Kreis Kleve. Der Immobilienmarkt im Kreis Kleve hat sich gewandelt. Die Nachfrage sinkt. Fallen jetzt auch die Preise?
Das Geschäft mit Wohnimmobilien gestaltete sich in der Region viele Jahre lang als sehr einfach: Häuser bis zu einem Preis von etwa 500.000 Euro kamen auf den Markt, blieben dort nur Wochen, manchmal nur Tage oder Stunden. Käufer für Gebrauchtimmobilien fanden sich auch wegen der extrem günstigen Kredite schnell, ein Teil der Sanierung war mit der Erneuerung der Gasheizung erledigt (siehe auch Info-Kasten). So beschreiben hiesige Immobilienmakler und Baufinanzierer die Vergangenheit. Die Gegenwart sieht anders aus, die Lage rund um Neubau und Immobilienkauf hat sich gewandelt.
„Allgemeine Situation wirkt sich aus“, sagt die Sparkasse
„Die allgemeines Situation wirkt sich aus“, sagt Ludger Braam vom Vorstand der Sparkasse Rhein-Maas. Er meint damit wie sein Kollege Oliver Schmidt von der Volksbank Emmerich-Rees neben den bekanntlich deutlich gestiegenen Finanzierungszinsen auch den Anstieg der allgemeinen Lebenshaltungskosten. So mancher Kunde würde bei der Kredithöhe abspecken und geringere Summen aufnehmen. Dafür würden Haus und Grundstück im Zweifel kleiner gewählt oder etwa auf ein Carport oder andere Extras verzichtet. Ein Kompromiss, der früher kaum zu beobachten gewesen sei. Oliver Schmidt: „Die Nachfrage ist weiter da, aber wenig bis kein Eigenkapital, höhere Zinsen und erhöhte Kaufpreise führen bei dem ein oder anderen dazu, dass ein Immobilienwunsch nicht erfüllt werden kann.“
Preise stiegen explosionsartig
Die Kaufpreise seien in der Region in der Tat explosionsartig gestiegen, bestätigt Tanja Arden, Inhaberin von Arden Immobilien aus Kleve. „Eine Doppelhaushälfte aus den 1990er-Jahren, die vor zehn Jahren 220.000 Euro gekostet hat, kostet heute 380.000 Euro.“ Von kurz- bis mittelfristig sinkenden Preisen geht Tanja Arden aber eher nicht aus, wohl aber davon, dass sie nicht weiter steigen.
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Ihr Emmericher Berufskollege Rainer Elsmann schätzt, dass die Nachfrage nach Immobilien um etwa ein Drittel gesunken ist. Das Interesse an Immobilien in der Grenzregion sei zwar nach wie vor sehr hoch, es würde aber inzwischen wieder mehr verhandelt. „Früher gingen Verkäufer nicht mit dem Preis runter, im Gegenteil, es gab für einige Immobilien sogar Bieterverfahren.“
Auch sei das Interesse von Niederländern, auf deutscher Seite der Grenze zu wohnen, sei nach wie vor hoch. Bei 600 Euro pro Quadratmeter Bauland in Nimwegen oder Arnheim sei das kein Wunder“, sagt Ludger Braam. In der deutschen Grenzregion liege man bei 180 bis 220 Euro.
Etwas weiter von der Grenze entfernt liegt das Neubaugebiet Ziegelhütte in Bedburg-Hau. Aufgrund dessen gibt es laut Aussage von Bürgermeister Stephan Reinders nur wenige Niederländer auf dem riesigen Areal (120 Einfamilien- und Doppelhäuser sowie 16 Mehrfamilienhäuser). Der Verwaltungschef reagiert auf Informationen dieser Zeitung, dass auf dem Gelände mehrere private Bauherren in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind und ihr Haus wieder verkaufen müssen, ohne jemals darin gelebt zu haben. „Das ist mir nicht bekannt, wohl aber, dass der ein oder andere um eine Art Aufschub gebeten habe.“
Generell sei es auf dem von der Gemeinde vermarkteten Gelände so, dass Bauherren binnen zwei Jahren nach Baubeginn eingezogen sein sollen. Das schaffe auch aufgrund der aktuellen Lage nicht jeder und wende sich an die Gemeinde. „Es handelt sich um Einzelfälle, Verschiebungen von Terminen sind möglich, die Gemeinde ist da gesprächsbereit.“
Es könnte Preisreduzierungen geben
Noch einmal zurück zu den Preisen für Gebrauchtimmobilien, Blick in die Zukunft: „Wir können uns vorstellen, dass bei der ein oder anderen Immobilie eine Kaufpreisreduzierung vorgenommen werden muss, da der Eigentümer oder Makler auf Basis der Niedrigzinsphase einen höheren Verkaufspreis am Markt erzielen wollte“, sagt Volksbank-Marketing-Chef Oliver Schmidt. „Da die Energiepreise weiterhin steigen werden, glauben wir, dass bei älteren Immobilien Preise gesenkt werden müssen. Es wird schwieriger werden, Immobilien mit einem niedrigen energetischen Standard, die aufwendig saniert werden müssen, zu verkaufen.“
>>> Teure Sanierungskosten
Dass die Sanierungskosten, vor allem für die Heizungsanlage, steigen, da sind sich Immobilienmakler wie Baufinanzierer aus der Grenzregion einig. Das vergleichsweise einfache und kostengünstige Ersetzen der Gasheizung komme für viele nicht mehr in Frage, der Trend zur Wärmepumpe sei ungebrochen.
Wartezeiten von bis zu einem Jahr auf das Gerät sowie erforderliche Einbauten von Photovoltaik-Anlagen oder Fußbodenheizungen brächten Interessenten ins Grübeln, „und am Ende platzt dann der ein oder andere Traum vom Eigenheim.“