Essen-Rüttenscheid. Anwohner am Rüttenscheider Haumannplatz beschweren sich über Ruhestörung und Müllchaos. Durch die Grillzone sei alles noch schlimmer geworden.

Anwohnerinnen und Anwohner beklagen sich über die Zustände an der Grünfläche Haumannplatz. Unter anderem ist die Rede von Lärm bis spät in die Nacht, herumliegendem Müll und Alkoholflaschen. Durch die Ende Juni 2023 am Haumannplatz eingerichtete Grillzone, die sich aktuell noch in der Testphase befindet, habe sich die Situation verschärft. In einem Schreiben an die zuständige Bezirksvertretung (BV) II sprechen sich Anwohner gegen die Verstetigung der Grillzone aus.

„In den letzten Jahren hat sich der nächtliche Lärmpegel nach 22 Uhr bedauerlicherweise deutlich erhöht. Persönliche Bitten an die Verursacher, die Lärmbelästigung zu verringern, wurden ignoriert und die Situation mit den meistens alkoholisierten Gruppen als gefährlich wahrgenommen“, heißt es zum Beispiel in dem Brief an die BV II. Und weiter: „Im Sommer, wenn das Grillen in der dafür ausgewiesenen Zone bis 21 Uhr erlaubt ist, ist der Konflikt vorprogrammiert. Die langen hellen Tage bedeuten, dass die Menschen erst nach der größten Hitze des Tages abends mit dem Grillen beginnen. Dies führt zwangsläufig zu einer Lärmbelästigung und Unruhe für die Anwohner.“

Rüttenscheider klagen über Müll, Geruchsbelästigung und Verletzungsgefahr

Außerdem wird „die vermehrte Ansammlung von Müll, Glasscherben, Zigarettenkippen, Essensresten und halbvollen Flaschen mit Alkohol“ beklagt. Die Essensreste lockten Ratten und Füchse aus der Gruga an. Weitere Beschwerden umfassen unter anderem Parkbesucher, die ihre Notdurft statt in Dixi-Klos in den Büschen verrichteten, Geruchsbelästigung durch den Grillrauch, Einschränkungen des Spielbetriebes für Kinder und Jugendliche, weil in der Grillzone Ballspielen verboten ist, Verletzungsgefahr durch Scherben und die Nähe der Grillzone zum Spielplatz.

Vier weitere Beschwerdebriefe mit ähnlichen Kritikpunkten sind in den Unterlagen der Bezirksvertretung II zu finden. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt die Stadt zunächst den Hintergrund der neu eingerichteten Grillzone. „Das Grillen ist für viele Bürgerinnen und Bürger Teil der Freizeitgestaltung. Nicht jeder verfügt über einen eigenen Garten, so dass häufig wohnungsnahe Grün- und Parkanlagen, wie in vielen anderen Großstädten auch, gerne hierfür an schönen Sommertagen aufgesucht werden“, heißt es da. Gerade weil in den vergangenen Jahren immer mehr in Parks gegrillt worden sei und sich Beschwerden über Abfallmengen, Lärmbelästigungen sowie das Verrichten der Notdurft in der Öffentlichkeit gehäuft hätten, habe man begonnen, feste Grillzonen in Parks zu errichten.

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Stadt Essen: Ordnungsdienst kontrolliert den Haumannplatz regelmäßig

In diesen Zonen darf man zu festgelegten Zeiten und mit Abstand zu den Häusern im Umkreis grillen. In allen anderen Bereichen kann das Grillen untersagt werden. Die Verwaltung betont in ihrer Stellungnahme, der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) und die Besonderen Verbindungskräfte – die auch nach 22 Uhr erreichbar sind – kontrollierten den Haumannplatz schon jetzt regelmäßig.

Der KOD suche mit mehreren Teams die stark frequentierten „Grill-Hotspots“ auf, gebe Hinweise zur Abfallbeseitigungspflicht, stelle Belästigungen durch Tonwiedergabegeräte ab und spreche Anordnungen zum Löschen von Grills bei Brandgefahr für Wiesen, Sträucher und Bäume oder aufgrund erheblicher Rauchbelästigungen aus. Ergänzend werde die Grillzone an Wochenenden regelmäßig im Auftrag des Ordnungsamtes durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadttochter RGE kontrolliert: „Diese sind freitags von 17 bis 21 Uhr, samstags in der Zeit von 13 bis 21 Uhr und sonntags in der Zeit von 12 bis 21 Uhr im Einsatz.“

Ordnungskräfte der Stadt Essen kontrollieren Haumannplatz öfter

Aufgrund von Beschwerden habe man bereits die Frequenz der Ordnungskräfte erhöht, erklärt die Stadt weiter. Unter anderem sei in diesem Zuge in der Nacht vom 3. auf den 4. Juli eine Gruppe von circa 60 feiernden Personen aufgelöst worden. Gleichzeitig räumt die Verwaltung ein: „Eine lückenlose und dauerhafte Anwesenheit der Kontrollkräfte über mehrere Stunden an einem Ort ist jedoch nicht leistbar, so dass Ruhestörungen und unerwünschtes Fehlverhalten auch zukünftig leider nicht ausgeschlossen werden können.“

Polizeisprecher Pascal Pettinato erklärt auf Anfrage, es habe 2023 insgesamt zehn Einsätze am Haumannplatz gegeben, den ersten Mitte Juni. Neunmal wurde die Polizei wegen Ruhestörung gerufen, einmal wegen sexueller Belästigung. Im zweiten Fall hatte ein wild pinkelnder Mann laut Pettinato eine Frau gefragt, ob ihr gefalle, was sie da sehe. In diesem Fall wurde Strafanzeige gestellt.

Einige Male sei die Polizei erst etwas später eingetroffen – auch darüber hatten sich Anwohner beklagt –, habe aber trotzdem noch Gruppen angetroffen und auflösen können. „Je nach Einsatzaufkommen müssen wir priorisieren. Schlägereien oder häusliche Gewalt kommen vor Ruhestörungen“, so Pettinato. Grundsätzlich seien zehn Einsätze in mehreren Monaten keine ungewöhnlich hohe Zahl. An warmen Sommerabenden rücke die Polizei regelmäßig im ganzen Stadtgebiet zu vielen Einsätzen aus.

Grün und Gruga: Grünfläche am Rüttenscheider Haumannplatz wird verstärkt gereinigt

Zur Frage der Müllentsorgung erklärt Grün und Gruga, das Problem sei durch die Bestandsgrillzonen in anderen Stadtbezirken bereits bekannt. Deshalb werde die Zone werktäglich von den Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) gereinigt. In der übrigen Grünanlage und auf dem Spielplatz werde dreimal pro Woche gereinigt. Außerdem schildert Grün und Gruga: „Für eine verbesserte Abfallentsorgung stehen im Bereich der Grillzonen zusätzlich große Abfallbehälter (1100 Liter) und ein Grillascheentsorgungsbehälter. Darüber hinaus kontrollieren Mitarbeiter von Grün und Gruga den Spielplatz auf seine Sicherheit und führen im Bedarfsfall auch kleinere Reinigungsarbeiten zum Schutz der Kinder aus.“

Die Testphase der Grillzone am Haumannplatz endet am 31. Oktober. Anschließend erfolgt unter Federführung von Grün und Gruga eine Evaluierung, auf deren Grundlage über das weitere Vorgehen entschieden wird. Bezirksbürgermeister Hans-Peter Huch (CDU) will noch vorher mit den Beschwerdeführern und der Verwaltung in Kontakt treten, um zu überlegen, wie man das Problem beheben kann. Die Einrichtung einer Grillzone hält er grundsätzlich für sinnvoll: „Dort werden ja Regeln vorgegeben. An diese Regeln muss sich aber auch jeder halten.“

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