Emmerich. Über 20 Jahre hat sich Jutta Berndsen um die Wochenmärkte in Emmerich und Elten gekümmert. Nun ist Schluss. Das wird sie vermissen.

In der Regel ist sie die Erste. „Ich muss hier ja quasi aufschließen“, sagt Jutta Berndsen und lässt den Blick über den Neumarkt schweifen. Es ist Mittwoch, kurz nach 8 Uhr. Die Händler des Wochenmarktes haben ihre Plätze bezogen. An einigen Stellen werden noch Kleiderständer aufgebaut, an anderen das Obst und Gemüse sortiert. Und gar mancher Kunde schlendert bereits mit seinem Korb in der Hand über den Markt.

Über 21 Jahre war dies jeden Mittwoch und Samstag in Emmerich und zudem jeden Freitag in Elten ihr Arbeitsmittelpunkt. Denn seit 2003 ist Jutta Berndsen als Marktmeisterin für die Organisation der Wochenmärkte in der Stadt zuständig. Doch das hat nun ein Ende. Denn Berndsen geht in den Ruhestand.

Jutta Berndsen macht an jedem Markttag eine Runde und sammelt das Standgeld der Händler ein. In Emmerich wird die Gebühr quasi flexibel berechnet. So kann auch mal spontan ein Meter mehr aufgebaut werden.
Jutta Berndsen macht an jedem Markttag eine Runde und sammelt das Standgeld der Händler ein. In Emmerich wird die Gebühr quasi flexibel berechnet. So kann auch mal spontan ein Meter mehr aufgebaut werden. © Eul

Seit 1985 bei der Stadt Emmerich

Jutta Berndsen hat 1985 angefangen, für die Stadt Emmerich zu arbeiten. „Im nächsten Jahr hätte ich sogar mein 40-jähriges Jubiläum.“ Zunächst übernahm sie hausmeisterähnliche Tätigkeiten am ehemaligen Schulgebäude und der Turnhalle an der Patersteege. Die Zeit hat sie in guter Erinnerung. „Denn mein Vater war zur gleichen Zeit Hausmeister im benachbartem Willibrord-Gymnasium“, erzählt sie.

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Irgendwann sprach sie Michael Rozendaal an, damals noch im Bereich Personal innerhalb der Stadtverwaltung tätig, ob er nicht eventuell ein anderes Wirkungsfeld für sie hätte. Hatte er. „Er bot mir an, die Aufgabe der Wochenmarkt-Organisation zu übernehmen. Was ich sofort sehr gern gemacht habe“, erinnert sie sich.

Ältestenrat schaute zum Abschied vorbei

Jutta Berndsen sucht stets das Gespräch mit Händlern und Kunden.
Jutta Berndsen sucht stets das Gespräch mit Händlern und Kunden. © Eul

44 Stände galt es damals noch in Emmerich zu organisieren. Diese standen zu der Zeit noch vom Neumarkt aus bis zum Alten Markt und gar bis zur Kaßstraße. Frische Kräuter, bequeme Socken oder leckere Bonbons waren außerdem neben dem Üblichen im Angebot. Jutta Berndsen hat viele Beschicker kommen und leider auch gehen sehen. Sie hielt stets Kontakt.

So kam nun auch am Mittwoch der „Ältestenrat“, also einige ehemalige Beschicker, zum Emmericher Wochenmarkt. Denn anlässlich ihres Ruhestandes hatte Berndsen eingeladen, vorbeizukommen und dementsprechend auch Horst Welling vom Raben mit der Beköstigung beauftragt.

Wie eine Familie

„Ich habe das hier immer mit viel Herzblut gemacht. Das ist wie eine Familie. Und ich bin die Mittlerin“, sagt Berndsen. Immer wieder galt es zwischen Kunden, Beschickern und Stadtverwaltung zu vermitteln. „Wer ein Anliegen hat, der kommt zu mir.“ Und das muss nicht zwingend etwas mit dem Markt zu tun haben.

Ich habe das hier immer mit viel Herzblut gemacht. Das ist hier wie eine Familie. Und ich bin die Mittlerin
Jutta Berndsen - war über 20 Jahre Marktleiterin in Emmerich

Denn Jutta Berndsen, als Vertreterin des Ordnungsamtes, wurde auch stets durch die Bürger angesprochen, wenn eine Dreckecke oder eine ungeschnittene Hecke entdeckt wurde. Ihre Arbeit hat sie immer gern gemacht. „Ich liebe es, mich mit den Kunden auszutauschen. Und etwa Rezepte auszutauschen und Tipps. Das werde ich vermissen. Ich erfahre hier Geschichten und Schicksale. Wir sind hier zu einer Gemeinschaft zusammen gewachsen.“

Froh wieder auf dem Neumarkt zu sein

Und als solche hat der Emmericher Wochenmarkt schon einiges erlebt. In Elten, wo mittlerweile leider nur noch drei Beschicker vor Ort sind, und auch in Emmerich. Hier war der Markt zuletzt davon gebeutelt, dass er fünf lange Jahre auf dem Geistmarkt seinen Platz hatte. „Doch nun sind wir endlich wieder hier. Das freut Horst Welling und die umliegenden Händler ebenso wie uns“, sagt Berndsen.

Auch wenn sie weiß, dass über ihre Dienstjahre der Bestand an Händler arg geschrumpft ist. „Aber es ist eben schwer, neue hierher zu bewegen, die die Kilometer auf sich zu nehmen.“ Freuen würde sie sich, wenn es noch gelingen würde, wieder einen Metzger auf den Markt zu bekommen.

Ab dem 31. Mai geht es in Rente

Ab dem 1. Juni wird dann alles anders auf den Emmericher Wochenmärkten sein. Denn eine feste Marktleitung wird es seitens der Stadt Emmerich dann nicht mehr geben. Der Wochenmarkt mit seinen Kunden und Beschickern wird fortan mehrere Ansprechpartner haben.

„Meine Kollegen vom Kommunalen Ordnungsdienst werden meine Aufgabe dann übernehmen. An den nächsten Markttagen werde ich sie dann noch einmal an die Hand nehmen und alles Wichtige zeigen“, sagt Berndsen. Denn bis zum 31. Mai ist sie noch offiziell als Marktleiterin tätig.

Berndsen bleibt dem Markt erhalten

Natürlich bleibt sie dem Emmericher Wochenmarkt weiterhin erhalten, sagt Jutta Berndsen. „Als Stammkundin“, lacht die quirlige Emmericherin. Allerdings: Nicht wie sonst in der Früh, sondern eher so ab 11 Uhr wird sie fortan als Rentnerin gern immer wieder mittwochs den Marktplatz besuchen.