Emmerich. In diesem Jahr seien doppelt so viele Kunden in Emmerich-Elten wie sonst. Darum kaufen die Nachbarn in diesem Jahr noch mehr ein als üblich.
Die Familie aus Wehl überlegt noch: Was sollen wir kaufen? Die großen Jungs würden ja am liebsten die Mega-Packung Silvesterknaller mitnehmen, die aber in den Niederlanden in diesem Jahr verboten sind. Und was ist mit der Polizei? Es geht das Gerücht um, dass ein Streifenwagen in Beek, kurz hinter der Grenze bei Elten, stehen soll. Da wird kontrolliert. Die Familie ist mutig: Das schöne Höhenfeuerwerk wird eingekauft – und die Knaller dazu.
Niederländer flippen in Elten aus
Bei Hayo Wolff, Feuerwerksverkäufer aus Elten, tobte am Donnerstag bereits um 7 Uhr der Bär. „Es ist der Wahnsinn“, sagt Wolff, der eigentlich ein robuster Typ ist und Stress durchaus verträgt. Trotz Regens kamen am Donnerstag tausende Niederländer zur Groenlandstraße 29, um sich hier mit Silvesterfeuerwerk für die nächsten Tage einzudecken. Energiekrise? Flaute im Portemonnaie? Ach, was: Die Niederländer kauften wie eh und je für hunderte Euro Silvesterspaß.
„Ich gehe davon aus, dass heute 6000 bis 7000 Kunden kommen werden“, sagt Hayo Wolff zwischen Tür und Angel. Eigentlich hat er jetzt gar keine Zeit für ein Gespräch: Sein Laden ist rappelvoll, an der Kasse bilden sich lange Warteschlangen: „So viele Leute habe ich hier auch noch nicht gesehen“, sagt er und er guckt dabei etwas verzweifelt. Reichen die Vorräte etwa nicht? „Nein, nein, daran wird es nicht scheitern“, sagt der Verkäufer. Im Bunker ist genug vorhanden. Doch in diesem Jahr seien es doppelt so viele Kunden wie sonst.
1000 Euro fürs Silvesterfeuerwerk
Eher mangelte es am Donnerstag an Parkplätzen. Im Gewerbegebiet am Kattegat war alles zugeparkt. Und auch auf der B 220 und der Eltener Straße in Emmerich mussten die Menschen Staus erleiden: Holländer im Silvesterrausch muss man geduldig ertragen.
Sie sind ja trotzdem noch ganz nett. Wie Karel Carus aus Arnheim, der für satte 1000 Euro in Elten zugeschlagen hat. 1000 Euro! Gibt es in den Niederlanden etwa keine hohen Energiepreise? „Doch, doch, aber dafür haben wir gespart“, sagt Karel Carus, der einen vollen Einkaufswagen zum Auto schiebt.
Die Kolonne aus Holland
Bereits um 8.15 Uhr zog die Kolonne mit den gelben Nummernschildern über die Rheinbrücke Richtung Kleve. In einem kontinuierlichem Strom ging es zu den bekannten Verkaufsstellen von Aldi, Lidl, Netto und Kaufland. Die Herren der Schöpfung (es sind meistens Männer) hatten nur eines im Kopf: Silvesterknaller kaufen. Möglichst viel, möglichst günstig.
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Dass in diesem Jahr besonders viele Grenzgänger kommen, mag auch mit den geänderten Bedingungen im Nachbarland zusammenhängen. Die landesweite Regelung sieht zwar kein generelles Böllerverbot vor, aber es dürfen keine Knaller, keine Raketen und auch keine aneinandergeschalteten Knaller verkauft werden. „Alles, was in der Natur irgendwie Müll verursachen könnte, darf nicht in den Verkauf“, erzählt ein Mann aus Zoetermeer. Eigentlich findet er es vernünftig - kauft für seinen Sohn aber trotzdem die kleinen Knaller, die so schön Krach machen: „Wir nennen das leicht-illegales Feuerwerk“, sagt er. Der Markt in Elten würde bewusst diese Lücke jetzt ausfüllen. „Macht er clever“, findet der Mann aus Zoetermeer.
Der Feuerwerksverkauf ist am Donnerstag gestartet und wird auch am Freitag und Samstag weitergehen. Im Kreis Kleve gibt es rund 300 Verkaufsstellen.
>> Sonstige Regeln in den Niederlanden
In den Niederlanden wird das Feuerwerksgeschehen in diesem Jahr genau beobachtet. Das niederländische Parlament wird im Januar über das diesjähriges Silvesterfest debattieren. Sollten die Unfallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren wieder gestiegen sein, wird über die Einführung eines generellen Böllerverbotes nachgedacht.
Die Stadt Nimwegen und die Gemeinde Heumen haben auch für dieses Jahr ein generelles Feuerwerksverbot erlassen. In einer Erklärung vom 28. November teilt die Stadt Nimwegen mit, dass man zwar Feuerwerk verkaufen darf, aber das Entzünden auf der Straße oder im Garten ist in Nimwegen verboten. Das Bußgeld kann bis zu 100 Euro betragen und es gibt eine Strafanzeige. Seit zwei Jahren gibt es in Nimwegen ein Feuerwerksverbot.
In der Nachbargemeinde Berg en Dal sieht man es lockerer: „Wir folgen den landesweiten Regelungen“, sagt Erik van Gelderen, Sprecher der Gemeinde. Entsprechend dürfen aber auch in Groesbeek, Millingen und Ubbergen keine Knaller, keine chinesischen Matten und keine Feuerwerksraketen gezündet werden. Der Gemeindesprecher erwartet nicht, dass es durch das Verbot in Nimwegen mehr Probleme in Groesbeek gibt: „Der Nimweger Bürgermeister hat bereits angekündigt, dass es zwar ein Verbot gibt, aber man habe keine Kapazitäten, dies auch zu kontrollieren“, so van Gelderen.