Rees. In Haldern gibt’s keine Apotheke mehr. Die Apotheke am Stadtgarten stellt Rezeptbriefkästen auf. Förderung zu Lieferengpässen an die Politik.

  • Bundesweit gibt es Lieferengpässe bei Medikamenten – in Rees ist die Lage nicht ganz so ernst.
  • Apotheke am Stadtgarten in Rees stellt in Haldern Rezeptbriefkästen auf.
  • Rezeptbestellungen werden nach Haldern geliefert.

Deutschlandweit kommt es zu Engpässen bei der Versorgung mit Medikamenten. Mal sind es Fiebersäfte, Hustenmittel, Blutdrucksenker, Magensäureblocker oder Antibiotika, die nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Nur mit großer Mühe lassen sich alternative Präparate, andere Darreichungsformen oder andere Dosierungen finden. Wie die Situation konkret in Rees aussieht, darüber informierte Esther Beckmann, die Inhaberin der Apotheke am Stadtgarten.

Kern des Problems sind die geringen Preise für Arzneimittel, die wegen der Rabattverträge in den Keller gegangen sind. Die Pharmaunternehmen haben kein großes wirtschaftliches Interesse mehr daran, bestimmt Arzneimittel zu produzieren. Entweder wird die Herstellung eingestellt oder nach Asien ausgelagert. Bei der Produktion in Fernost kommen zurzeit erhebliche Schwierigkeiten in den Lieferketten hinzu.

Esther Beckmann fordert ein politisches Umdenken

Auch in Rees sind die Lieferengpässe ein Thema. Doch hier kann Beckmann erst einmal Entwarnung geben: „Wir möchten hier den Kunden die Ängste nehmen, wir haben mehrere Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte, die über verschiedenste Plattformen und über mehrere Großhändler viele der seltenen Medikamente beziehen können. Für Antibiotika und andere verschreibungspflichtige Medikamente suchen wir lieferfähige Alternativen und schlagen diese auf Wunsch den Ärzten vor.“

Apothekerin Esther Beckmann zeigt die Rezeptbriefkästen, die nun in Haldern aufgehängt werden. Dort gibt es keine Apotheke mehr.
Apothekerin Esther Beckmann zeigt die Rezeptbriefkästen, die nun in Haldern aufgehängt werden. Dort gibt es keine Apotheke mehr. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

„Es wäre wünschenswert, wenn die Politik die Rahmenbedingungen für die Hersteller schaffen, die Produktionen nach Europa zu verlegen“, erklärte Esther Beckmann, „ebenso wäre es eine gute Idee nicht nur den billigsten Anbieter zu bevorzugen, sondern auch zwei oder drei andere, um die Versorgung sicher zu stellen. Dazu wäre eine grundlegende Reform der Krankenversicherung hilfreich, um die Ursachen der Lieferengpässe an der Wurzel zu packen.

24-Stunden-Abholautomat bei der Apotheke am Stadtgarten

Um konkurrenzfähig zu bleiben, insbesondere gegen die meist günstigeren Online-Anbieter, müssen sich die Apotheken auf die Kundenbedürfnisse einstellen. Zusätzlich zur Beratung vor Ort kann man in vielen Apotheken auch per App, Mail oder Telefon bestellen. Die Medikamente können abgeholt oder nach Hause geliefert werden. Die Apotheke am Stadtgarten bietet außerhalb der Öffnungszeiten zusätzlich einen 24-Stunden-Abholautomaten an.

Da es im Ortsteil Haldern keine Apotheke mehr gibt, hat sich Beckmann entschlossen, an der Bäckerei Jansen und am Hotel Lindenhof zwei Rezeptbriefkästen aufzuhängen. Bestellung werden dort täglich abgeholt und dann nach Hause ausgeliefert.

Mehr Dienstleistungen im Angebot

Apothekerin Esther Beckmann mit dem Rezeptbriefkasten und der Nikolaus (alias Peter Arndsen), der als Arzneimittelbote Medikamente ausliefert.
Apothekerin Esther Beckmann mit dem Rezeptbriefkasten und der Nikolaus (alias Peter Arndsen), der als Arzneimittelbote Medikamente ausliefert. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Auch das Angebot der Apotheke wurde erweitert. Ab sofort können Kunden Blutdruckkontrolle, Inhalationsschulung und Medikationsanalyse als pharmazeutische Dienstleistung in Anspruch nehmen. In den meisten Fällen werden diese Leistungen auch einmal im Jahr von der Krankenkasse bezahlt.

Eine wichtige Position im Versorgungskonzept der Apotheke ist Peter Arndsen. Er ist Arzneimittelbote und liefert die bestellten Medikamente nach Hause. Am 5. Dezember verkleidete er sich als Nikolaus und verteilte in der Apotheke Geschenktüten an die Kinder. Die meisten von ihnen hatten ein selbstgemaltes Bild als Gegengeschenk dabei.