Essen. Am 1. Mai waren Grünanlagen in Essen überlaufen, besonders Grill-Aktivitäten nahmen überhand. Die Stadt will das künftig unterbinden - aber wie?

Ein verregneter, kühler Frühling - und dann der sehr warme und sonnige Maifeiertag. Es war ziemlich klar, dass es an den öffentlichen Grillplätzen in Essen und überhaupt in den Grünanlagen voll werden würde. Was dann passierte, sprengte aber alle Dimensionen.

Allein an der Ruhrwiese im Werdener Löwental sollen nach Darstellung von Augenzeugen bis zu 1500 Menschen gleichzeitig gewesen sein, viele mit reichlich Grillgut im Gepäck. Als die offiziellen Grillplätze belegt waren, wichen viele einfach auf andere Teile der Wiese und auf die Wege aus. Die Stadt registrierte laut OB Thomas Kufen viele Beschwerden, nun sollen die Ordnungsbehörden tätig werden.

Grünflächen in Essen sollen weiter für Griller unkompliziert nutzbar bleiben

Aber was genau kann man da machen? „Die Aufgabe ist nicht trivial“, räumt Ordnungsdezernent Christian Kromberg ein, der sich am Montag (6.5.) mit seinen Fachleuten zusammensetzen und beraten will. Patentlösungen gebe es jedenfalls keine, denn grundsätzlich sollen die Essener Grünflächen weiterhin unkompliziert nutzbar bleiben - inklusive des Grillen.

Gut gemeint, aber auch wirkungsvoll? Schilder wie hier im Löwental weisen auf die Grill-Bereiche hin.
Gut gemeint, aber auch wirkungsvoll? Schilder wie hier im Löwental weisen auf die Grill-Bereiche hin. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Natürlich könnten wir beispielsweise das Gelände einzäunen und mit Heerscharen von privaten Sicherheitsleuten den Zugang reglementieren, aber wollen wir das?“, fragt Kromberg eher rhetorisch. Realistischer sei vielleicht die Reduzierung von Parkmöglichkeiten, aber auch das werfe dann über Verdrängungseffekte womöglich nur neue Probleme auf.

Fakt ist: Es gibt keine Betretungsverbote, jeder darf sich in den Grünflächen hinsetzen, auch Essen und Trinken, wo er will. Nur das Grillen ist auf die offiziell ausgewiesenen Grillzonen beschränkt, die in den letzten Jahren mit den Bezirksvertretungen in den Stadtteilen ausgehandelt wurden, was teils sehr langwierig und schwierig war. Denn beliebt sind die Grillplätze nur bei den Grillern. Anwohner fühlen sich hingegen oft massiv gestört wegen der unvermeidlichen Rauchschwaden und Gerüche und wegen der ekelerregenden Essensreste, die vielfach in den Grünanlagen zurückbleiben.

Am 1. Mai waren fast alle Grünanlagen in Essen überlastet

Diese Anlagen waren am 1. Mai quasi durch die Bank dem Andrang nicht gewachsen. Kromberg nennt beispielhaft den Niederfeldsee in Altendorf, den Kaiser-Wilhelm-Park in Altenessen, den Stadtgarten im Südviertel und vor allem eben das Löwental, wo vor lauter illegalen Grill-Aktivitäten selbst für Radler und Spaziergänger kaum noch ein Durchkommen gewesen sein soll. Mit der drangvollen Enge hängt in Werden offensichtlich auch ein ernster Zwischenfall zusammen, eine Messerattacke unter syrischen Staatsangehörigen mit drei Verletzten.

„Das Löwental war immer ein Hotspot, wir hatten dort immer die größten Beschwerdelagen“, sagt Kromberg. Die jüngsten Vorfälle dürften den Befürwortern eines generellen Grillverbots besonders in der Bezirksvertretung Kettwig-Werden wieder Auftrieb geben. Dort hatte man nur zähneknirschend der Grillzone im Löwentalzugestimmt, wobei moniert wurde, neben den Anwohnerinteressen falle auch der Naturschutz hinten rüber.

Ordnungsdezernent Christian Kromberg (re.) hat vom OB den Auftrag, das Überlastungsproblem der Grünanlagen zu lösen. Leicht wird das nicht.
Ordnungsdezernent Christian Kromberg (re.) hat vom OB den Auftrag, das Überlastungsproblem der Grünanlagen zu lösen. Leicht wird das nicht. © Stadt Essen

Einrichtung der Grillzonen hatte einen sozialen Hintergrund

Kromberg erinnert dennoch daran, dass Sinn und Zweck der Grillzonen eine soziale Überlegung war: „Wir wollten denen eine Möglichkeit zum Grillen geben, die in kleinen Wohnungen ohne Garten und geeigneten Balkon leben.“ Das erklärt vielleicht auch, weshalb dem Augenschein nach auffallend viele migrantische Familien in den Grillzonen anzutreffen sind, denn diese leben laut Kromberg oft in beengten Verhältnissen.

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Pragmatismus war seitens der Stadt bei der Einrichtung von Grillzonen vermutlich auch dabei. Es dürfte derzeit schlicht unmöglich sein, alle Essener Parks und Grünanlagen flächendeckend zu überwachen und jede Grill-Aktivität zu unterbinden. Die Grillzonen wieder abzuschaffen, ist für Kromberg deshalb auch keine Lösung. „Die Leute gehen dann trotzdem hin.“

Auch der OB fordert indes zu überprüfen, ob wirklich alle Standorte fürs Grillen geeignet sind. Außerdem gelte es sicherzustellen, dass für die Müllberge danach genügend Behälter vorhanden sind.

Man darf also gespannt sein, was den Fachleuten in der Stadtverwaltung einfällt, um die Grünanlagen vor Überlastung zu schützen, die Regeln durchzusetzen, die Dominanz des Grillens zumindest zu beschränken und sicherzustellen, dass an schönen Tagen Platz für alle Anlagen-Nutzer ist. „Verschärftes Vorgehen“ kündigte der Ordnungsdezernent für das Löwental an. Am Ende wird es also vermutlich doch wieder auf mehr privates Sicherheitspersonal hinauslaufen.

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