Essen. Manchmal kommen Fremde in die Schulgebäude und suchen Streit. Kann man Schultüren einfach verschließen? Und was sonst könnte wirken?
Wie kann man Schulen in Essen sicherer machen? Sicherheits-Personal dauerhaft an alle Eingänge zu stellen, kommt nicht in Frage. Einer flächendeckenden Kontrolle an den Türen der Schulen im Stadtgebiet erteilt der Bildungs-Dezernent der Stadt Essen, Muchtar Al Ghusain, eine klare Absage. „Das ist weder technisch, personell noch finanziell darstellbar, und es will auch niemand.“
Bereits im März hat sich in der Schulverwaltung eine neue Arbeitsgruppe gegründet, die die Sicherheit der Schulen in den Blick genommen hat. Das liegt an der gestiegenen Zahl von Vorfällen, die mindestens einen ungestörten Unterricht erschweren und im schlimmsten Fall zu folgenschweren Eskalationen führen können.
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Dazu zählen Vorfälle mit Messern oder anderen gefährlichen Gegenständen oder Rettungsdienst-Einsätze von Feuerwehr und Notarzt, weil jemand Reizgas versprüht hat. Erst im November 2023 attackierte der Schüler eines Berufskollegs gezielt einen Lehrer; die Polizei schritt ein. „Jeder kennt solche Vorfälle“, sagt Frank Witzke, Sprecher der Gesamtschulen in Essen. „Allerdings in sehr unterschiedlichen Ausprägungen.“ Das gelte auch für unerwünschte Besuche im Schulgebäude von Fremden. In der Regel ließen sich solche Besuche schnell abfertigen, doch es gab auch schon Szenen, in denen bewaffnete Jugendliche, die gar nicht zur Schule gehören, in die Gebäude stürmten, um Konflikte auszutragen, die ganz woanders begonnen hatten.
Darf man Schultüren tagsüber einfach geschlossen halten?
Die Arbeitsgruppe, die sich vor Wochen gründete, hat deshalb auch das Thema Videoüberwachung an Eingängen auf der Themenliste: „Das ist datenschutztechnisch schwierig“, räumt Schul-Dezenernt Muchtar Al Ghusain an. Auch wenn es in der Vergangenheit Fälle von Schulen gab, die Videokameras auf den Schulhöfen installieren durften - unter anderem um Vandalismusprobleme an den Wochenenden in den Griff zu bekommen. „Wir stehen in Kontakt mit einer Schule in Gelsenkirchen“, berichtet Al Ghusain, „die mit Radarsystemen arbeitet, die Bewegungen anzeigen.“ Das sei datenschutztechnisch wesentlich einfacher. Auch Einbrüche in Schulgebäude gibt es immer wieder, nicht selten wird dann Feuer gelegt. Im Februar brannten Teile der ehemaligen Gustav-Heinemann-Gesamtschule nieder, die seit zweieinhalb Jahren leer steht.
An neuen Schulen werden nur noch Türen eingebaut, die nur von innen zu öffnen sind
Wie man Schüler besser vor Eindringlingen schützen kann, ist zuvorderst eine Frage der Technik: „Es gibt Türen, die man nur von innen öffnen kann“, sagt Frank Witzke, der selbst die Gesamtschule in Holsterhausen leitet. „Sie werden in neu errichteten Schulgebäuden schon grundsätzlich eingebaut.“ Das sei möglichen Amok-Situationen geschuldet. Doch denkbar sei auch, so wird derzeit überlegt, Schultüren während des Unterrichts von außen verschlossen zu halten. Auch wenn das ein Signal ist, das eigentlich niemand gut findet: „Schulen“, sagt Muchtar Al Ghusain, „sind und sollen offene Gebäude sein.“
Bei der Stadt nehme man die Sicherheitsprobleme an Schulen ausgesprochen ernst und lasse die Schulen nicht allein. Derzeit, nach der ersten Sitzung des neuen Arbeitskreises, seien die Schulen im Stadtgebiet aufgefordert, sämtliche Vorgänge aus dem letzten Schuljahr zu melden, in denen es zu Störungen kam: Dabei gehe es unter anderem um nennenswerte Diebstahlfälle, Gefahrensituationen, Bedrohungen. „Wir wollen“, sagt Al Ghusain, „ein engmaschiges Netz aus Informationen, um dann die richtigen, nächsten Schritte zu tun.“
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