Anholt. Anwohner des Neubaugebietes Linders Feld beklagen, dass viel zu schnell gefahren wird. Irgendjemand hat eigenmächtig ein Schild aufgestellt.

„Also wir haben das Schild da nicht aufgestellt.“ Frank Schaffeld, Leiter des Isselburger Ordnungsamtes, muss am Telefon schon ein wenig schmunzeln: „Das Schild ist gut gemacht, aber man sieht, dass dies kein Originalschild ist, sondern von Hand entworfen wurde.“ Das 5 km/h Schild im Neubaugebiet Linders Feld in Anholt sorgt seit ein paar Tagen für ordentlichen Wirbel im Internet: 5 km/h? Joggen verboten, oder was?

Anwohner beschwerten sich über Raser

Bürgermeister Michael Carbanje berichtete am Mittwochabend im Haupt- und Finanzausschuss, dass es in der Vergangenheit Beschwerden von Anwohner des Linders Feld gegeben hat. Es würde auf den Baustraße deutlich zu schnell gefahren. „Im Baugebiet wird gerast“, teilte man Carbanje mit. Der Bürgermeister hatte daraufhin Kontakt mit dem Eigentümer des noch nicht fertiggestellten Baugebietes aufgenommen und darum gebeten, ein 30 km/h Schild aufzustellen. „Jetzt steht da ein 5 km/h Schild“, so Carbanje, der sich die Situation vor Ort noch ansehen wollte.

Im Linders Feld kann man noch nicht von richtigen Straßen sprechen. Die Bauwege sind noch nicht fertig, es gibt keine Randsteine, hier und da liegen die Kanaldeckel frei, es ist eine Huckelpiste. Wie man hier „rasen“ kann, erschließt sich auf den ersten Blick nicht. „Die Wahrnehmung von Geschwindigkeiten ist immer subjektiv“, sagt Carbanje. Gleichwohl müsse man die Informationen der Anwohner auch ernst nehmen.

Das Baugebiet Linders Feld in Anholt. Die Straßen sind noch nicht ausgebaut.
Das Baugebiet Linders Feld in Anholt. Die Straßen sind noch nicht ausgebaut. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Privatleute dürfen keine Verkehrsschilder aufstellen

Auch Ordnungsamtschef Frank Schaffeld wird sich das Schild jetzt ansehen: „Wenn es auf unseren Flächen steht, dann ist das in Nullkommanix auch wieder weg“, sagt er. Wenn es auf einem Privatgrundstück aufgestellt worden sein sollte, dann werde er den Grundstückseigentümer freundlich darauf hinweisen, dass er sich hier auf rechtlichem Glatteis bewegt. Denn: „Das Anbringen eines Verkehrsschildes ist eine Allgemeinverfügung. Das darf nur das Straßenverkehrsamt machen. Im Grunde begeht man damit eine Amtsanmaßung und die ist strafbar“, sagt Schaffeld, der betont, dass er jetzt nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen möchte, sondern den kooperativen Weg zur Lösung suchen wird.

„Vermutlich wollte der Anwohner einen verkehrsberuhigten Bereich suggerieren und ihm war das blaue Schild mit den spielenden Kindern zu kompliziert“, schmunzelt Schaffeld. Wenn auf diesen Straßen 50 km/h gefahren werden sollte, dann sei man hier definitiv zu schnell unterwegs.

Linders Feld ist Privatgrundstück

Bürgermeister Carbanje berichtet der NRZ auf Nachfrage, dass er bereits von verschiedenen Anwohnern angesprochen worden sei. Letztlich habe er aufgrund der Eigentumsverhältnisse in Linders Feld noch keine Möglichkeit, ein Schild aufstellen zu lassen. „Das ist noch ein Privatgrundstück“, so Carbanje. „Eigentlich gibt es da keine Regeln.“ Erst nach Fertigstellung und Abnahme des Baugebietes gehen die Straßen in das Eigentum der Stadt Isselburg über und erst dann kann die Verwaltung eine Beschilderung anordnen (siehe Infobox). Linders Feld wird von der Volksbank Wohnbau GmbH entwickelt.