Kreis Kleve. Die Städte Emmerich, Rees, Kleve und Kalkar sehen eine angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt. So viele Flüchtlinge gibt es mittlerweile.

Die Unterbringungssituation für Asylbewerber in den Städten Kleve, Emmerich, Rees und Kalkar ist angespannt. Ein Abfrage der NRZ zeigt, dass alle vier Kommunen die Unterbringung nur mit erheblichem Aufwand noch gewährleisten können. Obwohl die Stadt Emmerich in den vergangenen zwei Jahren eine Vielzahl von Wohnungen und Häusern für die Unterbringung von Geflüchteten hat anmieten können, seien die Kapazitäten auf dem Wohnungsmarkt jetzt deutlich geringer geworden. Aktuell stehen der Stadt 50 Objekte zur Verfügung.

In Kalkar gibt es keine freien Wohnungen mehr

Auch die Stadt Rees erkennt, dass die verfügbaren Plätze in der Stadt schnell aufgebraucht sind. Am Melatenweg werde ein weitere Übergangsheim in Form eines vierten Holzhauses errichtet, es soll 2024 fertig sein. „Bis dahin ist die Stadt auf die freien Plätze angewiesen und muss sich weiter bemühen, Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt anzumieten“, so Sprecher Jörn Franken.

In Kalkar ist es seit ein paar Wochen nicht mehr möglich, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen. Die Bürgerbegegnungsstätte wurde als Gemeinschaftsunterkunft hergerichtet. Außerdem wurden Wohncontainer angemietet, die man zwei Jahre nutzen möchte. „Sollte sich der Trend fortsetzen und die Zuweisungen auf diesem hohen Niveau bleiben, reicht auch diese Lösung nicht lange aus. Die Unterbringungssituation ist für alle Beteiligten nicht mehr zufriedenstellend“, schreibt Fachbereichsleiter Stefan Urselmanns.

In Kleve wurde das Franziskushaus für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hergerichtet.
In Kleve wurde das Franziskushaus für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hergerichtet. © NRZ | Andreas Gebbink

Emmerich rechnet mit weiteren Zuweisungen

In Kleve gibt es noch geringe Unterbringungskapazitäten, obwohl man mit dem ehemaligen Franziskus-Haus – ein Altenheim – viel Wohnraum zur Verfügung hat. Zirka 60 Prozent der Flüchtlinge werden in Kleve dezentral untergebracht.

Die Neuzuweisung von Flüchtlingen erfolgt über die Bezirksregierung Arnsberg. In allen vier Städten sind weitere Zuweisungen angekündigt worden. „Für die nächsten Monate rechnet die Stadt Emmerich damit, dass mindestens in ähnlichem Umfang wie zuletzt Zuweisungen vorgenommen werden“, schreibt Sprecher Tim Terhorst. Er verdeutlicht: „Das Aufnahmesoll für zugewiesene Flüchtlinge Ende 2021 betrug 78 Personen, und aktuell Mitte Oktober 498 Menschen.“

Wöchentlich 15 neue Flüchtlinge für Kalkar

Auch in Rees gibt es weitere Zuweisungen. Zuletzt wurden diese für den 19. Oktober angekündigt. Die Ankündigungen erfolgen immer mit einem Vorlauf von zwei Wochen. Die Unterkunftsreserve in Rees liegt derzeit bei 84 Plätzen.

Die Stadt Kalkar rechnet „bis auf weiteres mit hohen Zuweisungen“. Die Bezirksregierung spreche von wöchentlich bis zu 15 neuen Flüchtlingen so Stefan Urselmanns. Unterbringungsreserven hat die Stadt keine mehr, daher wurden auch jetzt die Container aufgestellt. Kleve verzeichnet seit September wieder mehr Zuweisungen. Eine genaue Zahl nennt die Stadt nicht.

Ehrenamt ist weiter extrem wichtig in den Städten

Das Engagement von Ehrenamtlichen ist in den Städten sehr unterschiedlich. In Kalkar gibt es gar kein organisiertes ehrenamtliches Engagement, in Kleve und Emmerich hingegen ist das Engagement sehr hoch. „Es ist wichtig, dass dieses Engagement weiter erhalten bleibt und unterstützt wird“, schreibt Sprecher Niklas Lembeck von der Stadt Kleve. Auch in Emmerich wird diese Arbeit sehr geschätzt.

In Rees ist die ehrenamtliche Hilfe konstant geblieben. Der Verein „Fremde werden Freunde“ engagiere sich stark, so Sprecher Jörn Franken. Er organisiere unter anderem interkulturelle Tage in Rees.

Die Kommunen benötigen mehr finanzielle Unterstützung

Was die konkreten finanziellen Auswirkungen für die städtischen Finanzen angeht, halten sich die angefragten Kommunen mit Zahlen bedeckt. Stefan Urselmanns von der Stadt Kalkar schreibt noch am deutlichsten: „Die Kommunen benötigen dringend eine auskömmliche und verlässliche finanzielle Ausstattung für die Flüchtlingsversorgung. Mit kurzfristigen und teilweise komplizierten Förderprogrammen ist den Kommunen nicht geholfen. Der kommunale Haushalt steht vor großen Herausforderungen.“

Die Stadt Kleve rechnet vor, dass Die Erstattungen für die Flüchtlingsunterbringung nicht alle Kosten decken. Auch Emmerich und Rees nennen keine konkreten Zahlen.

>> Die Zahl der Flüchtlinge in den Kommunen

In Kleve sind mit Stand zum 15. Oktober 617 Schutzsuchende aus der Ukraine sowie 176 Asylsuchende aus anderen Ländern untergebracht. Hinzu kommen 154 geduldete Personen, die in Kleve wohnen.

In Kalkar leben 143 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sowie 211 Flüchtlinge aus anderen Ländern. In diesen Tagen werden weitere 21 Flüchtlinge in Kalkar erwartet.

701 Flüchtlinge in Emmerich

In Rees sind in diesem Jahr 55 neue Flüchtlinge untergekommen. Insgesamt betreut die Stadt 464 Menschen. Hinzu kommen noch die Flüchtlinge, die in einer Zentralen Unterkunftseinheit untergebracht sind, diese wird von der Bezirksregierung Düsseldorf betreut.

In Emmerich gibt es aktuell 481 Flüchtlinge. Hinzu kommen noch 220 anerkannte Flüchtlinge. „Derzeit sind rund 365 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften untergebracht. Tendenz weiter steigend“, so Sprecher Terhorst. In diesem Jahr wurden 158 Personen zugewiesen.