Emmerich. Emmericher Servietten-Hersteller Hantermann setzt trotz Krisenzeiten seine Expansion fort. Warum das Unternehmen so viele neue Mitarbeiter sucht.

Erst die immer noch bestehende Corona-Pandemie, dann der Angriff auf die Ukraine, der eine extreme Kostenexplosion bei der Energie-Versorgung zur Folge hat: In diesem sehr schwierigen Umfeld ist das Emmericher Unternehmen Hantermann, das schwerpunktmäßig Einweg-Servietten herstellt, trotzdem weiter auf Expansionskurs. „Wir haben einen enorm hohen Auftragseingang“, sagt Firmenchef Michael Hantermann. Und um den auch erfüllen zu können, braucht die Firma am Standort Emmerich mehr Personal, und zwar deutlich mehr.

Wobei die Bestellungen sowohl aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden eingegangen sind. „Diese positive Entwicklung hat uns aber auch an unsere Kapazitätsgrenzen gebracht“, sagt der 53-Jährige. Denn jetzt schon würden die Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten, auch samstags. Das sei ihnen nicht länger zuzumuten, findet der Unternehmer. Deshalb will er 28 neue Leute einstellen. Erste Stellenanzeigen seien bereits bis ins Ruhrgebiet hinein geschaltet, weitere würden folgen.

Die Produktion von Servietten läuft bei Hantermann in Emmerich auf Hochtouren. Jetzt sind drei weitere Anlagen geordert.
Die Produktion von Servietten läuft bei Hantermann in Emmerich auf Hochtouren. Jetzt sind drei weitere Anlagen geordert. © WAZ FotoPool | Diana Roos

Emmericher Unternehmen hat drei weitere Anlagen bestellt

Mittlerweile hat Hantermann bereits zu den zwölf Produktionsmaschinen, die in Emmerich laufen, drei weitere geordert. „Dabei handelt es sich um eine der größeren Einzelinvestitionen unseres Unternehmens“, sagt er. Auch die Einstellungsoffensive sei in der 65-jährigen Firmengeschichte sicher die größte. Gesucht werden demnach bis zu zwölf Maschinenführer, acht bis zehn Maschinen-Assistenten, dazu Lageristen, Produktionsplaner, zudem Mitarbeiter im Marketing-Bereich und für die Finanzbuchhaltung.

Und das alles stemmt das Familienunternehmen in wirklich schwierigen Zeiten. Denn die hochwertige Rohware, die Hantermann für seine Servietten-Produktion benötigt, kommt zumeist aus Skandinavien. Und da sind die Preise allein für die Energie „um bis zu 600 Prozent in die Höhe geschnellt“, weiß der Emmericher. „Das hat wiederum zur Folge, dass manche Hersteller die Produktion stark reduziert haben, weil es nicht mehr wirtschaftlich ist“, sagt er. Deshalb sei der Markt wie leergefegt.

Stromkosten sind seit Ukraine-Krieg um 71 Prozent gestiegen

Es sei einfach extrem schwierig, überhaupt noch an Zellstoff, den Hantermann an zwei Standorten in Emmerich verarbeitet, zu kommen. Hantermann: „Eigentlich gibt’s im Moment nur noch wenige Hersteller, bei denen wir ordern können.“ Und bis geliefert würde, könne es auch lange dauern. Das Unternehmen selbst hat mit Preissteigerungen im Bereich der Rohstoffe gut 43 Prozent im Vergleich zur Zeit vor dem Ukraine-Krieg zu kämpfen. Auch die Stromkosten sind um 71 Prozent gestiegen. Zumindest wird für die Produktion kein Gas benötigt.

Mit der Geschäftsentwicklung kann Hantermann, der im Jahr viele Hundert Millionen Servietten in allen möglichen Farben, Formaten und Qualitäten überwiegend für die Hotellerie, Gastronomie und Industrie herstellt, sehr zufrieden sein. Die Umsätze in der gesamten Region Deutschland, Österreich und Schweiz, sowie in den Niederlanden liegen deutlich über dem Niveau von 2019 – dem Vergleichsjahr vor der Pandemie.

Firma kann schneller auf andere Servietten-Formate wechseln

Von den drei bestellten Anlagen, von denen eine neue schon zwischen 1,5 Millionen und zwei Millionen Euro kostet, sollen Ende September schon zwei geliefert werden. Die können dann bis zu 350 Meter pro Minute schaffen. „Wobei für uns nicht die Schnelligkeit maßgeblich ist, sondern dass wir schnell von einem auf ein anderes Format wechseln können und zusätzliche Maschinen sorgen zudem für weniger Rüstzeiten und somit Stillstand“, erklärt Michael Hantermann.

Der nach den ersten Stellenanzeigen, die gelaufen sind, vorsichtig optimistisch ist. „Es haben sich schon mehr Interessenten gemeldet als zu erwarten war.“ Das sei in diesen Zeiten des Personalmangels in quasi allen Bereichen schon erfreulich.