Emmerich/Rees. . 82 Arbeitslose mehr zählt die Geschäftsstelle Emmerich der Agentur für Arbeit Wesel (AA), die auch Rees betreut, im Monat Dezember. 2603 Menschen sind arbeitssuchend. Somit erhöht sich die Arbeitslosenquote um 0,3 auf 6,7 Prozent.
„Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit ist für diese Jahreszeit nicht unüblich. Aber es ist nicht die Baubranche, aus der die neuen Arbeitslosen kommen“, erklärt Michael Niel, Sprecher der AA. Im Gegenteil: „Die Baubranche sucht derzeit Arbeitskräfte. Gerade im Baunebengewerbe sind Fliesenleger oder Maler und Lackierer sind gefragt.“ Ferner sei die Nachfrage im Pflegesektor ungebrochen.
Wer sind aber nun die 82 neuen Arbeitslosen? Es sind vor allem Emmericher Polen, die bei NL-Zeitarbeitsfirmen tätig waren. In ‘s-Heerenberg habe ein Unternehmen seinen Leiharbeitern saisonbedingt gekündigt. Die Leiharbeiter sind dort im Gegensatz zu Leiharbeitern in Deutschland nicht direkt bei der Zeitarbeitsfirma beschäftigt und somit arbeitssuchend.
Klartext:
Schluss mit den geschönten Zahlen! Es ist ohnehin ein offenes Geheimnis
Es ist ein offenes Geheimnis: Die Arbeitslosenzahlen sind nicht die ganze Wahrheit. Die Politik hat es vor Jahren so eingerichtet, dass Menschen, die an Fördermaßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt teilnehmen, nicht offiziell zu den Arbeitslosen gezählt werden. So schönt die Politik ihre Statistiken.
Der Kreis Kleve als Optionskommune hat die Betreuung dieser Maßnahmen verstärkt an Bildungsträger weitergegeben. Also besteht hier ein Interesse, möglichst viele Menschen in die Maßnahmen zu lotsen, damit die Bildungsträger an dieser Stelle auch ausgelastet sind.
Im Januar 2011 etwa waren 2825 Hartz IV-Empfänger in solchen Maßnahmen und fielen aus den Statistiken (als Beispiel sei die Aktion Schilf schneiden genannt; die NRZ berichtete). Zum Vergleich: im Kreis Wesel waren es 550. Keine Optionskommune! Hier macht’s die AA selbst. Im Dezember 2011 waren es im Kreis Kleve gut 1200 Menschen weniger; die Politik hat inzwischen bei den Budgets für diese Maßnahmen gekürzt. Ergo landen mehr Arbeitslose in den „echten“ Zahlen.
Es wäre ehrlicher, Arbeitslose in Integrationsmaßnahmen grundsätzlich in den Statistiken zu belassen – sie können ihren Unterhalt ja auch weiterhin nicht selbst bestreiten.
Marco Virgillito