Emmerich. . Menschen aus Polen sind unter den Nationalitäten die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe in Emmerich. Schulen, Kindergärten und Verwaltung versuchen, diese Bevölkerungsgruppe mit besonderen Angeboten anzusprechen. Ziel ist auch, Polen in der Stadt stärker dazu zu bewegen, sich im Ort zu melden.

Die Zeichen sind unübersehbar: Polnische Bürger prägen das Stadtbild Emmerichs immer mehr. Längst sind es nicht mehr nur die polnischen Kennzeichen oder Satellitenschüsseln, die ins Auge fallen. Das Problem Polen gibt es längst nicht mehr. Vielmehr ist die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Emmerich zu einer Aufgabe geworden. Die Hansestadt hat reagiert und sich auf die Polen eingestellt. Und wird es auch weiterhin tun.

Ein Indiz dafür ist der runde Tisch der Stadtverwaltung, der zum Thema „Polen“ etabliert wurde. Hier wird sich über neueste Entwicklungen ausgetauscht und über Aktionen gesprochen, wie man zum Beispiel neu hinzugezogene Polen dazu bringt, sich auch als Bürger in Emmerich anzumelden. Während momentan nämlich 1372 Polen in Emmerich gemeldet sind, geht Bürgermeister Johannes Diks davon aus, dass hier „mindestens 1000 mehr unangemeldet leben“. Insgesamt hat Emmerich etwa 18.600 Einwohner.

Stadt hat Sprechstunde für Polen im Rathaus eingerichtet

Um diese auch dazu zu bewegen, sich in Emmerich als Einwohner anzumelden, hat die Stadt sogar Flyer in polnischer Sprache drucken lassen, die das dazu notwendige Prozedere erläutern. Auch eine spezielle Sprechstunde für Polen hatte die Stadt im Bürgerbüro installiert. „Doch wer sich anmelden will, kommt mittlerweile oft gleich mit einem Dolmetscher“, so Diks. Da Polen, so zeigt die Erfahrung der Stadt, oft besser Englisch als Deutsch sprechen, wurden die Mitarbeiter auch noch einmal darin gesondert geschult.

Polnische Christen sind Kirchengänger. Und darauf hat auch die hiesige katholische Kirchengemeinde schon vor einiger Zeit reagiert. Bereits Ende 2011 wurde erstmals ein Gottesdienst in polnischer Sprache in St. Aldegundis zelebriert. Mittlerweile ist die Messe ein fester Bestandteil im Kirchenplan. Jeden ersten Sonntag im Monat wird um 16.30 Uhr zu einer polnischen Messe geladen. Zuvor gibt es sogar die Gelegenheit eine Beichte abzulegen. Auf Polnisch versteht sich.

Das Prozedere ist oft gleich: Der Vater kommt aus Polen erst einmal zum Arbeiten in den Niederlanden allein nach Emmerich. Läuft alles glatt, reist die Familie nach. Sprich: Auch der Nachwuchs fasst hier Fuß. Und das bereits im Kindergarten. Ein Problem hierbei ist: Viele Kinder oder deren Eltern sprechen kein Deutsch. Kerstin Kleen, Leiterin der Kindertagesstätte Polderbusch, kennt das nur zu gut. Gut ein Drittel der Kinder der Einrichtung sind polnischer Herkunft. Auch sie hat sich dementsprechend aufgestellt – und ein Laien-Dolmetscher-Team für die Kindergärten der ganzen Stadt aufgebaut. Und nicht nur das: In ihrem Kindergarten in Hüthum hat sie eine Erzieherin eingestellt, die Polnisch spricht.

Viertel der Grundschüler in Leegmeer mit polnischstämmigen Eltern

Was für den Kindergarten gilt, macht auch vor der Schule nicht Halt. So hat zum Beispiel auch die Leegmeer-Grundschule knapp 50 Schüler, deren Eltern aus Polen stammen, was gut 25 Prozent der Gesamtschülerzahl ausmacht. Oft sind die Kinder gerade erst mit ihren Eltern nach Emmerich gezogen. Entsprechend schlecht sind die Sprachkenntnisse. Die Schule bietet spezielle Deutschkurse an, weiß Bürgermeister Diks. Und zwar zwei Stunden pro Woche für jedes Schuljahr, dazu gibt es noch spezielle Fördergruppen.

Auch an anderer Stelle hat man sich auf die Neubürger aus Osteuropa eingestellt. Makler Adrian Jendrysik, ein Deutsch-Pole, vermittelt seinen Landsleuten Wohnungen, kümmert sich gar um die Einschulung polnischer Kinder und verkauft den Leuten aus seiner Heimat Versicherungen. Jendrysik ist sich sicher: „Die Polen haben sich gut in Emmerich integriert. Besser als noch vor acht Jahren.“

Dennoch: Hilfe wird dabei immer noch benötigt. So hat es zumindest Sylwia Omiotek erfahren. Die 39-jährige Polin lebt seit 25 Jahren hier. Seit einem Jahr betreibt auch sie ein Büro, das ihren Landsleuten hilft. „Denn“, so Omiotek, „viele werden von ihren niederländischen Arbeitgebern schlecht behandelt. Da will ich helfen.“ Zum Beispiel mit Deutschkursen, die bei Polen hoch im Kurs stehen.