Emmerich. Jahrzehnte verkaufte Herbert Zweering auf dem Emmericher Wochenmarkt Blumen. Jetzt ist Schluss

An dem Mittwochmorgen in der Woche vor Heiligabend ist eigentlich alles wie immer. Gegen 8 Uhr bauen die Händler des Emmericher Wochenmarktes eifrig ihre Stände auf. An manchem Stand kauft der ein oder andere Kunde schon seine Waren. Doch: Die Szenerie trügt. Eigentlich ist nämlich nicht alles wie immer. Denn für Herbert Zweering ist Feierabend. So zeigt es zumindest das Banner an seinem Stand an, das seine Söhne Kolja und Gary mitsamt Schwiegertochter Nicole Zweering dort angebracht haben. Letztmalig ist Herbert Zweering mit seinem Blumenstand unter der Händlerschaft vertreten.

Freilich, das weiß seine Familie, „ist er ein bisschen wehmütig“, wie seine Nichte Korinna Evers berichtet. Und sicherlich nicht nur er, sondern vermutlich auch viele Emmericher, die das auch deutlich an diesem Markt-Mittwoch zeigen. Immer wieder gibt es liebe Worte in Richtung Zweerings. Immer wieder werden Geschenke über den Stand gereicht. Kein Wunder: Mit Herbert Zweering geht eine echte Institution des Emmericher Wochenmarktes in Rente. Und viel mehr noch: Auch eine über 100 Jahre andauernde Marktgeschichte geht zu Ende, denn schon seine Großeltern haben auf dem Markt gestanden und Blumen verkauft.

Immer da für die Kunden

„1975 habe ich den Stand von meiner Mutter übernommen“, erinnert sich der 75 Jahre alte Herbert Zweering. „Tatsächlich auf dem Markt bist du aber eigentlich schon seit 75 Jahren“, sagt sein Sohn Kolja in Anspielung darauf, dass Herbert Zweering schon als Baby immer beim Verkauf dabei gewesen ist. Herbert Zweering ist sichtlich gerührt, dass so viele Menschen an seinem letzten Verkaufstag vorbeischauen. Seine Söhne hatten ihn tags zuvor damit überrascht, dass sie auch mitkommen und Glühwein, sowie Kekse bereitstellen. „Ich habe wirklich die besten Kinder. Darauf bin ich sehr stolz“, sagt Zweering.

Ebenso wie auf die Kundschaft. Viele sind mit ihm gealtert. „Manche kenne ich, da saßen sie noch im Kinderwagen“, sagt Zweering. Schon seine Mutter habe ihm beigebracht, dass das die Kundschaft von morgen sei. Seine Mutter hätte den Kindern gern eine kleine Blume extra gegeben. „Und es war so. Später kamen die Kinder als Kunden wieder.“

Zweifelsohne weiß Zweering: „Der Markt wird mir fehlen.“ Die anderen Händler, als auch natürlich die Kundschaft. Denn mit dieser teilte man Sorgen und Nöte, „ebenso wie die freudigen Momente.“ Bekannt ist Zweering nicht nur für seine Expertise in Sachen Pflanzen, sondern vor allem auch für seine stets charmante Art. Schnittblumen und Sträuße hatte Zweering immer im Gepäck. Ob im Sommer bei brüllender Hitze oder im Winter bei klirrender Kälte und Minusgraden. Und, ja – auch bei Regen. So wie am Mittwoch. Doch das hält auch Bürgermeister Peter Hinze, der gern bei Zweering seine Tulpen kaufte, nicht ab, sich gebührend zu verabschieden.

Wochenmarkt fällt aus

In diesem Jahr fällt der Wochenmarkt am Mittwoch, 27. Dezember, aus. Grund dafür ist unter anderem der Mangel an frischen Waren wie Blumen, Obst und Gemüse. Zudem werden nicht genügend Händler vor Ort sein können.

Am Freitag, 29. Dezember, bieten die Marktbeschicker wie gewohnt auf dem Marktplatz in Elten und am Samstag, 30. Dezember, auf dem Neumarkt in Emmerich ihre Waren an.

Während der eine Blumenhändler auf dem Emmericher Wochenmarkt nun geht, steht ein neuer bereits in den Startlöchern. Helmut Koenen, der einen Blumen- und Pflanzenhandel an der Tackenweide betreibt, wird jetzt ab kommenden Samstag, 23. Dezember, mit einem Stand auf dem Neumarkt vertreten sein. Das Marktwesen ist für den Emmericher kein Neuland. „Ich glaube, ich war bereits 2011 als Händler schon einmal auf dem Wochenmarkt in Emmerich“, sagt Koenen. Zudem steht er regelmäßig auf den Märkten in Wesel und Krefeld.

Schnittblumen und Sträuße dabei

Da es so aber damals in Emmerich ein Überangebot an Blumen gab, zog er sich zurück. „Ich hatte aber der Stadt mitgeteilt, dass wenn Herbert Zweering in Rente geht, ich gerne dann wieder auf den Markt kommen würde.“ Lange habe er warten müssen. Positiv gemeint, natürlich. „Herbert Zweering hat immer gesagt, nächstes Jahr gehe ich in Rente‘“, sagt Koenen. „Nun gut, letztlich ist es nun knapp 13 Jahre später als geplant“, sagt er schmunzelnd.

Helmut Koenen ist bald in Emmerich auf dem Markt vertreten.
Helmut Koenen ist bald in Emmerich auf dem Markt vertreten. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Koenen wird Mittwoch und Samstag nun auf dem Emmericher Wochenmarkt sein. Er hat gebundene Sträuße und Schnittblumen im Angebot. „Eben das, was wir auch in unserem Laden haben.“

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