Rees/Emmerich. Das Amtsgericht Emmerich befasste sich mit der Anschuldigung, dass ein Hund in Rees dauernd bellte. Was Zeugen sagten. Wie der Richter urteilte.

Zwei Nachbarn hatten einen Hundezüchter angezeigt, weil seine Tiere tags und nachts übermäßig viel bellen würden. Dem Züchter aus Rees war daraufhin ein Bußgeldbescheid über 100 Euro ins Haus geflattert, womit er nicht einverstanden war. Die Beschwerdeführer waren bereits zu einem früheren Termin angehört worden und hatten ihre Anzeige bekräftigt. Jetzt kam es wegen der Ordnungswidrigkeit zum Fortsetzungstermin vor dem Emmericher Amtsgericht.

Gleich fünf Zeugen wurden gehört. Zuvor hatte der Anwalt des beschuldigten Reesers ausgeführt, dass laut diverser Oberlandesgerichts-Urteile das Bellen eines Hundes hingenommen werden müsse, wenn dieses situationsbezogen geschehe, beispielsweise bei Fremden: „Natürlich ist Bellen von einer Stunde oder mehr am Tag nicht mehr hinnehmbar.“

Eine Zeugin empfindet das Bellen als störend, andere nicht

Eine 70 Jahre alte Frau aus Rhede, die als Zeugin der Beschwerdeführer geladen war, bestätigte dem Gericht, dass jedes Mal, wenn sie bei Sohn und Schwiegertochter zum Kaffee-Besuch gewesen sei, Hunde gebellt hätten. „Trotz verschlossener Fenster war das gut zu hören“, sagte die Rentnerin, selbst Hundebesitzerin: „Das war sehr störend.“

Das hatte eine gute Freundin, ebenfalls Zeugin, ganz anders empfunden. Sie gab an, bei ihren Besuchen nur im Hintergrund Hundegebell gehört zu haben: „Es war aber nicht störend“, sagte die 25-Jährige, die ebenfalls aus Rhede angereist war.

Verteidiger zweifelt and Bell-Protokoll: „Sind das Mutanten-Hunde?“

Zeuge Nummer 3, ein 33 Jahre alter Mann aus Hamminkeln und Freund des Beschuldigten, gab an, mehrmals im Monat bei seinem Freund zu sein: „Und da gibt es kein außergewöhnliches Gebell. Bulldoggen sind allgemein keine Kläffer und schlafen zu 90 Prozent am Tag.“

Das war Anlass für den Verteidiger, das von den Beschwerdeführern für sechs Monate erstelle Bell-Protokoll näher unter die Lupe zu nehmen. Danach sollen die Hunde an einem bestimmten Tag von 13.25 bis 17.26 Uhr durchgebellt haben. „Sind das Mutanten-Hunde?“, fragte der Anwalt mit einer Prise Ironie: „Selbst die eigenen Zeugen haben das nicht bestätigt.“

Nachbar versprach vor Gericht, „dass nachts niemals gebellt wird“

Auch die Lebensgefährtin des Beschuldigten wurde befragt: „In unserer ländlichen Gegend hat fast jeder einen Hund. Nachts gehe ich manchmal raus um zu hören, woher das Bellen kommt. Es war nie bei uns.“ Auch der direkte Nachbar, der als fünfter und letzter Zeuge befragt wurde, hat von langem oder nächtlichem Gebell nichts mitbekommen: „Ich kann Ihnen versprechen, dass nachts niemals gebellt wird.“

Das glaubte dann auch Richter Simeon Spans und stellte das Verfahren ein. Übrigens: Die Hunde-Gegner ziehen jetzt weg.