Essen. Um den geplanten Ausbau des Stadions an der Essener Hafenstraße ist es zuletzt ruhig geworden. Nun rückt das RWE-Projekt auf die Tagesordnung.
Im Stadion an der Essener Hafenstraße haben Einwegbecher ab der kommenden Saison ausgedient. Frisch Gezapftes und Softgetränke gibt es dann nur noch im Mehrwegbehälter. Was das mit dem geplanten Stadionausbau zu tun hat? Bei dem Millionenprojekt kommt es nicht zuletzt auch auf Nachhaltigkeit an.
Ob Einweg oder Mehrweg: Die RWE-Fans sind ohnehin in „Stauder-Laune“, spätestens seit dem Auswärtssieg bei Tabellenführer Jahn Regensburg am Wochenende. Am kommenden Samstag geht es Zuhause gegen den Drittplatzierten aus Ulm. Es braucht keinen Propheten, um vorherzusagen, dass es knackevoll werden wird auf den Rängen, was eine Frage in Erinnerung bringt: Wann werden die vier Stadionecken geschlossen?
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen hat sich öffentlich für den Ausbau des Stadions ausgesprochen
Ja, es ist still geworden um den Ausbau des Stadions an der Hafenstraße. Zur Erinnerung: Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte das Projekt auf die Agenda gehoben, nachdem RWE den lang ersehnten Aufstieg in die 3. Fußballliga perfekt gemacht hatte.
Nachdem ein Jahr später der Klassenerhalt geschafft war, forcierte die Stadt ihre Bemühungen. Auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie der städtischen Grundstücksverwaltung Essen sollte der Rat der Stadt 950.000 Euro an Planungskosten für das Projekt freigeben. Kufen sprach sich mehrmals öffentlich für den Stadionausbau aus. Doch der Beschluss wurde bis heute nicht gefasst.
Rot-Weiss Essen lieferte dafür unfreiwillig die Begründung, als RWE-Vorstand Marcus Uhlig auf der Jahreshauptversammlung im Juni vergangenen Jahres die Öffentlichkeit und den Oberbürgermeister mit einem Minus von 3,6 Millionen Euro überraschte. Von einem „kommunikativen Desaster“ war hinterher die Rede. RWE gelang es, später den desaströsen Eindruck zu korrigieren. Aufsichtsratsmitglied Hans-Henning-Schäfer, von Hause aus Wirtschaftsprüfer, gewährte Einblick in die Bücher und erklärte das beachtliche Minus mit einem Darlehen in Höhe von drei Millionen Euro, das der Unternehmer Sascha Peljhan, mittlerweile ehrenamtlicher Finanzvorstand bei RWE, dem Verein zu äußerst günstigen Konditionen gewährt hatte und das aus steuerlichen Gründen als Verlust verbucht worden war.
Rot-Weiss Essen hat seine Aufgaben gemacht, heißt es
Der Vorstand um Marcus Uhlig wurde von den Mitgliedern mit Verspätung entastet, aus Sicht der Politik war dies eine Voraussetzung, damit es mit dem Stadionprojekt weitergehen kann. Rot-Weiss Essen habe seine Hausaufgaben gemacht, heißt es. Nur passiert ist seitdem nichts.
Hinter den Kulissen aber bewegt sich etwas. Wie zu hören ist, soll sich der Sportausschuss des Stadtrates in seiner Sitzung im März mit den Planungskosten für den Stadionausbau befassen. Einen endgültigen Beschluss könnte der Rat der Stadt vor der Sommerpause fassen. Vorausgesetzt, CDU und Grüne, die im Rat kooperieren und dort gemeinsam die Mehrheit stellen, werden sich bis dahin einig.
„Unsere Beschlusslage ist klar“, sagt CDU-Fraktionschef Fabian Schrumpf. Essens Christdemokraten hatten sich auf ihrem Kreisparteitag im September vergangenen Jahres einstimmig für den Stadionausbau ausgesprochen. Dass Oberbürgermeister Thomas Kufen sich früh dafür ausgesprochen hat, verleiht dem Ganzen ebenfalls politisches Gewicht.
CDU und Grüne ringen miteinander nicht nur um den Ausbau des Stadions an der Hafenstraße
Bei den Grünen hingegen gibt es nach wie vor „erhebliche Bedenken“ gegen einen Stadionausbau, sagt Fraktionssprecher Stephan Neumann. Nach Fundamental-Opposition klingt das allerdings nicht. Tatsächlich hat man von grüner Seite darauf gewartet, dass RWE das Gespräch sucht. Inzwischen hat man sich zusammengesetzt. Und an dieser Stelle kommen die Mehrwegbecher ins Spiel.
Nachhaltigkeit ist den Grünen wichtig, nicht nur am Getränkeausschank. Es geht um die Infrastruktur, um mehr Stellplätze für Fahrräder und um ein schlüssiges Verkehrskonzept. Park & Ride-Plätze und ein Shuttle-Service könnten eine Lösung sein, geeignete Flächen werden, wie zu hören ist, bereits gesucht. Mehr Autos in Stadionnähe will man nicht, ein Parkhaus vor dem Stadion ist auch deshalb vom Tisch. Die GVE hatte diese Idee bereits aus Kostengründen verworfen. Womit sich die Gretchenfrage stellt.
„Entscheidend ist, was uns die Sache kostet“, sagt Stephan Neumann. Und worauf die Stadt stattdessen verzichtet. Die Kostenschätzung der GVE, wonach der Stadionausbau rund 22 Millionen Euro kosten würde, dürfte angesichts der gestiegenen Baukosten überholt sein. Dass RWE eine höhere Pacht zahlen muss, sollten die Ecken geschlossen werden, gilt als ausgemacht. Auch darüber sind Verein und GVE bereits im Gespräch. Höhere Betriebskosten will die Stadt nicht tragen. Zuletzt war von 1,6 Millionen Euro pro Jahr die Rede.
CDU und Grüne wollen sich aber nicht nur mit dem Stadion an der Hafenstraße befassen, sondern einen Blick auf Investitionen in die Sportinfrastruktur richten. Dabei gilt es abzuwägen, was welcher Seite wichtig ist. Den Grünen ist beispielsweise an einem Ausbau der Jedermann-Sportanlage an der Schillerwiese unweit des Uhlenkrugstadions gelegen, für den die Stadtverwaltung rund acht Millionen Euro veranschlagt. Bei der CDU steht das Stadion an der Hafenstraße oben auf der Prioritätenliste.
CDU-Fraktionsvorsitzender Fabian Schrumpf zeigt sich optimistisch, dass sich die Kooperationspartner im Rat in dieser Sache einig werden. Die Frage ist, um welchen Preis?
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