Rees. Bei der Untersuchung von Brunnenwasser in Rees war jede sechste Probe über dem Nitrat-Grenzwert. Das ist eine Gefahr für den Gartenteich.
Viele Bürger kamen im August an den Informationsstand vom VSR-Gewässerschutz in Rees, um ihr Brunnenwasser untersuchen zu lassen. Es waren auch zahlreiche Gartenbesitzer dabei, die bei heißen Temperaturen ihren naturnahen Teich wegen der hohen Wasserverluste nachfüllen müssen. Diese kleinen Wasseroasen in den Gärten sind im Zuge des Klimawandels für viele Insekten und andere Tiere überlebenswichtig.
Leider musste jeder sechste Brunnenbesitzer erfahren, dass der Nitratgehalt seines Brunnenwassers den Grenzwert der EU-Nitratrichtlinie von 50 mg/l deutlich überschreitet und nicht für den Gartenteich geeignet ist. Eine derartige Belastung führt zu einer extremen Vermehrung von Algen und dadurch ist das Leben im und am Wasser gefährdet.
„Bereits ab 25 mg/l Nitrat im Teichwasser kommt es zu ökologischen Problemen im heimischen Biotop“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Insgesamt wurde das Wasser von 82 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Emmerich – Isselburg – Rees – Hamminkeln analysiert.
Privater Brunnen in Empel besonders stark belastet
Milan Toups und Dipl.-Ing. Heinz-Wilhelm Hülsmans fanden bei den Untersuchungen 138 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Empel. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Millingen mit 66 Milligramm pro Liter (mg/l), in Bienen mit 108 mg/l, in Esserden mit 56 mg/l, in Bergswick mit 127 mg/l, in Mehrhoog mit 64 mg/l und in Mehr mit 110 mg/l fest. „Dieses stark belastete Grundwasser sickert auch den Bächen und den Flüssen zu. Hier kommt es durch die Belastung zu einer Verringerung der Artenvielfalt“, so Susanne Bareiß-Gülzow.
Die gemeinnützige Umweltschutzorganisation wertet nicht nur die Ergebnisse der Nitratmessungen des Brunnenwassers aus, sondern auch die landwirtschaftlichen, regionalen Daten. Anhand dieser Recherchen können die Umweltschützer erkennen, welche landwirtschaftliche Nutzung besonders zur Nitratbelastung beiträgt. Auf der Homepage der gemeinnützigen Organisation sind die aktuellen Auswertungen veröffentlicht.
Mais-Anbau als Faktor
So stellten die Gewässer-Experten fest, dass in den Kreisen, in denen viel Mais angebaut wird, auch eine höhere Nitratbelastung vorliegt. Im Kreis Kleve wird auf 35 Prozent der Ackerfläche Mais angebaut. Dieser wird erst spät im Jahr geerntet. Somit gestaltet sich der Anbau von sogenannten Zwischenfrüchten, die das überschüssige Nitrat im Boden aufnehmen und damit die Nitratauswaschung verringern könnten, schwierig. Der späteste Aussaattermin ist für viele Pflanzen vor dem Winter zu diesem Zeitpunkt bereits überschritten. Übrig bleiben dann die leeren Felder. Gerade in der Nähe von Biogasanlagen wird besonders viel Mais produziert – es ist bereits von einer „Vermaisung der Landschaft“ die Rede.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich und Umgebung
- Emmerich: So ist es um die Emmericher Finanzen bestellt
- Emmerich: Lehrermangel im Kreis Kleve
- Rees: Ein Wimmelbuch für Rees
- Anholt: Die DRK-Kita in Anholt wird erweitert
- Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg
Weil der Biogasertrag recht hoch ist, wird er von den Landwirten gerne als Energiepflanze angebaut. Man könnte die Energiegewinnung aber durchaus mit Natur- und Gewässerschutz verbinden. Wildblumen eignen sich beispielsweise ebenfalls gut für die Energiegewinnung. Es gibt bereits zahlreiche Landwirte, die diese statt Mais anbauen. Das ist sowohl für die Umwelt als auch für die Bevölkerung eine Bereicherung.
Mehrjährige Wildpflanzenkulturen werden deutlich weniger gedüngt und tragen dadurch zum Gewässerschutz bei. Auf Pestizide kann weitestgehend verzichtet werden. Außerdem sind sie gegenüber dem Maisanbau wesentlich sinnvoller, weil sie vielen Insekten und Tierarten Schutz, Nahrung und Lebensraum geben. „Sie stellen ökologisch wertvolle Flächen dar. Um die Artenvielfalt in unseren intensiv genutzten Agrarlandschaften wieder zu erhöhen, ist auch eine Vielfalt der Kulturen unverzichtbar“, so Susanne Bareiß-Gülzow.
Da die Wildblumen weniger Ertrag als der Mais liefern, erscheint vielen Landwirten der Anbau wenig attraktiv. Eine finanzielle Unterstützung ist notwendig, um die entstehenden Verluste auszugleichen. So gibt es bereits auf Kreis- und Landesebene diverse Vorstöße in Richtung Förderung von Wildpflanzen als Energiepflanzen.
Das fordert der VSR-Gewässerschutz von der Politik
Der VSR-Gewässerschutz fordert von der Politik: Der Anbau von Wildpflanzenkulturen muss zukünftig im Rahmen der EU-Agrarsubventionen so gefördert werden, dass dieser für die Landwirte auch rentabel wird. Erst dann kann die Erzeugung von Biogas nachhaltig werden und einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz darstellen. Auch wenn der Mais nicht als Energie- sondern als Futterpflanze angebaut wird, stellt er ein Problem dar. Der Mais hat innerhalb weniger Jahrzehnte andere traditionelle Futterpflanzen fast völlig verdrängt. Klee, Kleegras, einzelne Gräserarten und Wiesen sind aus der industriellen Landwirtschaft nahezu verschwunden.
Maissilage ist mittlerweile in vielen Tierhaltungen mit Milchkühen Hauptgrundfutter, da damit die Milchleistung steigt. Für eine artgerechte Haltung und Fütterung brauchen die Kühe jedoch Weidegang. Unter Grünland findet nachgewiesenermaßen eine geringere Nitratauswaschung statt. Das ist nicht nur gut für Boden und Gewässer, sondern wirkt sich auch positiv auf den Klimaschutz aus und ist wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt.
Widerstände der Landwirtschaftslobby
Der VSR-Gewässerschutz fordert daher: Die landwirtschaftlichen Betriebe müssen über ausreichende Weideflächen für die Tiere verfügen. Seit 40 Jahren engagiert sich die gemeinnützige Umweltschutzorganisation VSR-Gewässerschutz für das Leben am und im Wasser. Mit ihrer Arbeit setzen sie sich für den Schutz der Gewässer ein und treiben mit ihren Messkampagnen umweltpolitische Maßnahmen voran. Der Verein geht die Probleme der Nitratbelastung des Grundwassers und der Flüsse seit Jahrzehnten hartnäckig an – auch gegen die Widerstände der Landwirtschaftslobby.