Emmerich. Corina Grieger ist auf Begleithund Kenai angewiesen. In einem Geschäft war dieser nicht gern gesehen. Die Emmericherin startete eine Aktion.

Vor knapp 20 Jahren schlug das Schicksal bei Corina Grieger zu. Mehrere Schlaganfälle erlitt die damals 30-Jährige. Teilweise konnte sie kaum mehr sprechen – was sie mittlerweile aber wieder hervorragend kann. Nur, eines kann sie seit den Schlaganfällen nicht mehr: Sich eigenständig fortbewegen. Die heute 49-Jährige sitzt daher in einem elektrischen Rollstuhl.

Mit diesem ist die Emmericherin viel in der Stadt unterwegs. Seit drei Jahren lebt sie wieder in ihrer Heimatstadt. Neben dem Rollstuhl laufend immer dabei ist Griegers treuer Gefährte: Kenai.

Aus der Bäckerei geworfen worden

Die siebenjährige Promenadenmischung aus Rumänien ist Griegers Begleithund. Er hilft der gehandicapten Emmericherin im Alltag. „Und kann im Notfall auch Hilfe holen“, so Corina Grieger. Allerdings: Nicht immer auf Verständnis gestoßen ist das Duo, wenn es in den Geschäften der Stadt unterwegs war. Denn in manchen sind Hunde nicht erlaubt.

„In einer Bäckerei wurde ich einmal rausgeworfen. Oder besser mein Hund“, erinnert sich Grieger. Selbst die Erklärung, dass es sich bei Kenai um einen Begleithund also einen Assistenzhunde – der durch ein auffälliges Geschirr auch als solcher kennzeichnet ist – handele, wollte die Verkäuferin nicht gelten lassen. Für die gehandicapte Emmericherin ein Unding. Und so startete sie eine Aktion.

Mitglied der Initiative Barrierefrei in Emmerich

Vierbeiern Kenai ist stets an der Seite von Corina Grieger. In manchen Emmericher Geschäften darf der Begleithund nicht hinein. Andere stehen dem offen gegenüber und zeigen dies mit einem Aufkleber an der Tür.
Vierbeiern Kenai ist stets an der Seite von Corina Grieger. In manchen Emmericher Geschäften darf der Begleithund nicht hinein. Andere stehen dem offen gegenüber und zeigen dies mit einem Aufkleber an der Tür. © FUNKE Foto Services | Sabine Stein

Corina Grieger ist nämlich Mitglied der Initiative Barrierefrei in Emmerich. Mit weiteren Mitstreitern war sie nun in der Emmericher Geschäftswelt unterwegs – und hat Aufkleber verteilt. Das blaue Emblem weist darauf hin, in welchen Geschäften Begleithunde willkommen sind. So etwa bei Michelbrink auf der Kaßstraße. Oder beim Kapadokya Kebap-Haus an der Hühnerstraße.

„Ich mache gerne dabei mit“, sagt Hasan Tastekin vom Kapadokya Kebap-Haus: „Ich finde die Aktion sehr gut.“ Ohnehin unterstütze er gern. So habe er zum Beispiel auch für mehr Barrierefreiheit in seinem Laden gesorgt – und etwa auch eine Kante am Eingang beseitigt, so dass nun nicht nur Corina Grieger und Kenai problemlos hineinkönnen, „sondern auch ältere Leute mit ihren Rollatoren“.

Aufkleber im Einzelhandel machen aufmerksam

Corina Grieger, die, ebenso wie einige andere Vertreter der Initiative, versucht hat, die Aufkleber im Emmericher Einzelhandel zu installieren, ist nicht immer auf offene Ohren wie etwa bei Hasan Tastekin gestoßen. „Manche wollten den Aufkleber einfach nicht auch noch vorn an die Tür machen“, so Grieger.

Gleichwohl man etwa mit einem Begleithund ins Geschäft dürfe. „Ich weiß, wo ich rein darf. Aber der Aufkleber soll ja auch anderen Gehandicapten zeigen, wo sie eben mit ihrem Begleiter reindürfen“, erklärt sie. Daher wäre aus ihrer Sicht ein Aufkleber überall an den Türen der Geschäfte toll.

So sieht der Assistenzhund-Aufkleber aus, den Emmericher Geschäfte sich an die Tür kleben können.
So sieht der Assistenzhund-Aufkleber aus, den Emmericher Geschäfte sich an die Tür kleben können. © FUNKE Foto Services | Sabine Stein

In Zukunft weiter engagieren für mehr Barrierefreiheit

„Wir möchten in Emmerich dazu beitragen, dass der Zutritt mit Assistenzhunden zu den Geschäften und Einrichtungen in Zukunft selbstverständlich sein wird. Dafür engagieren wir uns, klären die Geschäftsinhaber auf.“

Richtig stolz ist sie darauf, dass sie und ihre Mitstreiter etwa auch Mediziner Dr. med. Dieter Borrmann einen solchen Aufkleber auf die Eingangstür machen konnten.

Die Aktion mit den Assistenzhund-Aufklebern ist nun aktuell eine von hoffentlich weiteren Ideen, den die Initiative Barrierefrei umsetzen will. „Da wird noch was kommen“, verrät Grieger. Doch eben alles bedacht und bei Zeiten. Vor etwa einem Jahr war erst die Gründung. Nun wächst langsam alles.

>> Initiative trifft sich ab April im Ebkes

Ab den 15. April finden die Treffen der Initiative Barrierefrei jeden dritten Samstag im Monat im Ebkes an der Steinstraße statt. In der Zeit von 14 bis 15.30 Uhr freuen sich die Mitglieder über jeden, der sich für das Thema Barrierefreiheit interessiert.