Emmerich/Rees. Wegen des Hochwasserschutzes kooperiert RWTH Aachen seit langem mit Deichverband Bislich-Landesgrenze. Jetzt gibt‘s ein Pilotprojekt.
Nein, ein Ufo wurde nicht auf dem Deich zwischen Bienen und Praest gesichtet. „Auch wenn es schon ein wenig danach aussah“, muss Carina Heisterkamp selbst schmunzeln. Was da gut einen Meter über der Grasnarbe in der Luft schwebte, und das recht laut, war eine Drohne, und zwar eine richtig große. „Mit ihr wurde ein Pilotprojekt gestartet, das als Forschungsprojekt durch die RWTH Aachen beziehungsweise die Institute IWW (Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft) und GIA (Geodätisches Institut Aachen) sowie den Beteiligten Ingenieurbüros aus der Wasserwirtschaft geo-Radar NRW , Fischer Teamplan Gewecke Teamplan mit Blick auf die Sicherheit von Deichen durchgeführt“, erklärt Heisterkamp, beim Deichverband Bislich-Landesgrenze zuständig für den Bereich Technik. Denn an der Drohne hing ein zehn Kilogramm schweres Radarmessgerät, mit dem der Deich quasi geröntgt wurde. „Dabei geht‘s um die Deichsicherheit, sprich den Hochwasserschutz“, erklärt die 32-Jährige.
Spannweite von gut zwei Meter
Ziemlich laut war die Drohne, die eine Spannweite von gut zwei Meter hat und gerade sanierten Deich zwischen Bienen und Praest abgehoben hatte. „Hier soll die neueste Technik, die mehrere Meter tief in den Deich hineinblicken kann, wie mit einem Röntgengerät, getestet werden“, sagt Carina Heisterkamp. So wollen die Forschungsbeteiligten schauen, ob es etwa Hohlräume gibt, die für den Deich gefährlich werden können – was bei dem neuen Teilstück wohl eher nicht der Fall ist.
Das dürfte natürlich bei alten Deichen, die teils vor Jahrhunderten gebaut wurden, eher zutreffen. „Deshalb soll im Sommer ein Teilstück zwischen Rees und Bienen, wahrscheinlich bei Esserden, ebenfalls digital untersucht werden“, erzählt die Frau vom Deichverband. Dann könnte man die Ergebnisse gut vergleichen. Bis zum nächsten Einsatz sollten die Daten, die man beim ersten Versuch im Januar gewonnen hat, ausgewertet worden sein. Das Pilotprojekt, das sich über zwei Jahre erstreckt, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme „Digital GreenTech - Umwelttechnik trifft Digitalisierung“ gefördert.
Die Forscher testen im Labor in Aachen parallel an einem Deichmodell den „digitalen Deichläufer“. „Deichläufer deshalb, weil die Standsicherheit der Deiche üblicherweise bislang einmal im Monat per Sichtung geprüft wird“, erklärt die Technik-Verantwortliche. Da wird durch Mitarbeiter des Außendienstes geschaut, ob es beispielsweise Risse oder auffällige Senkungen im Deich gibt. Das sei aber natürlich nur oberflächlich möglich.
Viel Zeit in Anspruch genommen
Bei dem Januar-Versuch ging es wohl sehr langsam voran. In nur ein Metter Höhe flog die Drohne auf und ab, checkte den Deich auf seine Beschaffenheit. Wobei es noch die Alternative mit einem Buggy gibt, der, mit dem gleichen Radar ausgestattet, wie ein Kinderwagen über die Hochwasserschutzeinrichtung geschoben wird. „Dieses Verjahren wurde aber jetzt nicht ausprobiert, weil das Fliegen mit der Drohne beziehungsweise die Vorbereitungen, unter anderem die Kalibrierung und Übermittlung der Flugroute, sehr viel Zeit in Anspruch genommen hatte“, weiß Carina Heisterkamp.
Dass die RWTH Aachen mit dem Deichverband Bislich-Landesgrenze kooperiert, liege daran, „dass wir schon lange enge Kontakte pflegen“, betont die junge Frau. Schon vor Jahren habe man sich auch mit dem Thema Sensoren-Überwachung befasst. Wobei es interessant wäre zu wissen, ob der „digitale Deichläufer“ in Zukunft auch als Frühwarnsystem im drohenden Katastropfenfall funktioniert. „Dann müsste das Scannen des Deiches wegen einer akuten Gefährdung aber eindeutig schneller passieren, die Daten sehr kurzfristig zur Verfügung stehen und ausgewertet werden können“, betont sie.
Für den Test im Januar hatte der Deichverband eigens beim Kreis Kleve als zuständige Aufsichtsbehörde eine Genehmigung für den geräuschintensiven Drohneneinsatz beantragt, gerade aus Gründen des Vogelschutzes. „Deshalb sollte das Fluggerät ja auch nur außerhalb der Brutzeit hier eingesetzt werden“, ergänzt sie. Das müsste dann natürlich auch im Sommer beim zweiten Flug der Drohne in Esserden berücksichtigt werden. Ein Aspekt, der sicher bei den monatlichen Konferenz-Schaltungen mit den beteiligten Instituten und Ingenieurbüros zur Sprache kommen wird, an denen Carina Heisterkamp quasi als Drohnen-Beauftragte für den Deichverband auch künftig teilnehmen wird.
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