Emmerich. 41. Band des Geschichtsvereins Emmerich trägt den Titel „Emmerichs Stifte, Klöster und Stiftungen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts“.
Dass Emmerich historisch mit vielen Stiftungen gesegnet ist, das zeigt sich noch bis heute. Es ist auffällig, dass in der Rheinstadt immer wieder Stiftungen da einspringen, wo soziale oder kulturelle Hilfe nötig ist. Da ist es doch passend, dass der Verlag des Emmericher Geschichtsvereins in diesem Jahr ein neues Buch unter dem Titel „Emmerichs Stifte, Klöster und Stiftungen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts“ herausbringt. Es ist der 41. Band des Vereins, der Emmericher Geschichte zu Papier bringt.
Die Initialzündung zu dem Buch kam von einem Sparkassen-Mann zum anderen. Dieter Geerlings, der ehemalige Filialleiter in Emmerich, sprach seinen ehemaligen Kollegen Werner Tekolf aus Anholt an, mit dem er zusammen die Friedrich- und Johanna-Littgen-Stiftung auf den Weg gebracht hatte. Tekolf schlug Herbert Kleipaß, Vorsitzender des Geschichtsvereins, vor drei Jahren die Idee vor. Und nun wurde das 256 Seiten starke, mit angenehm großen Buchstaben gedruckte Werk der Öffentlichkeit vorgestellt.
Embrica Decora zur Blütezeit voller Klöstertürme
J.L Romen im Boot
Redaktionell unterstützt wurde Tekolf von Hanne-Dore van den Hoek und Heribert Walter; bei Satz und Gestaltung war Konrad Flintrop engagiert. Für den Umschlag und die Gesamtgestaltung zeichnet die J.L. Romen GmbH & Co. KG in Emmerich verantwortlich.
Unterstützt wurde die Herausgabe – und da wären wir wieder bei den Stiftungen – von der Rudolf W. Stahr-Sozial und Kulturstiftung, vom Förderkreis für Geschichte und Mundart, vom LVR und von der Sparkasse Rhein-Maas.
Das Buch stellt erst die Emmericher und Eltener Klöster vor. „Es gab sehr viele Klöster!“, betont Tekolf und verweist auf das Titelbild des Buches aus 1647; ein Stich von Matthäus Merian. Ein Blick von der Klever Rheinseite auf die Innenstadt Emmerichs in der Blütezeit zeigt so viele Türme. Kein Wunder, dass Everhard Wassenberg in seinem bekannten Embrica Decora-Zitat sagte: „Emmerich ist eine wunderschöne Stadt“, aber eben auch sehr fromm.
Dann folgen die Armen- und Pesthäuser, die ebenfalls stark vertreten waren in Emmerich. Die Pest-Isolation kam lange vor der Corona-Isolation. „Es war damals nicht bekannt, dass die Pest durch einen Bazillus über Ratten übertragen wurde. Die hygienischen Verhältnisse im Mittelalter waren andere. Es war ganz normal, dass es streng roch“, schildert Tekolf. Die Hygiene kam erst im 19. Jahrhundert nach Emmerich. Aussätzige wurden im Melatenhaus am Steintor untergebracht. Wenn sie das Haus verließen, mussten sie mit Klopfern auf sich aufmerksam machen, um andere zu warnen.
In Stiftungen engagieren und sich für den Himmel empfehlen
In vier Kapiteln geht es dann ausführlich um die Stiftungen. Im im Fokus die Frage: Was waren die Absichten? „Am Anfang waren es religiöse Gründe. Die Menschen wollten etwas gutes tun, für ein gutes Seelenheil“, erklärt Tekolf. Sie wollten doch alle in den Himmel kommen.
„Nach der Reformation (1519-1712) hat sich das geändert. Die Linderung des sozialen Elends stand dann im Mittelpunkt“, so Tekolf. Unverheiratete Frauen ohne Kinder saßen zu der Zeit schlichtweg auf der Straße. Weshalb die erwähnten Armenhäuser, praktisch gesehen Frauenhäuser, wichtig waren.
Fabrikanten verewigten ihren Namen
Zu den größeren Stiftungen zählten die Waisenhaus-, die Gasthaus- und die Willibrord-Stiftungen. Auch für viele Fabrikanten machte es sich gut, eine Stiftung zu gründen, um ihren Namen unvergänglich zu machen: die von-Gimborn-, die van-Gülpen- oder die Wesendonkstiftung zum Beispiel. Bei der großen Inflation 1923 verloren die Anlagen der Stiftungen ihren Wert: „Viele gingen zugrunde“, erklärt Werner Tekolf.
Die Nazis befanden die verbliebenen 20 Stiftungen auch noch als zu viele und bündelte die Wohlfahrsstiftungen zur Rudolf W. Stahr Stiftung. 1941 kam die Anweisung das Geld der Stiftungen in Reichskriegsanleihen anzulegen, die nachher nichts mehr Wert waren.
Buch kaufen? Mitgliedschaft mit kostenlosem Buch ist günstiger
Auch nach dem Krieg entstanden noch Stiftungen, wie jene der Sparkasse odder die Eugen- und Elisabeth Reintjes-Stiftung. Tatsächlich wurde Tekolf selbst damit beauftragt 1992 die Bürgerstiftung der Sparkasse mit einem Verögen von einer Million D-Mar auf die Beine zu stellen. Ebenso die Jugendstiftung und die Architekturstiftung (je 500.000 D-Mark), die nachher vereinigt wurden.
550 Exemplare werden gedruckt. Das Buch ist zum strategisch günstigen Preis von 36 Euro nur im Rheinmuseum zu erwerben. Denn günstiger ist es, direkt die Jahresmitgliedschaft im Geschichtsverein abzuschließen für 35 Euro, da alle Mitglieder das Buch kostenlos bekommen. Und das sind über 500, womit für den freien Verkauf nur wenige Exemplare zu haben sind.
Gerd Romen-Naegel wirbt für das Buch: „Ich hatte die Freude, es korrektur zu lesen. Es ist interessant und gut lesbar. Ich hätte einen nüchternen Text erwartet, aber es sind lebendige Geschichten.“
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