Elten/Hüthum. Die Pfarrei St. Vitus in Emmerich geht neue Wege: Am Sonntag werden fünf Laienprediger ins Amt eingeführt. Das sind sie.
Es ist ein Szenario, das vor einiger Zeit so eigentlich undenkbar war. Eine Frau im Gewand leitet vom Altar aus einen Gottesdienst in der katholischen Kirche. Ein Szenario, das mittlerweile aber Schule macht. So auch in Emmerich. In der Pfarrei St. Vitus wird es ab Sonntag höchst offiziell fünf Laienprediger oder besser Wortgottesdienst-Leiter geben.
Im Rahmen der Eucharistiefeier in St. Martinus wird um 10.30 Uhr Weihbischof Rolf Lohmann die neuen Wortgottesdienst-Leiter mit ihrer Aufgabe betrauen. Mecki Wienhoven, René van Lier, Karl-Heinz Müller, Theo Berntsen und Heinz Peelen werden fortan in Elten und Hüthum unterwegs sein. Und das sogar in besonderen Gewändern.
Eigene Gewänder fertigen lassen
„Die habe ich extra anfertigen lassen“, sagt Pfarrer Dr. Égide Muziazia. Mehr noch: Der Pfarrer hat sogar selbst den besonderen Aufdruck kreiert und gemalt und dann bei Selfmade by Coco auf die Gewänder drucken lassen. Pfarrer Muziazia ist nämlich wirklich stolz darauf, dass es fünf Wortgottesdienst-Leiter in der Pfarrei geben wird. „Wir haben das Ganze natürlich nicht erfunden. Sind also nicht die Ersten. Eigentlich sind wir eher spät dran. Aber nicht zu spät“, sagt er.
Laien in der Kirche
Die deutschen Bischöfe haben 1999 die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit von Priestern, Diakonen und Laien im Bereich der Liturgie veröffentlicht. Demnach können Laien unter anderem etwa Wortgottesdienst-Feiern, Kommunionfeiern, eucharistische Andachten, Feiern für Kranke und Sterbende, Bußgottesdienste, bestimmte Segnungen und die Feier des Begräbnisses leiten.
In der Seelsorgeeinheit St. Christophorus/St. Johannes der Täufer gibt es übrigens bereits seit 2022 Laienprediger.
Mecki Wienhoven ist froh, dass Pfarrer Muziazia die Tür für Wortgottesdienst-Leiter in der Pfarrei endlich aufgestoßen hat. „Ich hab immer eher im Verborgen mich engagiert. Und auch Verschiedenes gemacht“, erzählt die 65-Jährige. Manches blieb ihr als Laie und eben auch als Frau verwehrt. „Doch nun darf ich.“ So musste sie auch nicht lang überlegen, als der Pfarrer sie ansprach und wissen wollte, ob sie sich vorstellen könnte als Laienpredigerin aktiv zu sein.
Aus- und Fortbildung absolviert
Zehn Menschen in der Pfarrei hat Dr. Égide Muziazia angesprochen. Von fünf Personen kam sofort eine positive Antwort. „Als ich in die Pfarrei kam, war mir klar, dass ich das Thema anstoßen möchte. Ich habe mir aber erst einmal Zeit gelassen und mich mit den Menschen hier vertraut gemacht und dann jene angesprochen, die aus meiner Sicht infrage für diese Aufgabe kamen.“
Mit dem Ja der Gefragten geht auch wiederum ein ganz schönes Engagement einher. Denn Wortgottesdienst-Leiter wird man nicht einfach so. Zuvor gibt es eine entsprechende Aus- und Fortbildung, bevor die Beauftragung durch den Diözesanbischof erfolgt.
Eigene Erfahrungen gesammelt
In den letzten Wochen haben fünf Mitglieder der Pfarrgemeinde an einer Aus- und Fortbildung zur Leitung von Wort-Gottes-Feiern mit und ohne Kommunionfeier teilgenommen. Diese Schulungen fanden vor Ort statt und wurden von Pater Franz Meures, Pfarrer Dr. Égide Muziazia und Diakon em. Manfred Wiskamp durchgeführt, die das Programm auch selbst erarbeitet hatten.
Theologische Grundlagen, Hilfen zum Predigtdienst und zur Liturgie waren die Inhalte. Es schlossen sich praktische Übungen und das Sammeln von Erfahrungen an. Sprich: Es musste selbst in Eigenregie der Gottesdienst gehalten werden, Dr. Égide Muziazia saß dann etwas nur im Hintergrund in den Bänken oder Stuhlreihen.
Alleine eine Predigt halten
Das Predigen gehört dann natürlich auch zu den Aufgaben. „Für mich ist das noch neu“, sagt Mecki Wienhoven. „Ich muss mich dran gewöhnen.“ „Sie macht das aber toll“, lobt Pfarrer Dr. Égide Muziazia. Ebenso wie auch Heinz Peelen. Mit der Kirche und der Liturgie ist er bestens vertraut. Seit dem siebten Schuljahr ist er als Lektor aktiv. Allein eine Predigt verfassen und halten. „Das ist aber schon etwas anderes“, erklärt er. „Schließlich möchte man den Menschen darin auch etwas mitgeben.“
Die Einführung der fünf Laienprediger sieht Pfarrer Dr. Égide Muziazia als wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. „Wir befinden uns seit Anfang des Jahres in einem großen pastoralen Raum von Elten bis Haldern. In einigen Jahren soll es darin nur noch sieben Seelsorger geben. Da sind wir auf engagierte Menschen aus den Gemeinden angewiesen.“ Ohnehin: „In meiner Heimat, aber auch etwa in Frankreich ist es üblich, dass Laien Gottesdienste zelebrieren. Dort ist ein Pfarrer für 40 Kirchen zuständig, dort würde es anders gar nicht gehen.“
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