Emmerich/Kleve. Die gesamte Kaffeebranche hat von der Corona-Pandemie profitiert. Das merken die Großhändler, die Maschinenproduzenten und die Einzelhändler.

Die Preise für Kaffee haben sich in den vergangenen Monaten in unglaubliche Höhen geschraubt. Ein Kilo der Kaffeesorte Arabica hat sich um 100 Prozent verteuert. Hohe Frachtpreise und das trockene Wetter in Südamerika sind die Preistreiber. Das führt aber nicht dazu, dass die Nachfrage gesunken ist. Im Gegenteil: „Wir sind ganz klar Gewinner der Corona-Krise“, sagt Lars Hövelmann von der Kaffeegarage in Emmerich.

Der Kaffeekonsum ist ungebrochen

Die Nachfrage nach guten Kaffeesorten und Kaffeevollautomaten sei ungebrochen hoch. „Ob das Kilo jetzt 20 Euro oder 21,50 Euro kostet, das ist vielen Kunden, die guten Kaffee haben wollen, egal“, sagt Hövelmann, der ausschließlich Kaffee der Emmericher Rösterei Van Gülpen verkauft. Zu Weihnachten habe man keinen einzigen Vollautomaten verkaufen können und zwar nicht, weil die Nachfrage nicht da war, „sondern weil die Hersteller nichts mehr liefern konnten“, so Hövelmann. Nach wie vor müssen man vier bis acht Wochen auf eine Maschine warten.

Mit dem vermehrten Homeoffice sei auch die Nachfrage nach Kaffee-Vollautomaten deutlich gestiegen. Wer zu Hause arbeitet, der möchte offenbar auch einen gescheiten Kaffee trinken. „Mit den Lieferengpässen und den gestiegenen Preisen kämpfen alle“, meint Hövelmann. Allein der Kaffeetransport sei enorm teuer geworden: „Vor Corona kostet eine Container 2500 Euro, jetzt zahlen sie 15 bis 20.000 Euro, das macht sich natürlich auch irgendwann im Preis bemerkbar.“

In Deutschland wird mehr Kaffee getrunken. Lutz Reinhart-van Gülpen sieht nach wie vor einen stabilen Markt, obwohl die Preise deutlich gestiegen sind.
In Deutschland wird mehr Kaffee getrunken. Lutz Reinhart-van Gülpen sieht nach wie vor einen stabilen Markt, obwohl die Preise deutlich gestiegen sind. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Börsenpreise zum Teil verdoppelt

Lutz Reinhart-van Gülpen, Geschäftsführer des ältesten Kaffeerösters der Welt in Emmerich, berichtet davon, dass sich die Börsenpreise in den vergangenen Monaten zum Teil verdoppelt haben. Ursächlich seien die teureren Lieferketten, aber auch eine Frostperiode in Brasilien, die zu einer Verknappung des Angebotes geführt habe. „Und dann springen natürlich in solchen Situation immer auch die Spekulanten auf“, ärgert sich Reinhart-van Gülpen, der es lieber sehen würde, wenn Lebensmittel gar nicht an der Börse gehandelt werden.

Auch der Kaffeeröster aus Emmerich musste seine Preise anpassen. „Wir haben einen Euro je Kilogramm aufgeschlagen, in der Hoffnung, dass sich die Preise bald auch wieder normalisieren“, sagt er. Gleichwohl müsse man auch sagen, dass die Korrekturen der Marktpreise auch ihre Berechtigung haben: „Der Kaffeepreis war viele Jahre zu niedrig“, so Reinhart-van Gülpen. Die Bauern hätten Schwierigkeiten, kostendeckend zu arbeiten. Reinhart-van Gülpen bezieht seine Spezialitätenkaffee unter anderem aus Brasilien, Kolumbien, Indien, Indonesien, Äthiopien und Kenia.

Eine Reduzierung der Nachfrage könne er nicht feststellen. Bis jetzt sei der Verkauf in den Supermärkten nach wie vor stark. Sorge könne die Situation in der Gastronomie bereiten, die Branche ist durch Corona-Pandemie stark getroffen und hier mag es dann Überlegungen geben, auf günstigere Sorten umzusteigen: „Aber wer einmal beim Spezialitätenkaffee gelandet ist, der stellt auch nicht mehr so schnell um“, sagt Reinhart-van Gülpen.

Auch Röstmaschinen boomen auf dem Weltmarkt

Lachende Gesichter sieht man bei Probat, dem weltweit größten Hersteller von Kaffeeröstmaschinen. „Wir haben nach wie vor einen extrem hohen Auftragsbestand. Das hat auch jetzt durch die hohe Preisgestaltung nicht nachgelassen“, sagt Probat-Sprecherin Iris Gerlach. Wegen der Pandemie habe sich der Kaffeekonsum deutlich vergrößert. „Das Kaffeetrinken hat sich verlagert - weg von der Gastronomie und mehr ins Eigenheim. Geröstet wird aber nach wie vor viel“, so Gerlach. Das boomende Geschäft zeige sich auch in der deutlichen Erweiterung der Produktionskapazitäten in Emmerich, die im September abgeschlossen sein soll.

Daniel Binn, Mitarbeiter des lokalen Rösters „Koffie Kompanie“ in Kleve, sieht eine insgesamt angespannte Lage auf dem Kaffeemarkt. Einige Sorten könne man aktuell gar nicht mehr beziehen. „Gerade brasilianische Kaffeesorten sind schwer zu bekommen. Aber jede Region hat gerade ihr Päckchen zu tragen“, sagt er. Wenn man sich die Chargen im Einkauf gesichert habe, sei die Situation etwas besser: „Ansonsten ist das gerade wie an der Börse: Die Preise schwanken täglich“, sagt er.

Man gönnt sich ja sonst nichts

Die „Koffie Kompanie“, die bislang als „Joto & Coco“ firmierte, eröffnet unter neuem Namen am 25. April ihr renoviertes Kaffeehaus mit verändertem Konzept an der Kavarinerstraße in Kleve. Man merke deutlich ein großes Interesse an guten Kaffeesorten, an fair gehandeltem Kaffee, der auch biologisch angebaut wird. „Viele haben sich einen Vollautomaten angeschafft und wollen jetzt auch einen guten Espresso oder Cappuccino trinken.“