Kalkar. Ein jetzt vorgestelltes Konzept zeigt Schwächen und Potenzial der Spielplätze in Kalkar auf. Vor allem Altkalkar ist unterversorgt.
Die Corona-Pandemie hat etwas Ursprüngliches zurückgebracht: „Wir erleben eine Renaissance des Draußenspielens. Kinder entdecken die Spielflächen wieder“, sagte Pascale Schulte im Kalkarer Schul-, Jugend- und Sportausschuss. Dort stellte die Raumplanerin des Fachbüros „Stadtkinder“ aus Dortmund das nun fertig gestellte Spielplatzkonzept für die Stadt vor, das eine „Qualitätsoffensive für den Spielraum“ begleiten soll. Denn der ist in Kalkar häufig veraltet, eintönig gestaltet oder gar nicht erst vorhanden. „Aber die Flächen haben großes Potenzial“, meinte Projektleiterin Schulte.
An der 144-seitigen Ausarbeitung haben die Fachplaner ein Jahr lang gearbeitet. Sie unterzogen die 23 unterhaltungspflichtigen städtischen Spielflächen – Spielplätze, Bolzflächen, die Streetballanlage und frei zugängliche Schulhöfe – einer detaillierten Bestandsaufnahme und sammelten auf Streifzügen durch die Stadt und ihre Dörfer Informationen aus erster Hand – von den Kindern und Jugendlichen, die sie nutzen (die NRZ berichtete). Aus dieser umfangreichen Analyse erstellten die Experten für jede Spielfläche einen Steckbrief und leiteten konkrete Maßnahmenempfehlungen, Kostenschätzungen sowie Priorisierungen ab.
„Highlight“-Spielplatz soll Abhilfe in Altkalkar schaffen
Ein zentrales Ergebnis des Spielplatzkonzepts: In Altkalkar fehlen eklatant Spielmöglichkeiten. Dieses große Versorgungsdefizit, das insbesondere die Neubaugebiete betrifft, möchten Politik und Verwaltung schnell beseitigen. Die Kosten dafür werden ohne Flächenerwerb auf 380.000 Euro geschätzt. Der Ausschuss verständigte sich darauf, dass die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) Kalkar als Erschließungsträger für die zukünftige Baulandentwicklung in Altkalkar kurzfristig einen „Mittelpunktplatz“ bauen soll. Damit ist ein besonders ausgestatteter „Highlight“-Spielplatz gemeint. Auch der geplante Quartiersplatz mit einer öffentlichen Spielfläche beim Neubauprojekt an der Birkenallee werde mithelfen, das Defizit zu beheben, sagte Frank Sundermann.
Bau der Dirtbike-Anlage
Die Dirtbike-Anlage hinter dem Spielplatz am Kalkarer Stadtpark wird derzeit für rund 15.000 Euro gebaut. Die Erdmassen sind bereits angeliefert worden. Im nächsten Schritt wird ein Fachmann mit Spezialgerät die Formen für die Mountainbike-Strecke schleifen.
„Der Kreis Kleve muss zudem noch die Nutzung genehmigen“, sagte Fachbereichsleiter Frank Sundermann, der mit einer Freigabe der Anlage im Frühsommer rechnet.
Kinder haben gleichwohl die aufgehäuften Erdhügel bereits erobert und spielen darauf.
Der Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen, Umwelt und SEG-Prokurist sah für die Spielplatz-Verbesserungen genügend Sachverstand in der Verwaltung. Christian Görtzen, sachkundiger Bürger für die CDU, forderte dagegen, ein Fachbüro zu beauftragen: „Überlassen Sie die Spielplätze den Experten!“ Das soll nun geprüft werden.
Mittelpunktplätze schaffen
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Neben der neuen Spielfläche in Altkalkar zeigt das Spielplatzkonzept fünf weitere Mittelpunktplätze auf, die als oberste Priorität bis 2024 attraktiver gestaltet werden sollen: die Spielplätze am Stadtpark (168.000 Euro/auf dem großen Foto), Heiligenberg in Appeldorn (85.000 Euro), Nejwittweg in Wissel (77.000 Euro), Kirchenacker in Niedermörmter (70.000 Euro) und Düstern Bongert in Grieth (60.000 Euro). Der geschätzte Gesamt-Investitionsbedarf für die Flächen der zweiten Priorität (Jahre 2025 bis 2028) liegt zudem bei 323.000 Euro und für die Flächen der dritten Priorität (ab 2029) bei 93.000 Euro.
„Es gibt auch in den nächsten Jahren noch zahlreiche interessante Förderprogramme“, stellte „Stadtkinder“-Geschäftsführer Peter Apel fest. Angesichts der angespannten Haushaltslage und anstehender Millionen-Investitionen (Grundschulen, ländliche Wege) dürfte man dies in Kalkar gerne vernommen haben.
Fachplaner: Kinder und Jugendliche weiter beteiligen
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Apel redete der Politik und Verwaltung aber auch ins Gewissen, Kinder und Jugendliche beim Spielplatzbau auch künftig einzubeziehen: „Die Beteiligung ist kein Einmalprojekt. Das Alltagswissen der Kinder, die noch keinen verstellten Blick haben, macht die Planung besser.“ Auch eine enge Kooperation mit Akteuren aus der Pädagogik und Jugendarbeit regte er dringend an. Überhaupt solle der Neu- und Umbau der Kalkarer Spielplätze mit der „gleichen Akribie und Kompetenz“ wie andere Großprojekte angegangen werden. „Die Kinder sollten uns das wert sein“, mahnte Apel.