Emmerich/Kreis Kleve. Sabine Hesseling ist Direktkandidatin für Die Linke bei der Landtagswahl. Die Emmericherin möchte Kernkompetenzen ihrer Partei hervorheben.

Sich selbst für ein politisches Mandat zu bewerben, mit dem Gedanken hat Sabine Hesseling nie gespielt. Ihr Bild auf einem Wahlplakat, das an einem Laternenpfahl hängt – undenkbar für die Emmericherin. „Ich bin keine Person, die gerne im Mittelpunkt steht oder in die Öffentlichkeit drängt“, sagt die 51-Jährige.

Sabine Hesseling aus Emmerich ist Direktkandidatin für Die Linke bei Landtagswahl

Und doch steht Sabine Hesseling am 15. Mai als Direktkandidatin für die Partei Die Linke im Wahlkreis Kleve II auf dem Stimmzettel. „Ich bin gebeten worden und habe mich dann zur Verfügung gestellt“, erklärt die Landtagskandidatin der Linken.

Über Erfahrung in politischen Gremien verfügt sie nicht. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Seiteneinsteigerin. „Das kann durchaus auch ein Vorteil sein“, sagt Hesseling, die bei einem in Emmerich ansässigen Postzustell-Dienstleister in der Verwaltung beschäftigt ist. „Vielleicht schaue ich dann auch auf den ein oder anderen Punkt mit einem anderen Blickwinkel.“

Ihre politische Biographie ist typisch für viele Linke in Nordrhein-Westfalen. Sie entstammt einem Arbeiterhaushalt. Ihr Vater wählt SPD - bis Mitte der 1980er-Jahre. Dann wird er Nichtwähler. „Er hat schon damals gesagt, dass die SPD nichts mehr für die ‘kleinen Leute’ tun würde“, berichtet sie. „Damals habe ich das nicht verstanden, schließlich muss man doch wählen gehen. Jahre später habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht.“

Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit

Sie selbst wählt also zunächst SPD, später dann die Grünen, schließlich findet sie mit Mitte 40 ihre politische Heimat bei den Linken. Dass sie als Direktkandidatin den Einzug in den Landtag schafft, glaubt Sabine Hesseling nicht: „Hier im Kreis wird doch die CDU gewinnen – wie immer“, sagt sie.

Dennoch findet sie es wichtig, dass die Linke im künftigen Landtag vertreten ist, um vor allem das Themenfeld soziale Gerechtigkeit auf die Agenda zu bringen. „Und das was viele gar nicht wissen, wir haben ja auch ein starkes grünes Wahlprogramm“, erklärt die Kandidatin. „Denn Klimaschutz ohne soziale Gerechtigkeit funktioniert nicht. Man muss bei dem Thema auch die Menschen mitnehmen.“

Kandidatin hat klare Meinung zu Gendersternchen und Rastafrisur

Gerade in diesen Punkten wird deutlich, dass Sabine Hesseling einen klaren Standpunkt vertritt: „Man kann doch nicht von einem Hartz-IV-Empfänger verlangen, dass er jetzt aufhört, Fleisch zu essen, weil er es sich nicht mehr leisten kann.“ Ob die aktuelle politische Großwetterlage den Linken zurzeit eher schadet oder nutzt, kann die Kandidatin nicht sagen. „Nach der letzten Bundestagswahl sind die Mitgliederzahlen bei uns stark angestiegen, jetzt sind sie wieder rückläufig“, so Hesseling. „Jeder hat da so seine eigene Meinung, wieso das so ist, auch in der Parteiführung.“

Allerdings ist die Emmericherin schon der Meinung, dass die Partei sich auf ihre Kernkompetenzen besinnen sollte. Dass Wähler abwandern würden – übrigens auch zur AfD – zeige doch, dass diese sich von den Linken nicht mehr richtig vertreten fühlen. „Teilweise kann ich das auch verstehen“, gibt Sabine Hesseling zu. „Wenn es da Diskussionen um Gendersternchen gibt. Was hat das noch mit Arbeitslosigkeit zu tun?“

Steckbrief Sabine Hesseling.
Steckbrief Sabine Hesseling. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Die zuletzt hochgekochte Diskussion in der Fridays for Future Bewegung über Rastalocken, findet die Emmerichern „völlig übertrieben“. Mit der Argumentation zur so genannten kulturellen Aneignung kann sie nichts anfangen. „Die Kulturen mischen sich seit Jahrtausenden“, so die Emmericherin. „Das machen Menschen nun mal so. Das ist völlig normal. Wenn dann jemand ausgeladen wird, weil er Rastalocken hat, dann kann man genauso gut sagen, ihr dürft keine Pizzas und keine Spaghettis mehr essen. Das ist ja auch kein deutsches Kulturgut.“

Ihr gehen diese Diskussion an den wirklichen Problemen vorbei. Etwa die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, die in Zuge von Corona noch mal größer geworden sei. Auch die aktuellen Preissteigerungen seien für viele Menschen ein riesiges Problem.

Keine Wahlplakate mit ihrem Foto

Ihre Mitbewerber um das Direktmandat im Wahlkreis Kleve II, der rechtsrheinisch die Städte Emmerich und Rees sowie auf der linken Rheinseite Bedburg-Hau, Goch, Kranenburg und Kleve umfasst, kennt Sabine Hesseling nicht persönlich. Sollte sie wider Erwarten doch in den Landtag kommen, will sie dort ihre Arbeit „so gut es möglich ist machen“.

Zumindest parteiintern hat sie schon Durchsetzungsvermögen gezeigt. Wahlplakate mit ihrem Konterfei an einem Laternenpfahl wird es nicht geben. „Das ist bei den Kollegen auch nicht ganz so gut angekommen“, erklärt die Kandidatin. „Aber eigentlich geht es ja auch um die Partei und nicht um mich.