Rees-Millingen. Das Naturbad Millinger Meer bei Rees ist idyllisch, das Strandcafé schön gelegen. Warum man aber nur zum Abkühlen ins Wasser eintauchen darf.

Die Vögel zwitschern, im Storchennest sitzt ein Enten-Pärchen und schnattert lautstark vor sich hin. Der Strandbereich am Millinger Meer ist ruhig und verwaist, wetterbedingt. Denn Sturm und jede Menge Regen sind für heute angesagt. Doch auch sonst sind hier keine Schwimmer im Wasser anzutreffen. „Wir finden einfach keine Badeaufsicht“, sagt Udo Weßling. Seine Frau und er sind Pächter des Strandcafés direkt am Wasser. Doch während das Restaurant prima läuft, geht in Sachen Schwimmen gar nichts.

„Seit Mitte Mai hatten wir nur einen Tag, wo geschwommen werden durfte“, ärgert sich Weßling. Denn nur an diesem einen Tag war ein Rettungsschwimmer vor Ort, so dass die Badegäste – in den Vorjahren bei gutem Wetter zwischen 100 und 200 – ins Wasser konnten und durften. „Es gibt einfach keine Badeaufsicht“, weiß der 56-Jährige. Das Problem besteht eigentlich, seitdem die Weßlings vor drei Jahren das Restaurant samt Badeplatz von der Stadt Rees gepachtet haben.

Zwischenzeitlich wollte Weßling selbst Rettungsschwimmerschein machen

Doch jetzt hatte auch die DLRG, die in den Vorjahren ab und zu vor Ort für die Sicherheit der Badegäste zuständig war, abgesagt. „Keine Leute“ habe die Begründung gelautet. Das sei eigentlich überall zu hören. „In unserem Bekanntenkreis gibt es zwar einen Rettungsschwimmer und einen Bademeister, die sind aber beruflich auch total eingespannt und müssen Überstunden ohne Ende machen“, hat Udo Weßling erfahren.

Udo Weßling montiert den nagelneuen Edelstahl-Grill.
Udo Weßling montiert den nagelneuen Edelstahl-Grill. © NRZ | Remy

Zwischenzeitlich habe er sogar selbst daran gedacht, einen Rettungsschwimmer-Schein zu machen. Die Idee hatte seine Frau. Doch nach reiflicher Überlegung habe man das Vorhaben fallen gelassen. „Ich werde einfach im Restaurant gebraucht“, erzählt Weßling, der ja auch noch einen Handwerksbetrieb führt. Und auch wenn die Töchter Johanna (13) und Emily (20) in den Sommerferien einspringen und jetzt auch eine Vollzeitkraft eingestellt wurde, fehlt Personal.

Gerade Spielküche für Kinder gekauft

Den Kopf in den Sand – der übrigens im Strandbereich bald mal ausgetauscht werden müsste, sagen sie – stecken die beiden Pächter aber nicht. Im Gegenteil. „Wir verschönern hier weiter alles“, erzählt Marika Weßling. Gerade hat sie eine Spielküche für Kinder gekauft, außerdem ein Picknick-Set. Das will ihr Ehemann montieren, damit es im Strandbereich aufgestellt werden kann. Denn auch wenn man offiziell nicht Schwimmen darf ohne Badeaufsicht: „Im Nichtschwimmer-Bereich abkühlen dürfen sich unsere Gäste schon“, meint Uwe Weßling.

Trotzdem sei es ärgerlich, dass nicht geschwommen werden darf wegen fehlender Aufsicht. „Und von 100 Telefonaten am Tag fragen 80 Anrufer, ob denn gerade ein Rettungsschwimmer vor Ort ist“, berichtet Marika Weßling. Das sei anstrengend… In den sozialen Netzwerken informiert sie darüber, ob’s gerade geht mit dem Spring ins kühle Nass des Millinger Meeres – also ob man aktuell eine Badeaufsicht an Land hat ziehen können.

Stadt kann keine Badeaufsicht aus dem Stadtbad ausleihen

Die Stadt Rees als Eigentümer des Strandcafés kann wohl auch nicht einspringen. Darüber hatte Beigeordneter Andreas Mai gerade auf Anfrage in der öffentlichen Ratssitzung informiert. Man könne keine Mitarbeiter vom Stadtbad ausleihen, man brauche sie ja selbst, hatte es geheißen. Aber eine diesbezügliche Anfrage seitens der Pächter würde der Stadt auch nicht vorliegen.

Familie Weßling ist jedenfalls froh darüber, dass das Strandcafé für Events sehr gut angenommen wird, gerade für Feiern wie Hochzeiten. „Die Entscheidung, hier einzusteigen, war absolut richtig“, finden sie beide. Und hoffen, dass das Thema Badeaufsicht irgendwann mal keines mehr ist. Auf jeden Fall haben Kinder jetzt freien Eintritt und Eltern zahlen weiter für einen ganzen Schwimmtag nur zwei Euro. „Wobei: Kinder sind nur dann frei, wenn sie von den Eltern hier bei uns ein Eis bekommen“, schmunzelt Uwe Weßling. Das kostet übrigens nur 80 Cent...

Das Strandcafé Millinger Meer in Rees-Millingen, Luisendorf 16, ist auch in den Ferien von 14 bis 22 Uhr geöffnet – montags ist aber Ruhetag.