Emmerich/Rees. Das Rheinhochwasser wird wohl noch bis Anfang der Woche steigen. Welche Auswirkungen das auf Vorbereitungen für die Deichsanierung hat.

Es regnet und regnet – und die Pegel steigen an, auch in Emmerich. Schon vor zwei Wochen führte der Rhein mehr Wasser als sonst. Da standen die Fluten bereits vor dem Deich am Klärwerk, wo die Vorbereitungen für die Deichsanierung bereits angelaufen sind. „Ganz aktuell wird gerade die Baustraße im Deichvorland asphaltiert, damit die Firma fertig ist, falls das jetzige Hochwasser die Straße überspült“, erklärt Carina Heisterkamp vom Deichverband Bislich-Landesgrenze. Wobei der Wasserstand, der hier seinen Scheitel wohl Anfang der Woche mit knapp unter sieben Meter erreicht haben dürfte, keine Probleme bereitet. „Für uns ist das wie eine Übung“, gibt die 31-Jährige Entwarnung.

Die asphaltierte Baustraße im Deichvorland ist 1,2 Kilometer lang.
Die asphaltierte Baustraße im Deichvorland ist 1,2 Kilometer lang. © NRZ | remy

Ganz aktuell wird gerade die Baustraße im Deichvorland asphaltiert
Carina Heisterkamp

Donnerstag um die Mittagszeit wurde der Pegel in Emmerich mit 5,80 Meter gemessen. „Klar, dass wir Vorbereitungen getroffen haben“, erklärt Heisterkamp, beim Deichverband für den Fachbereich Technik verantwortlich. Während es für die Schifffahrt noch keine Einschränkungen wie etwa in Köln und Düsseldorf gibt, habe man etwa die Hochwasserschutztore auf ihre Gängigkeit überprüft, „besonders in Rees“, sagt sie. Denn da werde das Hochwasser früher als in Emmerich für Überflutungen sorgen, etwa an der Rheinpromenade.

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Entwässerung des Hinterlandes läuft ununterbrochen

Deutlich mehr beschäftigt den Deichverband die Entwässerung des Hinterlandes, etwa in der Hetter. „Der Regen und das Grundwasser haben die Gräben volllaufen lassen“, berichtet Carina Heisterkamp. Damit nicht das ganze Gebiet unter Wasser steht und enorme Schäden anrichtet, wird es in erster Linie durchs Schöpfwerk Löwenberg abgepumpt. Das ist seit vier Wochen im Dauerbetrieb. „Pro Sekunde werden so 3,7 Kubikmeter Wasser Richtung Rhein gepumpt, das sind 24 volle Badewannen“, hat Heisterkamps Kollege Dennis Steffen hochgerechnet.

Dennis Steffen schaut immer wieder nach dem Fortschritt der Arbeiten und ist sehr zufrieden damit.
Dennis Steffen schaut immer wieder nach dem Fortschritt der Arbeiten und ist sehr zufrieden damit. © NRZ | remy

Echte Probleme für die anstehende Deichsanierung zwischen Dornick und Emmerich, wo gerade die Vorbereitungen durch die Baufirma voll im Gange sind, entstehen durch das Hochwasser aber nicht – auch wenn das Wasser der Straße deutlich näher kommt. Die 1,2 Kilometer lange Baustraße im Deichvorland ist so gut wie asphaltiert. Über die werden, wenn es das Wetter und der Rhein zulassen, ab Januar täglich 150 Lastwagen Sand und Kies angefahren. „Denn im April soll die Sanierung starten“, sagt der Projektleiter für das Bauvorhaben, Dennis Steffen.

Täglich kommen ab Januar 150 Lastwagen

Das Material werde ab Jahresbeginn auf Vorrat herangebracht, und zwar aus den benachbarten Niederlanden und Emmerich. „Ab April wird dann der Deich jeweils auf einer Länge von 300 Metern von der Krone her abgetragen und dann wieder neu als Drei-Zonen-Deich, wie zwischen Bienen und Praest, aufgebaut“, schildert der 43-jährige Bauingenieur die Vorgehensweise der niederländischen Firma Martens en Van Oord. Sie hat den Zuschlag für das 2,5 Kilometer lange und 15 Millionen Euro teure Projekt bekommen, für das sie fünf Jahre Zeit hätte, es aber in zwei Jahren umsetzen will. „Dass sie das können und extrem leistungsstark sind, haben die Niederländer ja schon bei der Deichsanierung zwischen Bienen und Praest gezeigt“, sagt er.

Die Vorbereitungen für die Deichsanierung sind angelaufen. Hinter dem Deich in Emmerich hat die niederländische Firma schon zahlreiche Container aufgebaut, unter anderem für die Bauleitung.
Die Vorbereitungen für die Deichsanierung sind angelaufen. Hinter dem Deich in Emmerich hat die niederländische Firma schon zahlreiche Container aufgebaut, unter anderem für die Bauleitung. © NRZ | Dennis Steffen

Kampfmittelräumdienst bald im Einatz

Zunächst müsste aber noch der Kampfmittelräumdienst sowohl im Deichvor- als auch im Hinterland seine Arbeit machen, nachdem die Absprachen zwischen der Stadt Emmerich, der Bezirksregierung und dem Deichverband abgeschlossen sind. „Dann folgt vor dem Abtragen des Deiches bis auf das Höhenniveau von 1945 die zweite Phase für den Kampfmittelräumdienst“, erklärt der Fachmann.

Wie gesagt: Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Deichsanierung – trotz Hochwasser – nach Plan. „Wobei man natürlich nicht weiß, was noch kommt“, blickt Carina Heisterkamp in die nähere Zukunft. Besseres Wetter ist jedenfalls für die nächsten 14 Tage nicht in Sicht, im Gegenteil. Es soll weitere Regenfälle geben...