Essen. In einem Haus in Essen-Steele hat sich Samstag eine Explosion ereignet. Vieles spricht für Gas als Ursache. Junge Frau schwer verletzt.
- An der Westfalenstraße ist es Samstagabend (9.12.) zu einer Explosion in einem Wohnhaus gekommen.
- Am Sonntagabend ist in dem Haus eine leblose Person gefunden worden. Vieles spricht dafür, dass es sich um den vermissten 68 Jahre alten Rentner und Mieter aus der Erdgeschosswohnung handelt.
- Eine junge Frau ist laut Feuerwehr aus dem Obergeschoss aus dem Fenster gesprungen und wurde schwer verletzt.
- Zwei weitere Anwohnende wurden leicht verletzt und wiederum drei weitere Personen vor Ort medizinisch betreut.
Zwei Tage nach der verheerenden Explosion in einem Wohnhaus in Essen-Steele, bei der ein Mensch starb, mehren sich die Anzeichen, dass es sich um eine Gas-Explosion gehandelt haben könnte.
Was die Essener Kriminalpolizei über die mögliche Ursache weiß
Nach der tödlichen Explosion in einem Wohnhaus an der Westfalenstraße in Essen-Steele hat die Kriminalpolizei ihre Suche nach der Ursache am Montag fortgesetzt. Es gilt, aus einigen neuen Puzzlestücken ein aussagekräftiges Bild zusammenzusetzen: Nach Informationen dieser Zeitung hatte der 68-jährige Erdgeschoss-Bewohner des Mehrfamilienhauses Propangas in Flaschen in einem Verschlag hinter dem Haus gelagert. Und: Nach der Detonation entdeckten Einsatzkräfte der Feuerwehr Kohlebriketts auf der Straße, die darauf hindeuteten, dass ein Ofen betrieben wurde, um das Haus zu heizen, das nicht an das Gasversorgungsnetz der Stadtwerke angeschlossen ist. Auf einer Gasflasche befand sich ein Wärmestrahler.
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All das sind lediglich Indizien. Noch gibt die Explosion den Ermittlern Rätsel auf. Es kann ein Unfall, aber auch fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung gewesen sein. Und nach wie vor ist offen, ob es sich um bei dem Toten um den 68-jährigen Bewohner der Wohnung im Erdgeschoss handelt. Die Leiche war im ersten Obergeschoss entdeckt worden.
Die Ermittler der Essener Kripo untersuchten das einsturzgefährdete Gebäude an diesem Montag weiter, wollten sich aber noch nicht festlegen und erst nach einer Begehung mit einem Gutachter am Dienstag äußern. „Wir ermitteln derzeit in alle Richtungen“, heißt es.
Anwohner berichten von Propangas-Flaschen in der Wohnung
Anwohner berichteten am Montagmorgen, dass der Mann, in dessen Wohnung die Explosion stattfand, wohl mit Propangas-Flaschen geheizt habe. Eine Erkenntnis, die von den Behörden bislang nicht bestätigt wird. Das Haus verfügt nach Angaben des Hauseigentümers über Elektroheizungen. „Wir haben ihn manchmal Propangas-Flaschen in seine Wohnung tragen sehen“, sagt eine Nachbarin, die direkt gegenüber wohnt. Der Mann, der vermutlich in den verkohlten Trümmern des Hauses gestorben ist, wohnte mehrere Jahrzehnte im Erdgeschoss des Hauses. Am Sonntagabend fanden Rettungskräfte eine Leiche - ob es sich tatsächlich um den vermissten 68-Jährigen handelt, gilt als sehr wahrscheinlich, ist offiziell aber noch nicht bestätigt. Eine Obduktion, die Gewissheit bringen könnte, ist frühestens gegen Ende der Woche geplant.
Ein anderer Nachbar berichtet, dass in der Erdgeschoss-Wohnung des Mannes wohl erst nur Feuer zu sehen gewesen sei. „Das sah wie ein normaler Wohnungsbrand aus.“ Dann, Minuten später, habe es die verheerende Explosion gegeben; eine Stichflamme sei aus den Fenstern geschlagen, dabei seien große Teile des Hauses zerstört worden. Auch ein geparktes Auto vor dem Haus wurde beschädigt, und gegenüber, wo ein Tattoo-Studio seinen Sitz hat, gingen ebenfalls Schaufenster zu Bruch. „Das sah alles wie eine Gasexplosion aus“, sagt der Mann, der in der Nähe wohnt.
Viele Anwohner im direkten Umfeld des historischen Hauses, dessen Alter auf 100 bis 120 Jahre geschätzt wird, hatten nach der Detonation sofort die Feuerwehr gerufen. Zeugen zufolge seien sowohl deren Einsatzkräfte als auch Polizei in sehr kurzer Zeit vor Ort gewesen.
Am Montagvormittag betraten Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) das einsturzgefährdete Haus. Mit Taschenlampen leuchteten sie in die Trümmer. Passanten und Schaulustige erkennen: Das Haus ist schrottreif - direkt im Eingangsbereich liegen zerborstene Backsteine. Das Haus ist innen bis auf die Mauern niedergebrannt; Möbel oder etwas, das auf seine Bewohner hindeutet, sind nicht mehr zu erkennen.
Essener Feuerwehr ist Nacht und Tag im Großeinsatz
Der Großeinsatz der Essener Feuerwehr in Steele war in der Nacht auf Sonntag noch in vollem Gange, da stand für ihren Sprecher Christian Schmücker bereits fest: „Dies ist einer der aufwendigsten und dynamischsten Einsätze der vergangenen beiden Jahre – und für die Einsatzkräfte eine Ausnahmesituation.“
Er sollte Recht behalten: Erst um kurz nach 15 Uhr an diesem zweiten Adventssonntag war der Brand in dem weitgehend zerstörten Haus gelöscht, das letzte Glutnest aus..
Am Sonntagabend setzt die Polizei Leichenspürhunde ein
Mehr als 15 Stunden haben sie in dem bestimmt Hundert Jahre alten Altbau Westfalenstraße 297 vergeblich nach dem vermissten Mieter der Erdgeschosswohnung gesucht, in der sich die Explosion ereignet hatte. Zunächst ohne Erfolg. Am Sonntagabend schließlich entdeckten sie eine leblose Person in dem Unglückshaus. Leichenspürhunde der Essener Polizei kamen zum Einsatz. Deren Beamte waren es, die den Toten dann im ersten Obergeschoss fanden.
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Nach 24 Stunden dann war der Großeinsatz für die Feuerwehr beendet, es bleibt eine schreckliche Bilanz: Die verheerende Explosion hat einen Toten gefordert, eine junge Frau erlitt schwere Brandverletzungen, weitere Menschen wurden leicht verletzt und der demolierte Altbau ist wohl ein Totalschaden.
Samstagabend schreckt ein ohrenbetäubender Lärm Steele auf
Es war Samstagabend, fast eine Viertelstunde nach 22 Uhr, die letzte Glühweinbude des Steeler Weihnachtsmarktes hatte gerade geschlossen, da schreckte ohrenbetäubender Lärm den Stadtteil auf. Als die Feuerwehrleute an der Unglücksstelle eintrafen, schlugen ihnen aus dem dreigeschossigen Explosionshaus die Flammen bereits entgegen. Es spielten sich dramatische Szenen ab.
Explosion in Essener Wohnhaus
Die Wucht der Explosion war so groß, dass Fenster und Rollläden bis auf die gegenüberliegende Straßenseite flogen. Die Straße war übersät mit Scherben und Trümmerteilen. Mitten in diesem Chaos fanden die Rettungskräfte auf dem Straßenpflaster die schwer verletzte junge Frau. Sie war offenbar aus Verzweiflung aus dem Fenster auf die Straße gesprungen, vermutlich aus dem ersten Obergeschoss.
Ihre Verletzungen rührten aber nicht vom Sprung auf die Straße her, sondern vom Rauch. „Die Frau hat heißes Rauchgas eingeatmet und drohte auf dem Weg ins Krankenhaus im Rettungswagen zu ersticken“, berichtete Feuerwehrsprecher Christian Schmücker. Daraufhin habe der Notarzt sie schon im RTW künstlich beatmen müssen. Sie befindet sich im Bochumer Krankenhaus Bergmannsheil, das sich auf die Behandlung von Brandopfern spezialisiert hat und eigens dafür über ein „Verbrennungszentrum“ verfügt. Ihr Zustand sei inzwischen stabil, hieß es bei der Polizei.
Eindringliche Warnungen ergingen nach der Explosion an die Bevölkerung in Steele. In der gegen Mitternacht auf Facebook verbreiteten Nachricht der Essener Feuerwehr hieß es: „Bitte meiden Sie den Bereich der Westfalenstraße großräumig und halten Sie in der unmittelbaren Umgebung Fenster und Türen geschlossen.“
Großeinsatz der Essener Feuerwehr dauert mehr als 20 Stunden
Unbewohnbar seit der Detonation ist auch das benachbarte Haus Westfalenstraße 299. Die Rettungskräfte versorgten drei der Bewohner. Gegen eine Gas-Explosion sprach zunächst die Tatsache, dass der Altbau nicht an das Netz der Essener Stadtwerke angeschlossen ist. Und die Vermutung, ein Gas-Tank auf der Rückseite des Unglückshauses könne eine verhängnisvolle Rolle gespielt haben, erweist sich später als falsch. Der existiert gar nicht. War es möglicherweise doch eine Propangasflasche, die in der Wohnung in die Luft geflogen ist? Nach wie vor wird in der Nachbarschaft über die Ursache spekuliert, während die Brandexperten der Kripo ihre Arbeit machen.
Das Unglückshaus Westfalenstraße 297 ist stark einsturzgefährdet
Mehr als 100 Feuerwehrmänner sind zum Einsatz gekommen. Erschöpfte mussten zwischenzeitlich abgezogen und durch frische Kräfte ersetzt werden. Der Löschzug Steele der Freiwilligen Feuerwehr unterstützte die Männer der Berufsfeuerwehr. Der Löschangriff wird lange Zeit erschwert, weil die Feuerwehrleute nicht in das Haus eindringen konnten. Zu groß schien die Einsturzgefahr. So gingen die Glutnester immer wieder in Flammen auf.
Hund kommt rechtzeitig ins Freie
Am Sonntagmorgen kam eine Hundestaffel aus Essen und Bochum mit sogenannten Lebendspürhunden zum Einsatz, um die Suche nach dem vermissten 68-Jährigen zu übernehmen. Der Einsatz der Vierbeiner blieb allerdings ohne Ergebnis. „Der Brandgeruch war so stark, dass er die Fährte der vermissten Person überdeckte“, so Schmücker. Die Hundestaffel muss unverrichteter Dinge wieder abziehen. Erst am Abend wurde der Leichnam dann geborgen. Mehr Glück hatte ein Hund aus dem Unglückshaus: Er wurde rechtzeitig befreit. Auch eine Schlange überlebte.
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