Essen. Zwei Geschäfte verschwinden in nächster Zeit von der Limbecker Straße. Eines davon schließt sogar schon in dieser Woche.
Handel heißt zwar Wandel, aber was auf der Limbecker Straße seit einiger Zeit vonstattengeht, ist wohl etwas zu viel der Veränderung. Wieder verlassen zwei Läden die Einkaufstraße. Bereits am kommenden Samstag ist bei Jysk der letzte Verkaufstag. Der Einrichtungsladen am oberen Ende der Limbecker Straße schließt. Das bestätigte eine Sprecherin auf Anfrage. Jysk hieß bis vor wenigen Jahren noch Dänisches Bettenlager. Den Laden auf der Limbecker Straße gibt es seit 2018 – also gerade einmal fünf Jahre.
Die Gründe für den Rückzug klingen ernüchternd, beschreiben aber das Problem, das die Straße seit langem hat: „Leider hat sich der Standort nicht so rentiert wie wir uns erhofft haben“, teilte eine Sprecherin mit. Darüber hinaus sei die Fläche nicht optimal gewesen, um das aktuelle Ladenbaukonzept von Jysk „bestmöglich umsetzen“. Immerhin: Die Beschäftigten werden anderweitig unterkommen, Arbeitsplätze würden nicht verloren gehen.
Viel Leerstand auf der oberen Limbecker Straße
Ob es für das Ladenlokal bereits einen Nachfolger gibt, ist nicht bekannt. Sollte es allerdings an der Stelle zu einem Leerstand kommen, träfe es ausgerechnet den Teil der Limbecker Straße, der ohnehin momentan zu kämpfen hat. Seit der Schließung von H&M, dem Wegzug von Zara, der Pleite von Görtz und Böhmer sowie dem schon lange verwaisten Sportscheck mehrt sich in dem Abschnitt der Leerstand bedenklich.
Im unteren Teil der Straße hat es vor allem die Stadt mit Hilfe von Fördermitteln geschafft, die Leerstände zumindest einen Gutteil zurückzudrängen. Doch das Förderprogramm unterstützt die Händler maximal zwei Jahre lang. Spätestens Ende des Jahres ist Schluss. Und nun zeigt sich: Nicht jeder schafft es, ohne subventionierte Miete weiterzumachen. Der vor knapp zwei Jahren eröffnete Secondhandladen Strike wird deshalb die Limbecker Straße wieder verlassen. Ende Juli ist Schluss.
„Wir hätten nicht mehr Miete zahlen können, als bislang“, sagt Strike-Geschäftsführer Daniel Bayen. Als Start-up könne man es sich nicht leisten, dass ein Laden unwirtschaftlich ist. In den vergangenen zwei Jahren habe sich herausgestellt, dass sich das Konzept von Strike nur behaupten könne, wenn die Verkaufsfläche größer sei und die Miete günstig.
Händler zahlen nur 20 Prozent der Ursprungsmiete
Wie die anderen geförderten Händler zahlte Strike in den vergangenen zwei Jahren lediglich 20 Prozent der Ursprungsmiete. Der Vermieter musste sie zwar um 30 Prozent nachlassen. Den überwiegenden Teil, also 50 Prozent, gaben jedoch Stadt und Land dazu. Die attraktive Miete lockte vor zwei Jahren auch Strike auf die prominente Einkaufsmeile. Davor verkaufte das Unternehmen seine Secondhandkleidung im Konsumreform-Shop am Kopstadtplatz.
Das Land hatte mit der Förderung die Hoffnung verbunden, dass sich neue Konzepte in den von Corona gebeutelten Innenstädten längerfristig ansiedeln würden. Im Fall von Strike hat sich das nicht erfüllt. Dass sich die Mietverhandlungen zwischen Strike und dem Eigentümer schwierig gestalten, ließ sich schon vor Monaten erahnen. Der Laden nämlich war einige Zeit lang im Internet bei Immoscout zur Neuvermietung angeboten. Immerhin, so bestätigt das beauftragte Maklerunternehmen Eugen Lehmkühler, gibt es bereits einen Nachmieter, der zum 1. August einen Mietvertrag unterschrieben hat. Dieser komme jedoch nicht aus dem Bereich Handel, sondern aus der Dienstleistungsbranche.
Ladenmieten auf der Limbecker sind gesunken
Neben Strike greifen Land und Stadt derzeit mehr als einem halben Dutzend Händler auf der Limbecker unter die Arme. Die stark subventionierten Mieten haben in den zwei Jahren immerhin dazu geführt, dass Vermieter ihre bis dahin deutlich zu hohen Ladenmieten nach unten schrauben mussten. Allerdings hat das freilich Grenzen, wie der Fall von Strike zeigt.
Bei Immoscout wird derzeit auch das Geschäft von L’italiano zur Vermietung angeboten. Ist der hochwertige Modeladen auf dem Absprung? Auch dieser profitiert nur noch bis zum Jahresende von der geförderten Miete. Wie geht es danach weiter? Inhaber Fernando Caniglia macht kein Hehl daraus, dass es monatelange Verhandlungen mit dem Vermieter gab, die nicht gerade leicht gewesen seien. „Wir haben uns aber geeinigt“ sagt Caniglia. Nur die Unterschrift fehle noch. Generell empfindet der Geschäftsmann das Mietniveau auf der Limbecker noch immer als zu hoch. „Deshalb sieht die Straße auch so aus, wie sie aussieht“, kritisiert Caniglia.
Mehr zum Förderprogramm auf der Limbecker
Neben Strike und L’italiano bekamen bzw. bekommen folgende Läden Unterstützung: Outleter, Lindt, Mea Living, „Think Twice“, „Pretty Flowers“ sowie der Diakonie-Laden. Der Edelchocolatier Lindt hatte im Frühjahr dieses Jahres seinen Mietvertrag um ein Jahr verlängert. Auch „Think Twice“ und die Diakonie haben bereist Verlängerungen über den Förderzeitraum mit den Vermietern vereinbart. Das Modegeschäft Outleter steht ebenfalls kurz vor einer Verlängerung des Mietvertrages nach Ablauf der Subvention.
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