Rees/Emmnerich. Anna Delic (55) führt seit 17 Jahren als Pächterin Hotel- und Gaststätte Jonkhans in Rees. Im Juni läuft der Vertag aus. Und dann?

Ruhig ist es gerade. Keine Gäste ordern im Restaurant Speisen und Getränke, die zwei Säle sind nicht besetzt, bei dem Wetter sitzt auch niemand auf der Außenterrasse. Doch der Schein trügt. „Wir haben bald wieder Hasen-Essen mit 50 Gästen und eine Beerdigung mit 70 Personen“, sagt Anna Delic. Sie ist Pächterin des Gastronomiebetriebes Jonkhans an der Bruchstraße in Millingen. Das Gebäude steht gerade zum Verkauf im Internet. Doch die 55-Jährige, die den Betrieb seit 17 Jahren führt, wird wohl ihren Vertag, der noch bis Juni läuft, eventuell verlängern.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg

Wobei das noch bis vor wenigen Tagen nicht danach aussah. Im Gegenteil. „Ich bin eigentlich total erledigt“, sagt die lebenslustige Frau. 16 Stunden pro Tag, und das tagein, tagaus, arbeitet sie für ihr Haus, zu dem auch 18 Hotelzimmer gehören. „Das kostet so ungeheuer viel Kraft“, erzählt die Kroatin, die seit 1989 in Deutschland lebt. Immerhin verfügt das Restaurant über 40 Sitzplätze, der kleine Saal über 30, der große über 200 Plätze – plus die Außengastronomie im Sommer.

Familiäre Beziehung

Besonders an die gemeinsame Zeit mit dem damaligen Vermieter Johannes Jonkhans denkt Anna Delic gerne zurück. Für ihren Sohn sei er wie der Opa gewesen.
Besonders an die gemeinsame Zeit mit dem damaligen Vermieter Johannes Jonkhans denkt Anna Delic gerne zurück. Für ihren Sohn sei er wie der Opa gewesen. © NRZ | remy

Mit 38 Jahren hatte sie damals den Betrieb übernommen. „Der Kontakt kam zustande, weil Johannes Jonkhans und ich den gleichen Steuerberater hatten“, erinnert sich Anna Delic. Das Ehepaar Jonkhans, das den Betrieb 40 Jahre geführt hatte, wollte nicht mehr, suchte einen Nachfolger, wurde aber nicht fündig.

„Da habe ich zugegriffen“, sagt die Gastronomin aus Leidenschaft. Denn zu den Eigentümern, speziell zu Johannes Jonkhans, bestand eine „wirklich familiäre Beziehung“, erinnert sie sich.

Seitdem schlägt mein Herz für die Gastronomie, und ganz besonders für das Hotel und das Restaurant Jonkhans“
Anna Delic - Pächterin

Das sei auch der Grund, warum sie jetzt doch noch über eine Verlängerung des Pachtvertrages nachdenkt. „Ganz besonders Herrn Jonkhans wegen, der vor drei Jahren gestorben ist“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Sie hätte es einfach nicht übers Herz bringen können, wenn das Haus leer stehen würde. Denn für 1,2 Millionen Euro steht es im Internet zum Verkauf. Interessenten soll es aber wohl bislang nicht geben, hört man.

Zweites Standbein aufgebaut

Karnevalisten aus Praest und Millingen, Schützen, Kegelclubs, Radfahrer und viele mehr: Sie alle werden aufatmen, wenn Anna Delic weitermachen wird. „Erst einmal“, schränkt sie ein. Denn die fleißige Frau hat sich schon mal vor zwei Jahren, nach dem Tod von Johannes Jonkhans, ein eigenes zweites Standbein aufgebaut. Ihr gehört mittlerweile die Balkan-Stube in Rees, „die wie das Hotel und das Restaurant hier sehr gut laufen“, verrät sie.

Während in Rees zwei Festangestellte und zwei Aushilfen für sie den Betrieb führen, beschäftigt sie fürs Hotel und das Restaurant an der Bruchstraße fünf feste Mitarbeiter und sechs Aushilfen. Wobei: Die gebürtige Bosnierin, die selbst im Haus wohnt, das es seit 1965 gibt, kümmert sich selbst um die Zimmer ebenso wie ums Frühstück, steht in der Küche, und erledigt viele weitere Aufgaben. „Täglich“, sagt sie trotz aller Mühen mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Denn:

Sie liebt ihre Arbeit

Denn trotzt alle Mühen: Sie liebt ihre Arbeit, „und mein Herz hängt an dem Haus“, gibt sie zu, wenn sie an die Zeit gerade mit Johannes Jonkhans zurückdenkt. Das sei einfach unglaublich schön gewesen, wie sie sich alle verstanden hätten. Und außerdem sei es das Zuhause für ihren mittlerweile erwachsenen Sohn. Delic: „Für ihn war Herr Jonkhans stets wie sein Opa“.

Besonders gelitten habe sie in der Coronazeit. „Da war das Haus sieben Monate lang geschlossen. Einfach schrecklich“, denkt sie an die für sie grausame Zeit zurück. Das wollte sie nie wieder erleben müssen. Auch wenn sie die Zeit für allerlei Dinge im Haus, die getan werden mussten, genutzt habe. Kein Wunder, dass die Inneneinrichtung überall ihre Handschrift trägt. Delic: „Da hab ich auch viel Geld investiert!“

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg