Emmerich. Beim Bombenangriff auf Emmerich 1944 legt ein Pfarrrektor ein Gelübde ab. Daraus entsteht die Fußwallfahrt nach Kevelaer, die nun Jubiläum hat.
Der 7. Oktober 1944 ist ohne Frage ein Schicksalstag in der Geschichte der Stadt Emmerich. 337 britische Lancaster-Bomber werfen 665 Spreng- und 707.000 Brandbomben auf Emmerich ab. Die Stadt geht unter in Schutt und Asche. An diesem Tag, so will es die Legende, legt Pfarrrektor Heinrich Breuer in der Liebfrauen-Kirche ein Gelübde ab. Sollte das Gotteshaus den Krieg unversehrt überstehen, werde er zu Fuß nach Kevelaer pilgern.
Die Geburtsstunde der Emmericher Fußwallfahrt ist am 9. Oktober 1948
Die Speelberger Kirche blieb wie durch ein Wunder verschont und Heinrich Breuer löste sein Versprechen ein. Am 9. Oktober 1948 machte er sich in den niederrheinischen Wallfahrtsort zur Trösterin der Betrübten auf. Der Pfarrrektor wurde damals auch schon von weiteren Gläubigen begleitet. Eigentlich als einmalige Pilgerreise geplant, war es doch die Geburtsstunde für die Emmericher Fußwallfahrt, die in diesem Jahr vom 1. bis 3. Oktober dann zum 75. Mal durchgeführt wird.
„Wer einmal läuft, läuft immer“, so die Erfahrung von Leo Pastor, der über viele Jahre die Wallfahrt organisiert und begleitet hat. So hat die Fußwallfahrt nach der Jahrtausendwende auch wieder eine Renaissance erfahren. Denn zwischenzeitlich sah es auch mal mau aus. Etwa in den 1970er-Jahren als nur noch 20 Unentwegte sich per pedes Richtung Kevelaer aufmachten. Der Zeitgeist war ein anderer: Die Ostermärsche der Friedensbewegung zogen die Massen.
Lambert Brimmers und Alex Bettray sorgen für den Aufschwung
Pastor Lambert Brimmers und Alex Bettray, der drei Jahrzehnte die Wallfahrt organisierte, rührten daher kräftig die Werbetrommel für den Gang zum Gnadenbild. Bettray war es auch, der den Zusatz „Für den Frieden“ quasi als Slogan erfand. Auch bei der 75. Auflage hat sich daran nichts geändert.
Ausstellung in der Liebfrauen-Kirche in Emmerich
Um das Jubiläum ins richtige Licht zu rücken, wird es an diesem Wochenende eine Fotoausstellung geben. Die Ausstellung, die schon im November 2007 zum 60. Jubiläum im Rheinmuseum zu sehen war, ist nun um einige aktuelle Fotos und Berichte ergänzt worden und wird nun an den eigentlichen Ausgangsort der Pilgergeschichte verlegt: in die Liebfrauen-Kirche. Am Freitag, 16. September, von 15 bis 18 Uhr, am Samstag, 17. September, von 10 bis 18.20 Uhr sowie am Sonntag, 18. September, von 10 bis 18 Uhr ist die Ausstellung, die ursprünglich im Jahr 2007 von Wolfgang Peter und Leo Pastor zusammengetragen wurde, zu sehen.
Das Programm im Überblick
Die Kirchengemeinde St. Christophorus lädt nicht nur zum Besuch der Ausstellung, sondern auch zur Teilnahme an der Jubiläumswallfahrt ein. Folgender Zeitplan ist vorgesehen:
Samstag, 1. Oktober 2022
- 5.30 Uhr: Pilgersegen in St. Martini
- 5.40 Uhr: Pilgersegen in Liebfrauen
- 6.15 Uhr: Start ab Parkplatz Rheinbrücke Klever Seite
- 8 bis 9.45 Uhr: Hl. Messe Restaurant Campino am Wisseler See, anschl. Frühstück
- 12.40 bis 14 Uhr: Andacht und Pause in Uedem
- 16.30 Uhr: Einzug Kevelaer, Begrüßung am Gnadenbild
- 17 Uhr: Kerzenkapelle
Für Wallfahrer, die nicht in Kevelaer bleiben, steht um 18.30 Uhr ein Bus für die Rückfahrt bereit.
Sonntag, 2. Oktober 2022
- 9.30 Uhr: Mitfahrmöglichkeit ab der Liebfrauenkirche
- 11 Uhr: Hl. Messe in der Kerzenkapelle
- 14.30 Uhr: Kreuzweg ab Kerzenkapelle anschließendes gemeinsames Kaffeetrinken im Priesterhaus
- 17.45 Uhr: Rückfahrt Bus ab Kevelaer
Die Reservierung für den Bus und/oder das Kaffeetrinken im Priesterhaus bitte im Pfarrbüro unter 02822/70543 anmelden.
Montag, 3. Oktober 2022
- 8 Uhr: Start Rückweg an der Gnadenkapelle
- 11 bis 12 Uhr: Keppeln, Segen/Pause
- 14.45 bis 15.35 Uhr Wissel, Segen/Pause
- 18 Uhr: St. Martini, Einzug/Schlusssegen
Es besteht die Möglichkeit, Montagmorgen mit dem Bus nach Kevelaer zu fahren, um den Rückweg zu laufen. Um telefonische Anmeldung wird gebeten unter 02822/53313.
Die Fußwallfahrt wird komplett von zwei Fahrzeugen für Gepäck und müde Pilger begleitet. Informationen für Fußpilger unter 02822/53313. Wegen Corona müssen die aktuellen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Eine schriftliche Anmeldung per Post oder E-Mail für die Teilnahme an der Fußwallfahrt ist erforderlich. Anmeldebögen liegen in allen Emmericher katholischen Kirchen aus, Anmeldeschluss ist der 26. September 2022.
>>> Als der Bischof mitlief
Eine der prominentesten Teilnehmer der Emmericher Fußwallfahrt dürfte vermutlich der zu diesem Zeitpunkt amtierende Bischof von Münster, Reinhard Lettmann, gewesen sein. Ihn soll der damalige Organisator Alex Bettray mit der Angabe gelockt haben, dass die Strecke von Emmerich nach Kevelaer nicht 40 Kilometer lang sei, sondern „dreimal drei Rosenkränze kurz“.