Speelberg. . Alte Dame mit neuem Inneren: Die Liebfrauenkirche in Speelberg wird 80 Jahre alt. Die steigende Anzahl an Gläubigen machte ihren Bau notwendig. Festmesse am Sonntag.

Diese alte Dame ist schon ein Phänomen. Denn mit ihren nunmehr stolzen 80 Jahren, hat sie sich äußerlich kaum verändert. Kein Wunder: die dreischiffige Backsteinbasilika mit Pyramidendach, offener Vorhalle und geradem Chorabschluss ist die einzige Kirche Emmerichs, die am 7. Oktober 1944 nicht zerstört wurde. Im Inneren dagegen hat sich seit ihrer Geburtsstunde im Jahre 1933 schon einiges getan. Denn hier wurden im Laufe der Jahre einige Veränderungen vorgenommen. Welche? Das zeigt ein Blick zurück in die Geschichte der Liebfrauenkirche in Speelberg.

Beschwerliche Wegstrecke

Erbaut wurde die Liebfrauenkirche aus einem Grund, von dem die heutigen Pfarrer wohl nur träumen können: Steigenden Seelenanzahl in der Pfarrei Aldegundis und die beschwerliche Wegstrecke zum Gottesdienst, wenn man in einem der Außenbezirke wohnte, machten die Errichtung erforderlich. Anfang der 30er-Jahre initiierte daher Dechant Sprünken aus der Pfarre Aldegundis selbst den Kirchenneubau. Zunächst gründete er einen Kirchenbauverein, der innerhalb von fünf Jahren 60 000 Mark für das Vorhaben sammelte. Dann, 1933, war Baubeginn. Jakob van Aaken entwarf als Architekt die Pläne für die heutige Kirche in Speelberg, die am 13. März 1933 dann auch mit dem ersten Spatentisch durch die beauftragte Firma Pastors in die Tat umgesetzt wurden. Und das in Windeseile. Denn am 23. August konnte bereits das Richtfest gefeiert werden. Natürlich übernahm, bevor die Glocken in den Turm hinaufgezogen wurden, am 8. Oktober 1933 die Glockenweihe Dechant Sprünken selbst. Bevor es dann am 22. Oktober – nach einer Rekordbauzeit von 223 Tagen – soweit war und Weihbischof Dr. Johannes Scheifes die Liebfrauenkirche konsekrierte.

Zunächst feierte die neue Gemeinde ihre Gottesdienste in der stattlichen Kirche. Allerdings nur bis in die 60er-Jahre. Denn da sollte das Kircheninnere, der Gottesdienstraum, wesentliche Veränderungen erfahren. Neben Architekten und Handwerkern wirkten daran auch zeitgenössische Künstler mit. Warum die Veränderungen im Gottesdienstraum notwendig waren, war für die Gläubigen unter anderem durchaus sichtbar. Im Gewölbe des Hauptschiffes gab es Risse. Und nicht nur das: Putzbrocken waren aus diesen Rissen in die Kirche gefallen.

Eine Kirche der Künstler

Die Makel im Inneren von Liebfrauen führten dann dazu, dass das Gewölbe und der Tieferlegung des Chores abgebrochen wurden. Das hat zur Folge, dass im Verlauf der Abrissarbeiten einige markante Punkte der Kirche verschwanden. Dafür zog aber Künstler Waldemar Kuhn – oder besser seine Werke – ein. Er erschuf für Liebfrauen den neuen Altar, der Tabernakel, das Ambo, der Priestersitz, die Bronzeleuchter und das Hängekreuz.

Und noch ein Künstler gestaltete die neue Kirche mit: Ende der 60er-Jahre schuf Glasmaler Joachim Klos die Fenster der Kirche. Der Mönchengladbacher gestaltete auch die beiden Fenster, die in den 80er-Jahren in die Nordwand gebrochen wurden.

Mittlerweile ist die Liebfrauenkirche unter besonderem Schutz gestellt. Denn sie gehört seit dem 25. Januar 1996 zu den Baudenkmälern der Stadt Emmerich.

HINWEIS:
Am Sonntag, 13. Oktober, wird es anlässlich des Jubiläums eine Festmesse geben. Diese beginnt um 11 Uhr. Im Anschluss an die Messe gibt es Kaffee und Kuchen, sowie Gegrilltes. Außerdem ist auch für ein buntes Programm für die Kinder gesorgt.

Übrigens: Der Speelberger Kirchenchor singt, unterstützt vom Chor der Gemeinde Heilig-Geist und zusammen mit dem Emmericher Kammerorchester, die „Kleine Festmesse“ op.37 von Ernst Tittel.

Das Emmericher Kammerorchester spielt zudem während der Festmesse in der Kirche festlich-meditative Stücke von W.A. Mozart (1756-1791).