wie ein stabiler Haushalt aufgestellt werden kann“, sagte Günter Pageler, der auch für die Zukunft des Wisseler Sees einige Fragezeichen sieht. „Man müsste mindestens vier bis fünf Millionen Euro in die Hand nehmen, um den Park einigermaßen auf Stand zu bringen. Wir hätten uns gewünscht, mit dem Investor eine moderne Freizeitstätte zu entwickeln.“

Auch in kleinen Schritten könne dies gelingen, so Kai-Uwe Ekers von der SPD, die den Deal vor allem wegen „zu vieler Schlupflöcher im Vertrag“ ablehnte. Ähnlich äußerte sich Boris Gulan (FDP): „Eigentlich war ich ein Befürworter des Verkaufs, doch einige Unwägbarkeiten im Vertragswerk konnten nicht abschließend geklärt werden.“