Kreis Kleve. Der Kreis Kleve erhöhte die Taxitarife bereits im Dezember. Auch im Juli wird es eine Erhöhung geben. Diese Preise müssen künftig gezahlt werden.

Die Taxitarife im Kreis Kleve werden bald teurer. Der Kreistag beschloss jetzt eine Anhebung der Sätze um durchschnittlich 20 Prozent in zwei Etappen im Juli und Oktober. Von den Branchenvertretern waren noch höhere Sätze beantragt worden. Gründe für die deutlichen Preissteigerungen sind die Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro, die Benzinpreissteigerungen und die steigenden Kosten für Versicherungen und Verwaltung. Im Dezember 2021 gab es bereits eine Erhöhung der Tarife.

Kreispolitik ist mit dem Beschluss nicht einverstanden

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Die Kreispolitik war mit dem Beschluss unisono nicht einverstanden, da man gerne auch die Forderungen der Taxibranche erfüllt hätte. Andererseits: „Wir sollten uns hier nichts vormachen: Taxifahren wird zum Luxus“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Franken. Er möchte für die Zukunft Sondertarife etwa für alte Menschen in Seniorenwohnheimen, damit diese sich das Taxifahren überhaupt noch leisten können.

Er erkennt bei den Taxitarifen ein Dilemma. Einerseits müsse man den gestiegenen Kosten der Branche Rechnung tragen, andererseits müsse man auch an die Kunden denken. Denn das Taxifahren im Kreis Kleve ist bereits sehr teuer, wenn man die Tarife mit anderen Regionen in NRW vergleicht.

Nachtfahrten kaum noch möglich?

Auch die FDP zeigte sich unzufrieden. Ralf Klapdor hält die Erhöhung für zu niedrig. „Wir sehen die Not der Taxi-Unternehmen nach zwei Jahren Corona nicht adäquat abgebildet“, so Klapdor. Aber eine zu niedrige Erhöhung sei immer noch besser als gar keine Erhöhung.

Paul Düllings (CDU) erinnerte daran, dass das Taxifahren noch bezahlbar bleiben müsse. Das Gutachten des Unternehmens Linne & Krause, welches der Tariferhöhung zugrunde liegt, sei „gut, aber miserabel vorgestellt worden“, so Düllings. Er fürchtet, dass man künftig kaum noch Fahrten in der Nacht bekommen könne, auch wenn diese für Taxi-Unternehmen verpflichtend sind.

Personalkosten steigen durch den Mindestlohn stark

Die größten Kostentreiber für die Taxi-Unternehmen sind die Personalkosten, die 55 bis 60 Prozent der Gesamtkosten eines Taxiunternehmens ausmachen. Der Mindestlohn wird zum 1. Juli von 9,82 auf 10,45 Euro angehoben und dann zum 1. Oktober auf 12 Euro. Kräftig gestiegen sind auch die Dieselkosten. Hier rechnet das Gutachten mit einer Steigerung von 55,2 Prozent. Aber im Grunde seien die Dieselkosten zurzeit „unkalkulierbar“. Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass die Unternehmen im Rahmen einer Sondervereinbarung einen Treibstoffkostenzuschlag in Höhe von einem Euro je Fahrt erheben können, um den Anstieg der Dieselkosten auszugleichen.

Taxibranche ist unzufrieden

Der Gutachter lehnte eine Erhöhung der Taxitarif um 25 Prozent ab, da man diese am Markt nicht durchsetzen könne.

Im Kreis Kleve haben sich die Taxiunternehmen zu einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen. Sprecher Stefan Vollert ist mit dem Ergebnis nicht zu frieden: „Wir befürchten, dass wir bei zwölf Euro Mindestlohn nicht mehr kostendeckend arbeiten können.“ Nahezu alle Preise seien stark gestiegen. Für einen VW Touran bezahle er heute 33.000 Euro, vor sechs Jahren seien es noch 23.000 Euro gewesen.

„Ein Restaurantbesuch ist auch teuer“

E-Mobilität

Die SPD möchte bei den kommenden Haushaltsberatungen noch einmal über die Taxitarife sprechen und hier auch Sondertarife für bestimmte Gruppen ermöglichen. „Auch der Nightmover wird ein Thema werden“, ist sich Jürgen Franken sicher. Denn auch hier müsse man die Bezuschussung des Tickets vermutlich anpassen, um den gestiegenen Kosten Rechnung zu tragen.

Jürgen Franken sieht auch die Notwendigkeit der Taxiunternehmen, Rücklagen zu bilden, um in Elektroautos investieren zu können.

Für Unternehmer Stefan Vollert spielt E-Mobilität noch gar keine Rolle. Durch die Ladezeiten müsse man nicht 28 Autos, sondern 38 Autos vorhalten. 180.000 Euro müsste er investieren. Das sei absolut illusorisch.

Dass man sich das Taxifahren nicht mehr leisten könne, sieht Vollert differenziert: „Ein Restaurantbesuch ist auch teuer, ebenso das Tanken. Aber das scheint niemanden zu interessieren. Nur beim Taxi wird dann später gemeckert.“