Emmerich. . So alt ist keine andere Einrichtung ihrer Art im Düsseldorfer Regierungsbezirk. Gerhard Cremer war im 14. Jahrhundert der Hauptsponsor: Stiftung tut mit ihrem Vermögen immer noch viel Gutes.

Stiftungen zu Lebzeiten auf die Beine zu stellen ist trendy. Im Regierungsbezirk Düsseldorf als Aufsichtsbehörde werden rund 1200 Stiftungen geführt, Tendenz: steigend. „Die Gasthaus-Stiftung in Emmerich ist sogar die älteste noch existierende Stiftung im ganzen Regierungsbezirk“, weiß deren Geschäftsführer Hans-Jürgen Kraayvanger zu berichten.

Kein Wunder also, dass die Gasthaus-Stiftung in Düsseldorf gelegentlich als Vorzeigeobjekt dient. 650 Jahre – das ist ja auch eine ganze Menge. Vielen alten Stiftungen ist längst die Puste ausgegangen, haben sich überlebt oder fusionierten mit anderen Einrichtungen. Die Gasthaus-Stiftung dagegen hat sich als wahrer Überlebenskünstler entpuppt. Erfolg macht eben sexy, deshalb die weite Ausstrahlung.

Herberge für Arme

Die Intention der Gründer vom 22. Oktober 1364, Bürgermeister und Ratsschöffen, hat sich naturgemäß gewandelt und den Zeitläufen angepasst. Doch bis auf den heutigen Tag wird mit dem Stiftungsvermögen in Emmerich viel Gutes getan.

Ohne den Hauptsponsor Gerhard Cremer, gebürtiger Emmericher und Kanoniker zur Heiligen Maria in Utrecht, würde es die Stiftung nicht geben. Dank seines finanziellen Grundstocks aus Vermögenswerten und Spenden konnte ein Gasthaus zur Unterbringung und Verpflegung von Armen, durchreisenden Handwerkern, Pilgern und Studenten (clerici) eingerichtet werden, denen dort ein wenig Behaglichkeit geboten werden sollte. „Das war die Keimzelle der Stiftung“, sagt Kraayvanger, der dem Vorstand seit 1978 angehört.

Das Haus stand auf der Knevel-straße, heute Gasthausstraße, wohl in der Nähe zum Gasthausdurchgang. Als diese Herberge nach ihrem Verfall nicht wieder aufgebaut wurde, erfuhren die Armen aus der Stiftungskasse Bargeldunterstützung.

Die Stadt Emmerich tat also recht daran, zwei Straßen nach ihrem großzügigen Gönner Gerhard Cremer und nach dem ersten Gasthaus zu benennen. Allein auf der Gerhard Cremer-Straße besaß die Gasthaus-Stiftung 21 Häuser, die später an die Mieter zu guten Konditionen verkauft wurden; in einem ist Rainer Bonhof, Fußball-Weltmeister von 1974, aufgewachsen. Heute besitzt die Stiftung einige Mietobjekte und die Altenwohnanlage am Windmühlenweg, die permanent saniert wird. In jüngster Zeit wurde das Haus Steinstraße 13 erworben. Dort entstehen neun barrierefreie Wohnungen.

Auch beim Neubauprojekt auf dem Neumarkt sitzt man mit im Boot mit seniorengerechten Wohnungen; in das Erdgeschoss des Bauteils am Neuen Steinweg soll bekanntlich die Caritas-Sozialstation einziehen. Kraayvanger: „Die Stiftung ist weiter daran interessiert, sich in der Innenstadt zu engagieren und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen.“ Auch für die Jugend legt sich die Gasthaus-Stiftung ins Zeug. So stellt sie der Stadt Räume für die Offene Ganztagsbetreuung zur Verfügung.