Essen. Umbau, Umzug, Schließungen: Im Einzelhandel in der Essener Innenstadt gibt es momentan einige Veränderungen. Was sich gerade tut. Zur Übersicht.
Schließung, Umbau, Umzug, Neuaufstellung: In der Essener Innenstadt weisen derzeit Plakate in gleich mehreren Läden auf Veränderungen hin. Neue Nachrichten gibt es unter anderem von der Modekette Hallhuber, dem Schuhhaus Böhmer auf der Kettwiger, vom Haushaltswarenladen Kösters und dem Blumengeschäft „Pretty Flowers“ auf der Limbecker. Ein Überblick, was sich aktuell in der City tut:
1. Hallhuber: „Wir schließen diese Filiale“: Der Fashion-Anbieter Hallhuber hat seinen Mietvertrag gekündigt und wird seine Filiale am Kettwiger Tor aufgeben. Geplanter Termin ist der 31. August 2023. Der Abverkauf der Waren mit Rabatten läuft bereits.
Hallhuber steht bundesweit vor dem Aus. Bislang hat das insolvente Unternehmen noch keinen neuen Investor gefunden. Es liefen zwar noch Gespräche, so eine Sprecherin, dennoch bereitet Hallhuber vorsorglich bereits die Einstellung des Geschäftsbetriebs vor. Das Münchner Unternehmen betreibt etwa 200 Filialen. Ende Mai 2023 hatte die Geschäftsführung Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Den Online-Handel hat Hallhuber bereits vor Wochen eingestellt.
Außer in der eigenen Filiale auf der Kettwiger Straße verkauft die Kette ihre Mode derzeit noch als Shop-im-Shop bei Karstadt im Limbecker Platz. Die Frage, was mit dieser Fläche wird, ließ das Unternehmen bislang unbeantwortet. Ein Aus scheint aber auch da sehr wahrscheinlich.
2. Sinn: Mit Hallhuber verliert die Kettwiger Straße ein weiteres Modegeschäft. Denn auch das Modehaus Sinn verlässt die Kettwiger Straße und zieht Anfang September in den ehemaligen Görtz-Laden auf der Limbecker. Am Freitag bestätigte das Hagener Unternehmen dies offiziell. Sinn erhofft sich am neuen Standort mehr Kundschaft durch eine bessere „Sichtbarkeit und Zugänglichkeit“. Außerdem zahlt das Unternehmen dort offenbar eine niedrigere Miete, wenn ein Sprecher von „vorteilhafteren Kostenstrukturen“ spricht. Der Laden auf der Limbecker wird auch ein Fashion-Outlet sein. Das heißt, es gibt dort Bekleidung aus älteren Kollektionen und Rückläufer-Ware zu reduzierten Preisen.
Neues Konzept für Böhmer-Schuhe geplant
3. Böhmer Schuhe: „Wir schließen“-Aushänge kleben derzeit auch im Schaufenster vom Schuhhaus Böhmer nur wenige Meter weiter auf der Kettwiger Straße. Die großen Buchstaben auf den Plakaten scheinen auf den ersten Blick das Ende des Geschäftes anzukündigen. Doch entscheidend sind die kleineren Zeilen, die darunter stehen: vorübergehend.
Für das traditionsreiche Essener Schuhgeschäft auf der Kettwiger, das zum insolventen Unternehmen Klauser Schuhe gehört, gibt es eine Perspektive. Der in dem Verfahren eingesetzte Sachverwalter, Rechtsanwalt Christian Holzmann, bestätigte auf Nachfrage: „Die Filiale Böhmer in Essen soll weitergeführt werden.“
Die Wurzeln des in Essen gegründeten Schuhhauses Böhmer reichen bis ins Jahr 1885 zurück, 2005 übernahm Klauser die Läden. Das Mutterunternehmen Ara hatte Ende 2022 für seine Tochterfirmen Klauser sowie Salamander Insolvenz angemeldet, ein Schutzschirmverfahren beantragt und den Verkauf der beiden Gesellschaften angekündigt. Holzmann sprach von „vielversprechenden Verhandlungen mit potenziellen Investoren“. Sollten diese zum Erfolg führen, wäre somit auch die Böhmer-Filiale in Essen gerettet.
Wenn, dann soll es aber mit einem neuen Konzept im Geschäft auf der Kettwiger weitergehen. Auch das verraten die Plakate in den Schaufenstern bereits. Sachverwalter Holzmann wollte auf Nachfrage allerdings noch keine Details dazu nennen und verwies auf die noch laufenden Übernahmegespräche. Ob dann der traditionsreiche Name Böhmer weitergeführt wird, ist ebenfalls unklar.
4. MYFit24: Die Kette, deren Sortiment sich unter anderem um Sporternährung und Fitnesszubehör dreht, eröffnete 2018 einen MyFit24-Shop auf der Kettwiger Straße 20. Nun künden Schilder im Schaufenster, dass das Geschäft Ende August umziehen wird. Das Unternehmen will der Essener Innenstadt dabei treu bleiben.
Haushaltswaren-Geschäft Kösters baut um, bleibt der City treu
5. Kösters: Im traditionsreichen Haushaltswarengeschäft Kösters im I. Hagen 26 beginnen am Montag die Bauarbeiten. Inhaberin Babette Kösters übernimmt die Fläche des benachbarten Ladens – früher Wiehmeyer Silberwaren. Gleichzeitig gibt Kösters die erste Etage an die darüberliegende Arztpraxis ab. „Insgesamt setzen wir uns etwas kleiner“, sagt Babette Kösters. Der Verkauf wird trotz des Umbaus weitergehen.
Die anstehenden Arbeiten verkündet sie bereits per Plakat im Schaufenster nebst aktueller Sonderaktionen. Dennoch reagierten Kunden zuletzt immer wieder beunruhigt und fragten, ob sie schließe. „Nein, wird bleiben der Essener Innenstadt treu“, betont Babette Kösters.
Dennoch macht sie keinen Hehl daraus, dass das Geschäft in der City schwieriger werde. Das seien zum einen die gestiegene Bettelei und Drogenprobleme. Zum anderen spiegelten ihre Kunden, „dass sie nur noch wegen uns kommen“, berichtet Babette Kösters. 70 Prozent der Kundschaft seien Stammkunden. „Wenn ich die nicht hätte.“
Es sei nun eine gute Gelegenheit gewesen, die Verkaufsfläche insgesamt zu verkleinern: Sie schrumpft von 850 auf dann 650 Quadratmeter. Am Sortiment soll sich dagegen kaum etwas ändern. „Wir präsentieren die Waren dann etwas kompakter“, so die Inhaberin, die nach dem Umbau Ende September dann ein größeres Erdgeschoss zur Verfügung hat und mehr Schaufensterfläche. „Das ist auch ein Vorteil“, meint sie.
Blumenladen auf der Limbecker hat geschlossen
6. Pretty Flowers: Yeliz Arslan hat nach nicht einmal einem Jahr ihren Laden „Pretty Flowers“ auf der Limbecker Straße wieder aufgegeben. „Die Geschäfte auf der Limbecker liefen eigentlich ganz gut“, sagte die Floristin. Den Mietvertrag auf der Limbecker wollte sie dennoch nicht mehr verlängern, weil sie zwischenzeitlich einen zweiten Laden in Borbeck, „Blumen Behrendt“, übernommen hatte. Auf diesen möchte sie sich nun ganz konzentrieren. Sie habe nicht genug Personal gefunden, um beide Geschäfte zu betreiben, sagt sie. Die Wahl fiel daher auf den traditionsreicheren Standort in Borbeck.
„Pretty Flowers“ war eines von mehreren Konzepten, deren Ansiedlung auf der Limbecker Straße gefördert wurden. Die Stadt hatte die Läden mit Hilfe von Landesmitteln angemietet und den Händlern zu einer deutlich reduzierten Miete weitervermietet. Zuletzt verließ der Secondhandladen Strike nach Auslaufen der Subventionen die Limbecker.
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