Rees-Haldern. Erstmals wurde die Grid-App beim Haldern Pop Festival im großen Stil genutzt. Für viele war das praktisch und einfach. Aber es gibt auch Kritik.
Das Haldern Pop Festival 2022, präsentiert von der NRZ, ging in diesem Jahr wieder ohne Pop-Taler an den Start. Die eigene Währung hat seit letztem Jahr ausgedient und wurde durch die Grid-App ersetzt. In dieser Anwendung für das Smartphone wurden sämtliche Verkäufe in und um das Festival abgewickelt. Vom Festivalticket über Bier, den Kaffee, die Falafel, den Burger oder die Haldern-Pop-Praline wurde alles digital bezahlt. Bei der 39. Auflage wurde die Düsseldorfer App erstmals in großem Stil benutzt.
„Ich find es etwas schade, weil die Pop-Taler schon ihre eigene Romantik hatten. Man ist hier hin gefahren hat sein Geld getauscht und hatte so seinen eigenen Kosmos“, erklärt Stefan aus Bonn. Der ursprüngliche Bocholter will sich aber andererseits auch nicht beklagen, denn bei ihm hat die Grid-App drei Tage lang seinen Dienst getan: „Das war schon auch praktisch und einfach, sich selbst Geld aufzuladen.“
So lief die Zahlung mit der Grid-App
Die App ist so aufgebaut, dass man per Kreditkarte oder PayPal Geld auf sein Grid-Konto laden konnte. Oder aber man lief zu einer der „Grid-Stations“, ehemals der Wertmarkenstand, an denen man sich eine Karte mit einem QR-Code mit einem entsprechenden Betrag aufladen lassen konnte. Oder die Zahlung wurde direkt von der Kreditkarte abgebucht. An den Getränke- und Essensständen hielt man dann nach der Bestellung einfach sein Smartphone oder die Karte mit dem QR-Code an einen der vielen Scanner und der Kauf war abgeschlossen.
Überschüssiges Geld, falls zu viel aufgeladen wurde und man weniger brauchte, konnte man am Ende über die App wieder zurückbuchen. Zudem konnte man in der App das gesamte Getränke- und Essensangebot auf dem Haldern Pop ansehen.
Wird Pfand nicht zurückerstattet?
„Mit dem Pfand lief nicht alles so gut, mal wurde es abgebucht, mal nicht“, sagt Helmut aus Bocholt. Er hatte im Vorhinein erhebliche Vorurteile gegen die Bezahlmethode, muss aber insgesamt zugeben: „Das hat ehrlicherweise erstaunlich gut funktioniert.“ Beim Thema Pfand hat aber auch Sophie aus Düsseldorf was an der Grid-App auszusetzen: „Wenn man nur Pfand abgegeben hat, wurde das Geld als „nichterstattungsfähig“ angezeigt.“ Man konnte das Geld also nur ausgeben, aber nicht zurückbuchen. Ärgerlich, wenn man am Ende des Festivals noch viele angesammelte Becher zurückgibt, aber eigentlich nichts mehr trinken will.
Ein weiterer Kritikpunkt der Düsseldorferin: „Ich hatte jetzt noch 3,50 auf der Karte und mein Mann 50 Cent, eigentlich genug für ein Bier – aber man kann die Beträge nicht kombinieren.“ Mit den Poptalern war das anders und die letzten Reste konnten im Freundeskreis zusammengelegt werden für die letzte Runde am Samstagabend. „Und mit dem Trinkgeld geht es auch nicht mehr so einfach“, ergänzt Sophie.
Düsseldorfer App-Betreiber waren vor Ort ansprechbar
Für Klaus-Dieter Buckermann hat die Zusammenarbeit mit Grid gut funktioniert. Er ist „Familien-Vater“ von den Helfern an der Grid-Station und organisiert die Abwicklung mit den Aufladungen. „Familien-Väter“ heißen die verantwortlichen Organisatoren der verschiedenen Helfergruppen des Haldern Pop, die den gesamten Betrieb des Festivals zum Laufen bringen, vom Aufbau über die Künstlerbetreuung bis zum Spülen der gebrauchten Becher. Buckermann ist seit Beginn Teil des Haldern Pop: „Seit 1984 und eigentlich auch schon früher.“
„Für uns ist das mit der App viel weniger Arbeit“, sagt er. Die Schlangen sind kürzer und man müsse nicht mehr so viel mit Bargeld hantieren, das bringe Sicherheit mit rein. Hier und da gab es aber auch Probleme. „Mal sind auch Leute zu uns gekommen, die dann beispielsweise 90 Euro aufgeladen haben, aber kurz darauf hatten sie sehr viel weniger Guthaben“, erklärt Buckermann. „Da konnte Grid uns dann aber direkt helfen und den Fehler entsprechend ausbessern.“ Die Düsseldorfer waren mit einem Team vor Ort, um an genau diesen Stellen nachzujustieren. Am Donnerstag gab es außerdem zwei Komplettausfälle, wo an keinem Stand mehr etwas abgebucht werden konnte. Dies regelte sich allerdings nach wenigen Minuten wieder.
Stand-Betreiber: Änderungen der Buchungen klappten nur nachts
Aus Sicht der Verkäufer gab es aber wohl mehr Schwierigkeiten, lässt Michael Bury wissen. „Ich will eigentlich nichts Schlechtes sagen über die Kollegen aus Düsseldorf, die sind schon sehr bemüht. Aber wenn man meckern will, dann gibt es da schon ein paar Sachen.“ Bury betrieb den Kaffeestand neben der Hauptbühne Barista Bury. Grundsätzlich habe man das Kassensystem und die Geräte erst auf dem Festival zum ersten Mal gesehen.
Änderungen bei den Buchungen konnten darüber hinaus nur nachts vorgenommen werden und nicht im laufenden Betrieb. Dies führte zu umständlichen Buchungen während der Arbeitszeit, die lange dauerten. „Das ist bei einem Stoßbetrieb wie einem Festival natürlich schwierig“, so der Kaffee-Sommelier. Insgesamt sieht er noch einigen Verbesserungsbedarf für das System, empfand den Support durch die Firma Grid vor Ort aber als sehr gut.
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„Das App-Design gefällt mir nicht, es ist wenig übersichtlich“, sagt Lukas aus Frankfurt. Der Softwareentwickler ist vom Fach, hat aber eigentlich nur rein optische Mängel zu beklagen, sonst hat auch bei ihm die App gut funktioniert.
Abwarten, wie gut die Rückabwicklung funktioniert
Kritik kommt auch von Oliver Marsden: „Why no cash?“, fragt der Engländer, der mittlerweile in Bochum lebt. Warum nicht Bargeld? Er verstehe nicht, wieso nicht einfach Bargeld zum Bezahlen genutzt wird und dass mittlerweile immer der Umweg über eine App genommen werden muss. Bargeld finde er einfach praktischer und es könne dann auch keine Probleme mit der Software geben. „Money is money, and it works“, sagt Marsden. Geld ist Geld. Und das funktioniert. Doch auch bei dem ursprünglichen Londoner hat die Grid-App alle drei Tage ohne Probleme funktioniert.
Final muss das Festival entscheiden, ob der Umstieg auf die Grid-App ein Erfolg war. Zunächst muss noch die Rückabwicklung für die Besucher sauber laufen und auch die Abrechnungen mit den Verkäufern müssen stimmen. Im Gesamteindruck waren die meisten Leute aber zufrieden mit der neuen Bezahlmethode, auch wenn es hier und da mal Probleme gab.