Essen. Die Stadt Essen hat Pläne zur Modernisierung der Jedermann-Sportanlage „Schillerwiese“ vorgelegt. Kritik gibt es nicht nur an den hohen Kosten.
Auf der Aschenbahn drehen Läuferinnen und Läufer ihre Runden, die weitläufige Rasenfläche wird für Ballspiele, Frisbee oder Yoga genutzt. Wer sich fit halten will, ist auf der Sportanlage an der Schillerwiese willkommen. Als Jedermann-Sportanlage steht sie allen offen. Das ist seit Jahrzehnten so. Dass der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat, ist allerdings nicht zu übersehen.
Die Sport- und Bäderbetriebe der Stadt Essen haben nun Vorschläge zur zukünftigen Gestaltung der Sportanlage vorgelegt. Nicht weniger als rund acht Millionen Euro würden Umbau und Sanierung demnach kosten.
Es ist nicht der erste Anlauf zur Umgestaltung der Schillerwiese. Zuletzt legte die Sportverwaltung 2018 einen Entwurf vor mit dem Ziel, zwei Fußballvereine dort unterzubringen, den Rüttenscheider SC und die Sportfreunde 07. Der Plan verschwand wieder in der Schublade, auch weil mehr als 5000 Bürgerinnen und Bürger eine Online-Petition zum Erhalt der Jedermann-Sportanlage unterzeichneten.
Die Stadt Essen will die Schillerwiese um diverse Sportangebote ergänzen
CDU und Grüne, die im Rat der Stadt gemeinsam die Mehrheit stellen, verständigten sich in ihren Kooperationsverhandlungen darauf, dass die Sportanlage „in ihrer jetzigen Form“ bestehen bleibt, die Umkleideräume aber saniert werden. Im Mai vergangenen Jahres beauftragte der Rat der Stadt schließlich die Verwaltung die Schillerwiese „dem Grunde nach, in ihrem Charakter zu erhalten und bedarfsgerecht weiterzuentwickeln“.
Die Sport- und Bäderbetriebe haben dem Sportausschuss des Stadtrates dazu nun zwei Varianten vorgelegt. Zumindest zweitere überrascht, bleibt von dem ursprünglichen Charakter der Sportanlage doch nicht mehr viel übrig. Die Rundlaufbahn würde verschwinden, die weitläufige Rasenfläche würde geteilt und fiele deutlich kleiner aus. Diverse Sportangebote sollen die Anlage ergänzen: Beachvolleyball, Basketball, Klettern, Boules und mehr, was für beide Varianten gilt.
Mit Kosten in Höhe von rund 6,3 Millionen und 6,5 Millionen Euro liegen beide Entwürfe nahe beieinander. Die Sanierung des Umkleidegebäudes schlägt laut Kostenschätzung mit weiteren 1,5 Millionen Euro zu Buche, wobei es sich laut Verwaltung um eine erste Einschätzung handelt.
In Reihen der Ratsmehrheit aus CDU und Grünen stößt das nicht gerade auf Begeisterung. „Die Kosten sind natürlich sehr hoch. Da fragen wir uns schon, ob das sinnvoll ist. Ich persönlich halte das für zu viel“, sagt Florian Fuchs, sportpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, die sich abschließend noch keine Meinung zu den Vorschlägen der Verwaltung gebildet habe.
Mehr als 5000 Essener Bürgerinnen und Bürger hatten eine Online-Petition unterzeichnet
Gleiches gilt für die Grünen. Deren sportpolitischer Sprecher, Ulrich Pabst, wählt deutlichere Worte: „Goldene Wasserhähne müssen es ja nicht sein“, sagt der Ratsherr mit Blick auf die Sanierung der Umkleiden, mit der es aus Sicht der Grünen aber auch nicht getan sein soll.
Kritik gibt es zudem am Verfahren. Laut Verwaltung sind beide Entwürfe Ausfluss zweier Workshops. Daran teil, nahmen diverse Fachämter, je ein Vertreter der Ratsfraktionen sowie einige wenige aktive Sportler. Auch Anwohner sowie Schulen, deren Schüler die Jedermann-Sportanlage nutzen, waren eingeladen.
Kritiker sprechen im Rückblick von einer „Clost-Shop-Veranstaltung“. Die Erwartungen an eine Bürgerbeteiligung waren offenbar andere angesichts der mehr als 5000 Online-Petenten.
Die spannende Frage lautet nun: Wie geht die Ratsmehrheit aus CDU und Grünen mit den Vorschlägen der Sport- und Bäderbetriebe um, namentlich mit Sportdezernentin Simone Raskob (Grüne). Die Verwaltung weist der Schillerwiese im Rahmen der Sportentwicklungsplanung bereits Modellcharakter zu für den Umgang mit weiteren städtischen Sportanlagen, die es zu modernisieren gilt.
Entsprechend hoch liegt die Messlatte, entsprechend tief kann man fallen.