Essen-Heidhausen. Der Essener OB Thomas Kufen hatte die Menschen in Heidhausen zum „Bürgerdialog“ eingeladen: Es ging um Kita-Plätze und Probleme im Stadtteil.

Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte zum „Bürgerdialog“ geladen. Ins Bildungszentrum an der Wimberstraße kamen neugierige Heidhauser Bürger, etliche Vertreter der Ortspolitik – aber so gut wie keine jungen Leute. Obwohl gerade die Themen Familie, Kita und Freizeit eine wichtige Rolle spielten.

Der Gedanke dieses Besuches sei ihm im Frühsommer gekommen, so Kufen. Damals war das Vorhaben einer Flüchtlingsunterkunft auf Widerstände gestoßen. Letztlich kam der Investor zur Entscheidung, das Ganze abzusagen. Der Stadtteil wurde daraufhin sogar in einen fremdenfeindlichen Kontext gerückt. Das sehe er anders, sagte Kufen, und lobte ausdrücklich das Engagement des Geflüchteten-Hilfsvereins „Werden hilft“. Er sehe eine große Welle der Hilfsbereitschaft.

Sehr schlechte Betreuungsquote in Essen-Heidhausen

Aber in diesem Zusammenhang seien auch andere Fragen an ihn gerichtet worden. Um sie zu beantworten, hatte Kufen an diesem Abend Ansprechpartner der städtischen Verwaltung dabei, zumeist sogar die Amtsleiter. Der Oberbürgermeister gab zu, dass es in Heidhausen bei der Kinderbetreuung der Ü3 gar nicht gut laufe: „Die 62,7 Prozent sind eine schlechte Quote.“ Stadtweit sind deutlich über 90 Prozent der Kinder zwischen drei Jahren und Schulpflicht in Betreuung.

Da komme es umso ungelegener, dass nun auch noch das Projekt eines Waldkindergartens am Volkswald vom Träger aufgegeben wurde: „Förderprogramme des Landes sind ausgelaufen.“ Zwar werde am Volkswald das leidige Thema der Zufahrt nun geregelt. Doch die Stadt hatte es nicht geschafft, rechtzeitig eine Baugenehmigung zu erteilen und Kufen gab zu: „Unsere Genehmigungsbehörden haben noch Schwierigkeiten mit Wald-Kitas.“ Er habe aber mit dem Träger gesprochen, der weiterhin Interesse bekunde. Sobald neue Förderprogramme aufgelegt seien, werde man wieder in Kontakt treten.

Fläche am Volkswald soll der Wiederaufforstung dienen

Am Volkswald werde die Fläche gesplittet: „Wir möchten einen Teil für den Waldersatzflächenpool für Baumaßnahmen. Der andere Teil soll eine Grünanlage werden mit Angeboten für Kinder und Jugendliche.“ Eine Million Euro werde dafür vorgehalten.

Der ehemalige Sportplatz am Volkswald soll zum Teil als Wiederaufforstungsfläche dienen.
Der ehemalige Sportplatz am Volkswald soll zum Teil als Wiederaufforstungsfläche dienen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Bedarf für eine dreizügige Kita ist angemeldet

Geplatzt sei auch der Bau einer mindestens dreizügigen Kita im Frielingsdorfweg: „Die Investorin hat sich aus dem Projekt zurückgezogen.“ Kufen hatte kürzlich die Kita an der Barkhovenallee besucht: „Das Bestandsgebäude ist nicht der Standard, den wir heute wollen. Das Gebäude soll von der Gemeinde St. Kamillus auf dem gleichen Grundstück neu gebaut und von vier auf sechs Gruppen erweitert werden.“ Die katholische Gemeinde hatte zwei Tage vorher erklärt, ihre finanzielle Lage sei noch viel schlimmer, als befürchtet.

Weitere Wünsche für den Stadtteil

Bei dieser Veranstaltung wurde auch diskutiert über Glasfaserüberbau, daraus resultierende Stolperfallen auf Gehwegen und fehlende Kontrollmöglichkeiten der Stadtverwaltung. Das schwache Ladesäulenangebot führe dazu, dass E-Autos wieder abgeben würden.

Außerdem wünschen sich viele Bürgerinnen und Bürger eine Verlängerung der Tempo 30-Zone der B 224 bis vor das Paul-Hannig-Seniorenheim und ein zweites Boule-Spielfeld am Heidhauser Platz.

Zu den unzähligen Elterntaxis vor dem Gymnasium Essen-Werden fand Thomas Kufen klare Worte: „Da muss die Schulleitung mit in die Verantwortung.“

Zur geplanten Bebauung an Jacobsallee und Barkhovenallee sei ein Bedarf für eine dreizügige Kita angemeldet. Die angrenzende Grundschule hatte Kufen ebenfalls besucht: „Da ist es sehr beengt. Der alte Pavillon soll abgerissen und durch einen erweiterten Neubau ersetzt werden. Es werden Ganztagsräume, Unterrichtsräume und eine Mensa entstehen.“ Der OB sprach aber auch von vorrangigen Prioritäten: „Daher kann ich nicht sagen, wann der Pavillon wegkommt.“

Pilotphase zum Ortsbus in Werden läuft ab

Eine Andienung der Seniorenwohnungen an der Schaphausstraße durch den Quartierbus wurde angemahnt. Zumindest mit einer Versuchshaltestelle solle man es probieren, so ein Anwohner. Und wenn schon, dann auch das Neubaugebiet Grüne Harfe anfahren: „Der Bus kann da die Schulkinder einsammeln.“ Thomas Kufen erläuterte, dass die Pilotphase des Ortsbusses jetzt ablaufe. Spätestens im ersten Quartal 2024 würden Zahlen zur Fahrgastnutzung und zur Frequenz einzelner Haltestellen auf dem Tisch liegen: „Wir haben die Schaphausstraße auf dem Schirm.“

Zum geplanten Bau einer forensischen Einrichtung für Frauen an der Barkhovenallee erklärte Jane E. Splett, Vorstandsvorsitzende der LVR-Universitätsklinik Essen: „Die Ausschreibung für Architekten und Planungsbüro ist erfolgt.“ Das alte LVR-Bestandsgebäude sei mittlerweile ein „Lost Place“ und müsse abgerissen werden. Zum Zeitrahmen konnte sie nichts Konkretes sagen. Ursprünglich war 2025 anvisiert worden: „Wenn erste Entwürfe vorliegen, wird es eine Bürgerveranstaltung geben.“ Kufen lobte: „In Heidhausen spüre ich eine gute Akzeptanz für eine Forensik. Das ist nicht selbstverständlich.“

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